In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
hinein.
Elias hatte seine Gitarre in den Kofferraum gepackt, für den Fall, dass wir im Sportunterricht etwas machten, wo das Mitwi rken von Vampiren gesundheitsgefährdend für Menschen sein könnte.
„Ach , du heilige Scheiße“, sagte ich, als ich den Menschenauflauf vor der Schule entdeckte. Die Anzahl der Vampirgegner hatte sich mindestens verdreifacht. Anscheinend hatte sich die Anwesenheit von Vampiren an unserer Schule herum gesprochen.
„Park woanders“, sagte Ana , worauf Elias das Auto wendete. „Wir laufen rein.“
Elias stellte das Auto zwei Straßen weiter ab und wir stiegen aus. Nachdem er das Auto mit einem Knopfdruck auf den Autoschlüssel abgeschlossen hatte, kam er zu mir herum und schnappte mich. Ehe ich mich versah, standen wir im sicheren, abgesperrten Schulhofbereich. Feindliche Blicke unserer Mitschüler streiften uns und ich fühlte mich mehr als nur unwohl. Beschützt durch zwei Vampirkörper ließ ich mich in das Gebäude geleiten und selbst das Wiedersehen mit meinen Freundinnen konnte mich nicht so recht aufheitern. Ich wollte doch nur wie jedes andere Mädchen in meinem Alter in Ruhe zur Schule gehen und mich in der Aufmerksamkeit meines Freundes sonnen. Letzteres genoss ich zwar, aber aus dem falschen Grund. Er hatte Angst um mich.
„Ha!“, schrie ich und riss meine Hände hoch. „Ich habe eine Epiphanie!“
„Weißt du überhaupt, was das Wort bedeutet?“, fragte mich Elias ungläubig.
Ich stemmte meine Arme in die Hüfte und blinzelte ih m wütend zu.
„Also, willst du uns von deiner Erscheinung erzählen?“
„Erscheinung? Nein , von einer Eingebung!“, erklärte ich.
„Ich wusste ja, dass du nicht weißt, was Epiphanie bedeutet.“
Ich überhörte den Kommentar und fuhr fort.
„Ich habe mir den Zeh angestoßen!“, triumphierte ich und schlug selbstgefällig meine Arme vor der Brust zusammen. Denen hatte ich es gezeigt!
Elias sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen , und griff nach der Hand von Anastasija.
„Schwester“, keuchte er, „ Ruf sofort die Nachrichten an. Diese Neuigkeit müssen alle erfahren!“
„ Ha, ha!“, keifte ich und schlug nach ihm. „Ich dachte, Vampire wären schlauer!“ Die beiden sahen mich entsetzt, aber auch verwirrt an. Sie verstanden den Witz nicht, also erklärte ich ihn: „Na, die Schneider darf mich heute nicht quälen, ihr Deppen!“ Ich schlug mir mit der flachen Hand vors Gesicht. Aua! Notiz an mich: Lass das!
„Boah puuuh … ein Problem weniger“, sagte Ana und lächelte ihrem Bruder zu.
In Deutsch erkundigte sich Frau Piepenbrock, ob es mir und den Vampiren besser ginge. Mysteriöser weise waren wir alle drei gleichzeitig krank gewesen. Das hatte natürlich für Gesprächsstoff gesorgt und Marianna sah mich hochnäsig und arrogant an, während sie mit ihrer Banknachbarin flüsterte. Selbst wenn man die Person nicht leiden konnte, konnte man sich trotzdem nicht davon freisprechen, dass es ein bisschen wehtat.
Elias griff unter dem Tisch nach meiner Hand und ließ seinen Daumen sanft über meinen Handrücken streifen. Worüber hatte ich gerade noch nachgedacht? Es war etwas Unerfreuliches gew esen … egal.
„Du duftest nach Elias“, flüsterte mir Eva ins Ohr.
Kein Wunder, ich war ja auch von oben bis unten markiert wo rden.
„Ich weiß“, antwortete ich und lächelte viel sagend.
Sie wusste sofort B escheid und ihre Augen wurden riesig. Eva kannte mich einfach schon viel zu lange. Für sie war ich wie ein offenes Buch.
„Habt ihr?“ Jetzt starrte mich auch Aisha neugierig an.
„Ja.“ Elias konnte uns natürlich hören, ließ uns aber unsere Privatsphäre und drückte nur einmal kurz meine Hand. Ich signalisierte meinen Freundinnen, dass ich ihnen davon später im Chat berichten würde, denn Frau Piepenbrock sah bereits böse zu uns herüber.
In der Pause ließen wir uns auf einer Schulhofwiese nieder. Elias setzte sich breitbeinig hin und deutete mir an, zwischen seinen Beinen Platz zu nehmen. Da ich ein braves Mädchen bin, tat ich wie befohlen. Ich lehnte mich zurück gegen den herrlich kühlen Körper meines Freundes und ließ meinen Kopf auf seiner Schulter ruhen. Berauscht von seiner Nähe kaute ich fröhlich an einer Milchschnitte und hörte mir von meinen Freundinnen an, was wir so alles Spannendes verpasst hatten. Es tat mir leid, auch sie angelogen zu haben. Sie wussten zwar, dass ich und Anastasija nicht krank gewesen waren, aber was genau passiert war, durfte ich ihnen
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