In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
zum Direktor !“, sagte Frau Piepenbrock und ging kopfschüttelnd davon. Elias’ Schwester brach in schallendes Gelächter aus und verschreckte somit die restlichen Menschen auf dem Flur. Elias hingegen wurde stocksteif. Binnen Sekunden hatte er Joshua am Kragen gepackt und mit voller Wucht gegen die Wand gestoßen. Mit gefletschten Fängen hob Elias ihn mit nur einer Hand an seinem Hals hoch.
„Dir haben wir das zu verdanken, oder?“, fauchte mein Vampir und ich versuchte mich ganz vorsichtig an ihn heranzutasten.
„Lass ihn runter“, bat ich ihn.
„Bete zu Gott !“, fauchte er, „Dass du mich nie ohne sie antriffst!“ Damit ließ er von ihm ab.
„Pack mich nie wieder an !“, keifte Joshua und marschierte davon.
„Das war lustig!“, trällerte Anastasija und schlang ihre Arme um meine Taille. Sie hatte eindeutig eine komplett andere Auffa ssung von Humor als ich.
„Ich lach dann später“, sagte ich und brachte damit die Vampirin dazu freudig zu quietschen.
„Beruhig dich wieder , du Griesgram!“, versuchte sie dann ihren Bruder zur Ordnung zu rufen. Er funkelte seine Schwester an und anstatt etwas zu sagen, machten wir uns auf den Weg zur Turnhalle. Nachdem wir uns sportlich betätigt hatten – leider zog meine Ausrede mit dem Zeh bei Frau Schneider nicht – gingen Elias und ich zum Direktor und ließen eine oberpeinliche Schellte über Knutschen auf dem Schulgelände über uns ergehen.
Anschließend schlenderten wir m it Aisha, Eva und Ana über den Schulhof Richtung Ausgang. Ich musste bei dem Gedanken grinsen, wie elegant Herr Zimmermann das Bluttrinken umschifft hatte. Der Hof war bereits wie leer gefegt. Die wenigen Schüler, die noch zur siebten Stunde da waren, saßen wieder im Unterricht und die einzigen anderen auf dem Schulhof waren vier Jungs, die uns jetzt entgegenkamen.
„Scheiße“, flüsterte Anastasija. Die Vampire spannten sich bi nnen Sekunden an und man sah in ihren Gesichtern, wie sie sich aufgeregt unterhielten. „Eva, Aisha, geht schon mal vor. Ich habe noch was vergessen.“
„Ja, wir sehen uns dann morgen“, sagte Elias und drückte meine Hand.
„Wir können auch eben warten. Anastasija ist ja flott“, meinte Eva und kramte in ihrer Tasche.
Werwölfe auf zwölf Uhr , hörte ich Elias’ Stimme in meinem Kopf. Die vier Kerle kamen näher und blieben in einer geringen Entfernung vor uns stehen. Mein Herz begann aufgeregt zu pumpen und die vertrauten Augen meines Panthers leuchteten über mir.
Solange Eva und Aisha bei uns sind, werden sie wohl nicht angreifen. Vielleicht können wir sie als Geleitschutz nutzen.
Das glaube ich nicht , hörte ich Elias. Sie sind in letzter Zeit sehr aufgebracht und unvorsichtig. Unser Haus abzubrennen war auch nicht gerade klug. Das hat Aufmerksamkeit erregt.
Das war es also, was Elias beunruhigte! Ich wusste es in der Sekunde, in der er es gedacht hatte.
Alle Werwölfe waren breit gebaut. Einer hatte eine Glatze, alle a nderen trugen ihre Haare wuschelig bis zu den Schultern. Was mir Sorge machte, war, dass sie alle dicke Jacken trugen. Im Sommer! Ich betete darum, nicht zu erfahren, was sie darunter versteckten.
„Hey , ihr da“, knurrte Meister Proper. So nannte ich kurzerhand den Jungen mit Glatze.
„Ja?“, fragte Eva ganz unschuldig.
„Wir würden gerne mit den Vampiren ein Wort sprechen“, sagte einer mit langen Haaren. Er hatte eine Nase, mit der man morgens sicherlich den Kaffee in Brasilien riechen konnte.
„Wir hören“, sagte Elias und schob mich hinter sich. Jetzt k apierten auch meine Freundinnen, dass Gefahr drohte. Aisha und Eva drängten sich aneinander und Anastasija positionierte sich vor sie.
„Das ist nur für eure Ohren bestimmt.“
Oh Mann, dieser Meister Proper ging mir ganz gewaltig auf die Nerven!
„Die beiden Mädchen gehen. Unbeschadet“, forderte Anastasija und deutete auf meine zitternden Freundinnen.
Glatzkopf nickte und Ana schob sie förmlich in Richtung des Ausgangs. Eva signalisierte mir, dass sie Hilfe rufen würde, und ich versuchte wild winkend ihr klarzumachen, dass sie das bleiben lassen sollte. Die Polizei konnten wir hier nicht wirklich gebrauchen.
„Und was ist mit der Kleinen?“, fragte Langnase.
„Sie bleibt in meiner Reichweite“, knurrte Elias.
Die Werwölfe lachten heiser.
„Die macht sich vor Angst ja fast in die Hose“, sagte einer der beiden anderen und täuschte ruckartig einen Schritt vor, als ob er auf mich zugehen würde. Ich zuckte
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