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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Frauen schlafe, dann halte ich es nicht aus! Verstehst du, es ist wie ein Ausgleich! Ich kann doch nicht wie ein Wurm vor ihr herumkriechen und nur noch an sie denken! Das ertrag ich nicht! So schaffe ich irgendwie … Gerechtigkeit zwischen uns. Verstehst du das nicht?«
    Cunrat schwieg. Nein, er konnte Giovannis Vorstellung von Gerechtigkeit nicht wirklich nachvollziehen. Er hätte überhaupt keine Lust gehabt, noch mit irgendeiner anderen Frau das Bett zu teilen als mit Gretli. Offenbar war seine Liebe eine andere als die seines Freundes. Aber sein Gretli war auch nicht in Lucias Lage.
    »Du musst es ihr ja nicht erzählen!«, bemerkte Giovanni noch im Vorbeigehen, und Cunrat wurde klar, dass wahrscheinlich auch Lucia für die Logik ihres Liebsten wenig Verständnis gehabt hätte, und der sich dessen durchaus bewusst war. Es ging nur um Giovannis eigenes Gerechtigkeitsgefühl. Aber wenn es ihm half … Von Cunrat würde Lucia jedenfalls nichts erfahren. Er füllte seine zwei Krüge mit Wein und kehrte zurück in den Festsaal.
    Dort wurde gerade der letzte Teil des Hauptganges aufgetischt. Ein Diener stand neben dem König und hob mit schwungvoller Bewegung den Deckel von einer großen Silberplatte, auf der eine besonders leckere Galreide lag. Neben dem Schwan war sie das Schönste und Beste, was Ulrich Holderstroh für dieses Festmahl zubereitet hatte. Aus vier verschiedenen Fleischsorten hergestellt, die alle fein gestampft und am Schluss durch ein Tuch gepresst worden waren, hatte er ihr alle Gewürze hinzugefügt, die Orient und Okzident zu bieten hatten, Muskat, Nelken, Safran, Pfeffer, Ingwer, Anis und viele andere mehr. Was aber bei den Gästen ein allgemeines Ooooh auslöste, waren die Formen, in die das gelierte Fleisch gepresst worden war: In der Mitte prangte der königliche Adler, links daneben das englische Wappen Heinrichs V. mit den schreitenden Löwen und den Lilien, die den englischen Anspruch auf Frankreich symbolisierten. Diese beiden heraldischen Symbole waren wie auf den Wappenschilden mit feinstem Blattgold bedeckt. Das polnische Wappen auf der rechten Seite hingegen, das normalerweise einen weißen Adler zeigte, hatte Holderstroh mit wertvollem Silber überziehen lassen. Stolz stand der Koch selber an der Treppe und beobachtete die Wirkung seines Gerichts.
    Der König besah sich den Leckerbissen mit Wohlgefallen, und die Gäste klatschten wieder Beifall. Sigismund steckte seine Natternzunge in die gallertige Speise, und diese gab durch Nichtveränderung das Zeichen, dass die Galreide in Ordnung war. Der König atmete tief durch, offenbar war er satt und musste sich zwingen, noch etwas davon zu essen, doch höflichkeitshalber schnitt er schließlich das Krönchen des Adlers ab, steckte es in den Mund und lobte den Koch in den höchsten Tönen. Doch dann winkte er ab, er habe jetzt genug vom Fleisch, und man solle den Nachtisch bringen.
    Der Diener bot noch den Engländern etwas an, aber die meisten lehnten ab, ihnen war das Essen ohnehin schon zu üppig gewesen. Nur Bischof Hallum nahm sich eine Lilie, vielleicht ebenfalls aus Höflichkeit, als Stellvertreter für die ganze Delegation. Danach machte der Servierer noch bei den Polen die Runde, doch auch diese waren satt, nur ein einziger Ritter, Johann von Tulischkowo, rief ihn zu sich: »Chod ź tu!« Johann nannte einen mächtigen Bauch sein Eigen, und seinetwegen hatte man die Bank ein ganzes Stück vom Tisch abrücken müssen. Nun schaufelte er sich fast die Hälfte des silbernen Adlers auf ein Stück Brot und schlang es hinunter, als ob es das Erste wäre, was er an diesem Tage zu essen bekam.
    Während Heinrich Tettikover dem König seinen Koch als den Schöpfer der originellen Kreationen vorstellte, trug der Diener die Platte mit den weitgehend unberührten Wappen zurück in die Küche.
    »Na, das scheint dem König ja ausgezeichnet geschmeckt zu haben!«, lachte Peter Rumler hämisch, als er ihn kommen sah. »Kaum zwei Finger voll hat er sich genommen. Mir scheint, dieses Gericht ist gut für die Schweine! Los, werft es fort!«
    »Was? Aber warum denn?«
    Die Küchenbediensteten protestierten, denn normalerweise durften sie die Reste vom Tisch der Herrschaft aufessen. Doch schon hatte einer von Rumlers Knechten die Platte genommen und lief damit zum Misthaufen im Hinterhof, wo er die goldenen und silbernen Wappen zwischen Stroh und Schweinekot ablud. Zornig sahen Tettikovers Knechte dabei zu, doch sie trauten sich nicht, laut etwas

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