In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
entführt?«
»Wir wissen nicht, ob der Ritter unschuldig ist. Vielleicht waren es seine Leute, die sie geraubt haben. Aber es scheint wohl so, als ob letztendlich doch die Mailänder dahinter steckten.«
»Ihr meint, Jakob Schwarz!«
»Morgen werde ich ihn aufsuchen!«, antwortete Giovanni kämpferisch.
Doch da schaltete sich Poggio ein. Auf Italienisch erklärte er Herrn Ringlin und Giovanni, dass König Sigismund zum Johannisfest auf das Landgut von Ulrich Richental eingeladen worden war. Er selbst würde im Gefolge des Konzilspräsidenten Brogny ebenfalls zugegen sein, und er hatte gehört, dass auch die Familie Muntprat und die Mailänder Delegation geladen waren. Bei dieser Gelegenheit konnte man vielleicht dem König die Sache noch einmal vortragen.
»Dem König!« Giovanni schnaubte verächtlich. »Dem haben wir die Sache schon mehrfach vorgetragen, und er hat sich trotzdem nicht darum gekümmert!«
»Aber jetzt ist der Ritter von End gefangen genommen, Sigismund hat selber Soldaten geschickt, um Burg Grimmenstein zu schleifen, das bedeutet, dass die Situation sich geändert hat. Und dort bei Richental werden alle zugegen sein: Jakob Schwarz, die Mailänder, die Muntprats. Da könnt ihr an die Clementia, die Großherzigkeit des Königs appellieren!«, insistierte Poggio.
»Es sind noch 14 Tage bis Johannis. So lang kann ich nicht warten!«
»Mein lieber Giovanni, du hast jetzt schon länger als drei Monate gewartet, da kannst du vielleicht auch noch zwei Wochen überstehen.«
»Versteht Ihr denn nicht, dass es nicht um mich geht? Lucia übersteht womöglich keine zwei Wochen mehr! Wer weiß, was sie mit ihr anstellen! Ich halte das nicht mehr aus!«
Doch da sagte Simon Ringlin: »Er hat recht, Giovanni, es hat keinen Sinn, dass du auf eigene Faust gegen Jakob Schwarz vorgehst. Lucia lebt, das ist das Wichtigste. Tritt noch einmal vor den König. Und ich werde dich begleiten! Ich will mich nicht weiter hier verstecken. Wenn es hilft, Lucia zu finden, werde ich dich unterstützen, auch wenn dadurch vor aller Welt klar wird, dass ich den Anschlag überlebt habe und ich erneut in Gefahr komme. Klage ihn an, diesen Jakob Schwarz, den falschen Hund, der glaubt, er sei listiger als alle anderen, klage ihn direkt vor dem König an! Dann werde ich mich zu erkennen geben, und diesmal wird der König uns glauben, ich weiß es!«
»Wenn er das Fest überlebt!«, gab Poggio zu bedenken. »Dort draußen im Garten von Herrn Richental hätte der Mörder leichtes Spiel.«
Giovanni lachte höhnisch. »Er lässt sich ja nicht warnen, der hohe Herr. Glaubt, dass er allmächtig ist!«
»Ja, aber auch deshalb ist es gut, wenn wir dort sind«, erklärte Poggio, »wir wissen um die Gefahr für den König und können die Augen offen halten. Und sollten wir ihm womöglich das Leben retten, wird er dir seine Hilfe gewiss nicht mehr verweigern.«
Schließlich verabschiedeten sich die drei Besucher von Lucias Vater, und Giovanni erklärte seinem schwäbischen Freund in Kürze auf Deutsch, was auf Italienisch verabredet worden war. Doch den beschäftigte noch etwas anderes.
»Meister Ismael, sagt doch, Herr Ringlins rechter Arm, was ist damit? Er lag auf der Decke wie tot.«
Der Arzt seufzte. »Das Gift, mein junger Freund, das Gift. Wahrscheinlich wird bleiben seine rechte Seite fier immer lahm. Es ist schon ein Wunder, dass er ieberhaupt noch lebt.«
Die drei wollten in den Hof zur Festgesellschaft zurückkehren, doch stattdessen führte Meister Ismael sie noch weiter die Stiege hinauf, dann durch einen engen Gang und wieder eine Stiege hinab, bis plötzlich im Fackelschein eine Gruppe von Männern mit langen Bärten und dunklen Augen vor ihnen stand. Cunrat erschrak, doch die Männer grüßten freundlich, und Meister Ismael sagte: »Ihr müsst nun Euren Kopf bedecken. Hier!«
Er reichte Giovanni, der als Einziger unter ihnen barhäuptig war, eine kleine Kappe. Cunrat trug wie immer seine Bundhaube, Poggio Bracciolini hatte eine Gugel elegant um den Kopf drapiert. Widerspruchslos setzte sich Giovanni das Käppchen auf die krausen Locken. Cunrat wunderte sich, dass sein heißblütiger Freund so ohne Weiteres gehorchte.
Dann schritt Meister Ismael durch den Kreis der bärtigen Männer, die alle einen Trichterhut oder eine Gugel trugen, und öffnete eine reich verzierte Tür. Sie betraten einen hohen Saal, in dem nun langsam im Schein der Fackel und eines Leuchters, den der Arzt auf einem Podest entzündete, eine Reihe
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