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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Sie Ihre Hochzeitszeremonie. Die wird noch immer auf aramäisch abgehalten, in einer Sprache, die nicht einmal ich verstehe. Was soll das alles? Ich habe nichts gegen die Orthodoxen, solange sie mich nicht
    zwingen, ebenso zu denken wie sie. Aber gleich ausspucken, wenn jemand nach einem ändern Ritus betet? Wie läßt sich das mit der Tatsache vereinbaren, daß es schließlich in jedem Ritus um mich geht? Habe ich euch dazu euern Staat gründen lassen? Was werden sich die Zodiac-Anbeter auf dem Mars denken?
    ICH: Das klingt beinahe, Herr, als ob Sie ein Ungläubiger geworden wären.
    DER HERR (energisch): Bin ich nicht! In keiner Weise! Bitte machen Sie das Ihren Lesern eindeutig klar! Ich versuche nur, den Fanatikern gegenüber meine Position zu wahren. Sie sollen mir doch nicht länger unterstellen, daß ich nach wie vor die strikte Einhaltung aller 613 Gebote und Verbote erwarte, als wäre in der Zwischenzeit nichts passiert. Damit mache ich mich ja in den Augen jedes denkenden Menschen einfach lächerlich. Versuchen Sie die Dinge doch einmal von meinem Standpunkt aus zu sehen, um Gottes willen...  
    ICH: Dann gehören Sie also der Reformbewegung an?  
    DER HERR (vorsichtig): Ich möchte mich nicht festlegen. Sagen wir, daß ich mit den Reformern sympathisiere. Hauptsache bleibt, daß ich Jude bin.
    ICH: Mit allem Respekt, Herr: wie wollen Sie das beweisen?
    DER HERR (überrascht): Da haben Sie recht. Es gibt keine gesetzliche Definition des jüdischen Gottes... Ich bin Jude, weil ich Jude bin... (Mit wärmerer Stimme): Ich liebe euch alle. Ich bin des guten Willens voll. Aber auch Sie müssen Konzessionen machen. Treiben Sie keinen Keil zwischen mich und meine Religion. Geben Sie mir die Möglichkeit, mein Amt auch in kommenden Zeiten und für kommende Generationen zu versehen.
    ICH: Herr, ich danke Ihnen für dieses Gespräch. Darf ich meinen Lesern sagen, daß Sie uns noch immer für das auserwählte Volk halten?
    DER HERR (herzlich): Gewiß. Ich mag euch mehr als alle anderen Völker.
    ICH: Warum?
    DER HERR: Ihr seid so komisch.

Kleine Geschenke erhalten Vater und Sohn

    Amir, mein zweitgeborener und, wie man weiß, rothaariger Sohn, hatte ziemlich mühelos das Alter von dreizehn Jahren und damit nach jüdischem Gesetz seine offizielle Mannbarkeit erreicht. Dies äußerte sich u. a. darin, daß er - am ersten Sabbath nach seinem Geburtstag - in der Synagoge zur Vorlesung des fälligen Thoraabschnitts an die Bundeslade gerufen wurde. Es äußerte sich ferner in einer abendlichen Feier, die wir nach alter Elternsitte für ihn veranstalteten und zu der wir zahlreiche Freunde sowie, vor allem, wohlhabende Bekannte einluden.
    Kurz vor Beginn des Empfangs trat ich an meinen zum Man-ne gewordenen Sohn heran, um ihm die Gewichtigkeit dieses Anlasses klarzumachen:  
    »Generationen deiner Vorfahren, mein Junge, blicken heute stolz auf dich nieder. Du übernimmst mit dem heutigen Tag die Verantwortung eines volljährigen Bürgers dieses Landes, das nach zweitausend Jahren endlich wieder -«
    »Apropos zweitausend«, unterbrach mich mein verantwortungsbewußter Nachfahre. »Glaubst du, daß wir so viel zusammenbekommen?«
    »Wer spricht von Geld?« wies ich ihn zurecht.   »Wer spricht von Schecks und von Geschenken? Was zählt, ist das Ereignis als solches, ist sein spiritueller Gehalt, ist-«
    »Ich werde ein Bankkonto auf meinen Namen eröffnen«, vollendete Amir laut und deutlich seinen Gedankengang. Dennoch zeigte er sich ein wenig unsicher und verlegen, als die ersten Gäste erschienen. Er wußte nicht recht, wo sein Platz war, er begann zu schwitzen und fragte mich immer wieder, was er sagen sollte.
    Geduldig brachte ich es ihm bei.  
    »Sag: ich freue mich, daß Sie gekommen sind.«
    »Und wenn man mir das Geschenk überreicht?«
    »Dann sag: danke vielmals, aber das war wirklich nicht notwendig.«
    Solcherart instruiert, bezog Amir Posten nahe der Türe. Schon von weitem rief er jedem Neuankömmling entgegen: »Danke, das war nicht notwendig« und hielt ihm begehrlich die Hand hin. Als er den ersten Scheck bekam, lautend auf damals 50 Pfund, mußte ich ihn zurückhalten, sonst hätte er seinem Wohltäter die Hand geküßt. Über die erste Füllfeder geriet er beinahe in Ekstase, und beim Anblick eines Expanders brach er in Freudentränen aus.
    »Ein empfindsames Kind«, bemerkte seine Mutter.  
    »Und so begeisterungsfähig!«
    Die Sammelstelle für Geschenke wurde im Zimmer meiner jüngsten Tochter

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