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In Schinkenbüttel ist der Affe los!

In Schinkenbüttel ist der Affe los!

Titel: In Schinkenbüttel ist der Affe los! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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im Hochsprung. Er ist verheiratet, hat sechs Kinder und ist dreimal in der Schule sitzengeblieben. Zur Tatzeit trug er weiße Socken, grüne Schuhe, ein gestärktes schwarzes Oberhemd mit gelbem Rosenmuster, ein tomatenrotes Dirndlkleid und einen selbstgestrickten blauen Strohhut. Er ist wahrscheinlich männlich oder weiblich und an einem Muttermal unter der linken Fußsohle leicht zu erkennen.“
    Tante Steffi verstand nichts. Sebastian Fliegenschmidt aber leitete augenblicklich die Aktion Schneeball ein.
    „Sie haben alles vernommen“, wandte ersieh an Tante Steffi. „Prägen Sie es sich genau ein, und geben Sie es an zwei Nachbarinnen weiter!“
    Die gute Frau wich einen Schritt zurück.
    „Was soll ich?“ fragte sie verstört.
    „Ihren Nachbarinnen oder Nachbarn alles erzählen, was der Roboter hier auf diesen Streifen geschrieben hat“, erklärte Sebastian mit verhaltener Ungeduld. „Und dann bitten Sie die beiden Herren oder Damen, ihrerseits zwei Nachbarn aufzusuchen und denen das Gehörte mitzuteilen. Das sind dann schon vier! Die erstatten ebenfalls zwei weiteren Personen Bericht über das Aussehen des Gesuchten, und so geht es fort. In einer halben Stunde wissen alle Leute in der Stadt, auf wen sie achten müssen. Das ist die Aktion Schneeball, verstehen Sie? Sie ist schneller und zuverlässiger als alle anderen Methoden, die die Polizei zur Verbrechensbekämpfung anwendet.“
    Tante Steffi schluckte.
    „Ich habe aber alles vergessen, was Sie vorgelesen haben“, wandte sie schüchtern ein. „Ich weiß nur noch, daß der Mann eine Frau ist, einunddreißig Jahre alt, Schuhgröße zwei Meter sechsundzwanzig hat und den Vollmond mit gestärkten schwarzen Oberhemden erschießt.“
    „Aber beste Frau“, rief der Detektiv nervös, „Sie bringen ja alles durcheinander! Können Sie sich denn nicht mal die wenigen Angaben merken? Hören Sie zu, ich lese Ihnen den Text noch einmal vor.“
    Tante Steffi nickte ergeben und lauschte der erstaunlichen Personenbeschreibung ein zweites Mal, nun mit erhöhter Aufmerksamkeit.
    Dann machte sie sich auf den Weg zu zwei Nachbarinnen. Es war jetzt fast Mitternacht und nicht leicht, die Leute aus dem Schlaf zu wecken, um mit ihnen ein paar Worte zu wechseln. Ja, Frau Hansen goß der armen Tante Steffi erst einmal einen Eimer Schmutzwasser auf den Kopf, weil sie glaubte, ein Betrunkener erlaube sich einen dummen Scherz mit ihr.

    Aber dann konnte die Tante doch ihre Meldung herunterleiern und die beiden Damen bitten, in ihre Bademäntel zu schlüpfen und das Gehörte an vier andere Nachbarn weiterzugeben. Natürlich hatte sie ihren Vers nicht wortwörtlich hersagen können, aber darauf kam es ja auch nicht an. Die Hauptsache war, daß dem Inhalt nach alles stimmte, oder wenigstens das meiste. Zum Schluß hatte sie die Frauen aufgefordert, jede Person, auf die die Beschreibung passen sollte, zu verhaften und ins Schützenhaus oder ins Bürgermeisteramt zu bringen. So wollte Sebastian Fliegenschmidt es haben.
    Die beiden aus dem Schlaf geschreckten Nachbarinnen, von der Notwendigkeit ihrer Mitarbeit überzeugt, machten sich sofort auf den Weg zu je zwei weiteren Helfern. Auch sie verwechselten natürlich einige Kleinigkeiten des Textes, das Wesentliche trugen sie ihrer Meinung nach jedoch vollkommen richtig vor. Als Herr Siebold als vierundsechzigster die Meldung seinem Schwager Heini Langenfeld zum offenen Schlafzimmerfenster hinaufrief, hatte sie folgenden Wortlaut:
    „Gesucht wird der sechsundachtzig Jahre alte Friseur Mecky Braun. Er trägt eine gelbe Windjacke, züchtet schwarze Rosen und wirft mit selbstgepflückten Tomaten nach gestärkten Oberhemden. Er hat den Bürgermeister mit einem Dirndlkleid gefesselt und will ihn vom Schützenhaus aus auf den Vollmond schießen.“
    Kein Zweifel, man war dem Verbrecher auf der Spur. Die Mithilfe der Bevölkerung versprach ein voller Erfolg zu werden. Sebastian Fliegenschmidt konnte sich schlafen legen und in Ruhe die Entwicklung der Dinge abwarten.
    Allein er ging nicht ins Bett. Er hatte nämlich noch einen Trumpf in der Hand, der ausgespielt sein wollte: Das „Schinkenbütteler Tageblatt“ sollte in einer Extraausgabe über den Fall berichten und dem Mörder schwarz auf weiß zeigen, wie dicht sich das Netz um ihn bereits zugezogen hatte.
    Beim „Schinkenbütteler Tageblatt“ war jetzt, gegen Mitternacht, natürlich längst Redaktionsschluß. Die Rotationsmaschinen liefen auf vollen Touren und spuckten eine

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