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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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nach ihm geschickt, und offenbar hatte der Vogt den Schluss des Gesprächs noch mitbekommen.
    Giovanni antwortete ihm freundlich: »Gott zum Gruß, Herr Vogt, nun lässt man Euch nicht einmal mehr am Sonntag ruhen!«
    Der Vogt begrüßte König Sigismund mit einer tiefen Verbeugung, dann sah er Giovanni kopfschüttelnd an. »Schon wieder du.« Und nach einem Blick in die Runde: »Und natürlich darf auch der lange Cunrat nicht fehlen!«
    Da räusperte sich Burggraf Friedrich und begann dem Vogt zu schildern, was passiert war, sekundiert von den übrigen Gästen, die ihre Kommentare abgaben und nebenbei den restlichen Wein und die Süßspeisen verzehrten. Offenbar hatte das schaurige Ereignis sie wieder hungrig gemacht.
    »Das Gift war also wohl im Gewürz«, murmelte Hanns Hagen. Der Tote lag immer noch dort, wo er hingefallen war. Der Vogt beugte sich zu ihm hinab und untersuchte ihn genau, ja er wühlte besonders gründlich in seinen Haaren, als ob er Läuse suche, was bei den Umsitzenden verständnisloses Kopfschütteln auslöste, nur Giovanni, Cunrat und Poggio wechselten wissende Blicke. Als er sich erhob, schien Hagen aus unerfindlichen Gründen erleichtert zu sein. Die drei verstanden, warum, er hatte keinen Bissabdruck gefunden. Doch hier war es auch nicht nötig gewesen, den Mann von einer Schlange beißen zu lassen, der Pole hatte das Gift ja übers Essen verabreicht bekommen. Dann sprach Hagen das aus, was alle dachten, aber noch keiner zu sagen gewagt hatte.
    »Herr König, wäre es möglich, dass der Giftanschlag Euch gegolten hat?«
    Vor Schreck ließ die Königin ihr Gäbelchen, mit dem sie gerade ein Stück Konfekt hatte aufspießen wollen, auf den Keramikteller fallen, sodass es laut klapperte und alle zu ihr hinsahen. Sie wurde rot. Auch Cunrat beobachtete die Szene, sah die zweizackige Gabel, wie sie im Teller landete, und plötzlich sah er einen anderen Zweizack vor sich, die zuckende Zunge der Schlange, die ihn als Kind beim Erdbeerpflücken angezischt hatte.
    Anstelle des Königs antwortete nun aber Friedrich von Hohenzollern auf Hagens Frage: »Herr Vogt, das ist natürlich möglich, aber auf dem Silbertablett befanden sich drei Galreide-Wappen: das englische, das polnische und der Adler des Römischen Königs. Diesen hat der König mit seiner Natternzunge getestet, und das Amulett hat sich nicht verfärbt. Dann hat er etwas davon probiert, und wie Ihr seht, ist unser Herr wohlauf. Das englische Wappen wurde von Bischof Hallum immerhin ein wenig angebissen, und auch er zeigt keinerlei Anzeichen von Vergiftung. Nur der polnische Adler ist fast zur Hälfte dem Hunger« – alle dachten: der Fressgier – »des Ritters Tulischkowo zum Opfer gefallen, womit dieser selber zum Opfer wurde.«
    »Dann scheint es so, als ob der Anschlag den Mitgliedern der polnischen Gesandtschaft gegolten hätte, für die ja offenbar dieser Leckerbissen bestimmt gewesen war. Herr Koch, habt Ihr denn für alle drei Wappenbilder dieselben Gewürze verwendet?«
    »Nicht ganz«, gab Holderstroh zu. »Da Peter Rumler mir gesagt hatte, dass der König bestimmte Gewürze besonders liebt, habe ich seinen Adler noch stärker gewürzt als die anderen.«
    »Und habt Ihr auch in das polnische Wappen Gewürze getan, die nur dort drin waren?«
    Holderstroh nickte. »Ein paar. Majoran und Dill und Meerrettich. Nur das englische Wappen war weniger stark gewürzt, weil man ja weiß, dass die Engländer lieber fad essen.« Sein Tonfall machte deutlich, dass er stolz darauf war, die nationalen Eigenheiten zu kennen und in seiner Kochkunst zu berücksichtigen.
    »Und war der fremde Küchengehilfe auch mit diesen Gewürzen beschäftigt?« Hagen wurde ungeduldig, Holderstrohs kochkünstlerische Überlegungen interessierten ihn nicht.
    Alle warteten gespannt auf die Antwort des Kochs. Der überlegte einen Moment, dann sagte er: »Ja, Herr, er hat den Meerrettich klein gestampft.«
    Erleichtert atmete der König auf.
    »Meerrettich ist scharf, darin kann man wohl ein Gift verbergen, dass man es nicht mehr herausschmeckt, was immer es auch war«, konstatierte Hanns Hagen. »Es scheint mir klar zu sein, dass der Mordanschlag der polnischen Delegation galt.«
    Auch ihm war es lieber, wenn nicht der König selbst im Visier des Giftmischers gestanden hatte.
    Einige der Gäste schauten unauffällig auf ihre teuren Pelze, die sie von den Polen erhalten hatten. Dass der Konflikt mit dem Deutschen Orden so schnell eskalieren würde, hatte keiner

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