In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
gebaut, als Hühnerstall, Lagerschuppen oder Werkstätten. Der Pferdestall war von außen an die Vorburg angebaut. Alles wurde jedoch überragt vom mächtigen Wohnturm, einem Gebäude aus grauem Sandstein, das 20 Schritt in der Länge und in der Breite maß und vier Stockwerke hoch aufgetürmt war. In der Nacht hatten Giovanni und Cunrat seine gewaltige Größe zwar erahnt, doch erst jetzt erkannten sie die wahren Dimensionen dieses Verteidigungsbaues.
»Den hätten die Costentzer niemals einnehmen können!«, staunte sogar Giovanni. »Zum Glück hat man den Schweinehund in der Stadt festgenommen, und er musste die Burg freiwillig übergeben!«
In den Felsenkellern des Turms fanden sich noch Lebensmittel wie Wein, Brot, Fleisch und Korn. Trotz Plünderungsverbots machten die Männer erst einmal ein Feuer im Hof und aßen und tranken sich satt. Was übrig blieb, wurde in Kisten und Fässern auf die Maultiere verladen, dazu einige Möbelstücke wie Bänke und Truhen sowie die darin befindlichen Kleider. Diese hatte man in der Kemenate und in anderen Räumen des Turms gefunden. Als Giovanni die steilen Holztreppen hochstieg, fragte er sich bei jeder Kammer, ob hier seine Lucia die letzten Monate verbracht hatte, ob sie von hier aus sehnsüchtig durch die schmalen Fensterschlitze über das Land geschaut und auf Rettung gehofft hatte. Oder war sie im Kellerverlies neben den Lagerräumen gefangen gewesen? Was auch immer er sich vorstellte, es steigerte seine Wut.
Gegen Abend war die Burg leergeräumt, bis auf einen Vorrat an Lebensmitteln, die Wigand Kramer den Männern für die nächsten Tage zugestanden hatte. Eine Schar Freiwilliger führte die Maultiere in Begleitung der Bewaffneten hinunter ins Tal nach Sankt Margrethen, wo sie die Waren wie verabredet zum Pfarrhaus brachten.
Die anderen Costentzer verbrachten die letzte Nacht von Grimmenstein in den Holzschuppen der Vorburg und im Stall, wo man überall Stroh ausgebreitet hatte.
Am nächsten Morgen begann die Zerstörung.
Zunächst sollte der Wohnturm ausgebrannt werden. Angesichts der an manchen Stellen über 10 Fuß dicken Mauern mussten die Costentzer dafür eine besondere Methode anwenden.
Die Zimmerleute unter ihnen sägten und schlugen zunächst die hölzernen Zwischendecken der einzelnen Stockwerke heraus, sodass der Turm innen völlig leer war. Nur das Dach war ihm geblieben. Gleichzeitig hatten andere Männer alle Fenster und Schlitze fest verstopft. Dann schichtete man das Holz der Decken und dürres Reisig am Boden des Turms auf, dazwischen wurde Pech geschmiert, und am Ende zündete man alles von unten an. Der trockene Haufen entflammte in Windeseile, und die Männer, die sich unterhalb des Burgberges in gutem Abstand postiert hatten, hörten, wie das Feuer mit heftigem Brausen rasend schnell aufloderte. Und dann geschah etwas, was Cunrat und selbst der welterfahrene Giovanni noch nie gesehen hatten: Der Turm explodierte. Die plötzliche Hitze dehnte die Luft aus, und da diese keinen schnellen Ausweg durch die Fenster fand, sprengte sie die Mauern und warf sie um, jedenfalls die Teile, die nicht ganz so mächtig waren. Einzelne Steine und Mauerteile flogen weithin durch die Luft.
Da erhob sich großes Geschrei und Jubeln, und am meisten von allen jubelte Giovanni. Erleichtert beobachtete Cunrat, wie mit den pechbrennenden Trümmern auch ein wenig von der Wut seines Freundes verrauchte.
Wigand Kramer trieb seine Leute jedoch bald wieder an die Arbeit. Nach dem Turm mussten die übrigen Holzbauten der Burg verbrannt werden. Mit Pech beschmiert widerstanden auch sie nicht lang den Flammen.
Damit war das erste Tagewerk der Zerstörung verrichtet, und die Männer kehrten nach Sankt Margrethen zurück, um dort die Nacht zu verbringen.
Giovanni und Cunrat suchten wieder den Gasthof auf, in dem sie schon einmal hatten nächtigen wollen. Die Familie begrüßte sie herzlich, doch obwohl er Lucia nicht gefunden hatte, widerstand Giovanni auch in dieser Nacht den Annäherungsversuchen der Wirtstochter, wenn auch mehr aus Müdigkeit wegen der vorherigen kurzen Nacht.
Am nächsten Morgen fragte Wigand Kramer die Männer, wer denn nun bei den Mauerabbrucharbeiten an der Burg mitarbeiten wolle. Er hatte begriffen, dass nicht alle Freiwilligen sich für diese mühsame und anstrengende Tätigkeit mit Brecheisen, Hämmern und Stangen eigneten. Und in der Tat zogen es einige von ihnen vor, mit einer der Lädinen, die Richtung Costentz fuhren, nach Hause
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