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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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gegen den Koch des Königs zu sagen.
    Im Saal begann man währenddessen bereits den Nachtisch aufzutragen. Weißes Konfekt aus Venedig wurde gereicht, Käse und Birnen, verschiedene Kompotte, kleine Pasteten, gekochte Cremes, Feigen, Datteln, Weintrauben und Nüsse aufgetischt, dazu Krüge mit süßem Wermutwein. Vor allem die Damen griffen noch einmal tüchtig zu, und sogar König Sigismund nahm sich von der einen oder anderen Süßspeise etwas auf seinen silbernen Teller und leckte sich nach jedem Bissen gutgelaunt die Finger. Immer wieder füllte er seinen Pokal mit Wein, die Musikanten spielten Tanzweisen, der König wurde zusehends vergnügter, und schließlich erhob er sich, sprang über den Tisch und bat seine Königin zum Tanz. Diese blieb peinlich berührt sitzen, da nahm Sigismund dem nächststehenden Musiker die Leier aus der Hand und begann selber zu spielen und das Lied mitzusingen, das gerade vorgetragen wurde, obwohl er es nicht besonders gut konnte. Er stampfte mit den Füßen dazu, und die Gäste klatschten im Takt mit. Da kam der König erst richtig in Fahrt. Er sprang auf den Tisch und lief mit der Leier die Tafel entlang, die dort Sitzenden schoben rasch Schüsseln, Krüge und Gläser zur Seite, doch sie konnten nicht alles retten, ein paar der Noppenbecher landeten auf dem Boden, wo ihnen aber wegen der Strohmatten nicht viel geschah. Alle erhoben sich nun von ihren Sitzen und klatschten und sangen mit, sogar Barbara, auch wenn sie ihren Gatten dabei streng ansah.
    Doch da wurde das lustige Spektakel jäh unterbrochen. Der Ritter, der den halben polnischen Wappenadler gegessen hatte, wurde mit einem Mal kreidebleich, sackte zusammen und fiel nach hinten von der Bank. Die Gäste hörten nach und nach auf zu klatschen, nur Sigismund und die Musiker sangen noch ein wenig weiter, weil sie nicht gleich bemerkten, was passiert war.
    »Schnell, bringt Wasser!«, rief einer der Polen und versuchte, den am Boden Liegenden, der sich inzwischen in wilden Krämpfen hin und her warf, festzuhalten. Er zitterte, obwohl er schweißüberströmt war, er stöhnte und schrie: »Jest zimno! Jest zimno! Lód w krew!«
    »Ihm ist kalt, bringt eine Decke!«, rief sein Landsmann, dann riss er selber einen Vorhang von der Wand und breitete ihn über dem bebenden Körper aus, doch da hörten die Beine des Mannes langsam auf zu zucken, danach die Arme, und schließlich lag er reglos ausgebreitet da. Aus seinem Mund liefen Speichel und Erbrochenes.
    Es war still geworden im Saal. Langsam näherte sich Sigismund schwankend dem Polen. Die Frauen bekreuzigten sich. Der König starrte auf den bewegungslosen Körper, dabei wollte er die Leier auf den Tisch stellen, traf aber nicht, sodass sie mit einem hässlichen Misston zu Boden fiel.
    Nun strömten alle herbei, um abwechselnd den leblosen Polen und den betrunkenen König anzustarren. Der Burggraf von Nürnberg kniete sich neben den am Boden Liegenden und berührte dessen Hals. Sigismund schüttelte den Kopf, als ob er den Suff und das, was er sah, abschütteln wollte.
    »Ist er tot?«, fragte er dann leise.
    Friedrich nickte.
    »Gift?«
    »Sieht so aus.«
    Da zischelte es von Mund zu Mund, durch den ganzen Saal: »Gift, Gift, Gift …«
    Jemand rief: »Er hat von der Galreide gegessen.«
    Doch Sigismund widersprach vehement: »Daran kann es nicht gelegen haben, ich habe ja auch davon gegessen, und außerdem hat mir meine Natternzunge gesagt, dass sie in Ordnung ist!«
    Friedrich wandte vorsichtig ein, dass der König ja nur eine sehr geringe Menge davon gegessen, der Pole aber den halben Adler verspeist hatte. Da schien auch Sigismund seinem Wundermittel nicht mehr ganz zu trauen, er gab Befehl, die übrige Galreide zu holen. Sein Vorkoster sollte davon probieren, worauf dieser bleich wurde. Doch nicht nur er. Auch der königliche Leibkoch wurde blass und begann gleichzeitig zu schwitzen. Denn in der eisigen Februarkälte waren die Wappen inzwischen mit dem Schweinemist zu einem einzigen Haufen zusammengefroren, sodass es ein unmögliches Unterfangen war, sie noch einmal zu präsentieren. Als man dies dem König mitteilte, wurde er zornig.
    »Wer hat angeordnet, dieses Gericht fortzuwerfen?«
    »In der Tat scheint mir das sehr verdächtig!«, bestätigte Burggraf Friedrich.
    Bevor einer von Tettikovers Küchenknechten etwas sagen konnte, warf sich Peter Rumler vor dem König zu Boden. »Herr, das war ich, aber ich wusste doch nicht …«
    Sigismund sah ihn verblüfft an.

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