In Schinkenbüttel ist der Affe los!
dem Wege, mir das sonderbare Vieh einmal anzusehen.“
„Oh, da komme ich auch mit, wenn Sie gestatten? Dann kann ich darüber sofort einen Bericht schreiben.“
Also marschierten sie zu viert in die Brunnenstraße 13. Das Haus war abgeschlossen, Tante Steffi unterwegs. Aber die Terrassentür stand sperrangelweit auf. Markus ging den beiden klugen Männern voran in die Wohnung.
„Ich habe Filip im Keller eingesperrt“, erklärte er. „Aus einem ganz bestimmten Grund. Meine Tante, die jetzt bei mir wohnt, weil meine Eltern in Italien sind, kann nämlich Tiere nicht ausstehen. Hier geht es lang, bitte!“
Hintereinander gingen sie die Kellertreppe hinab, Kirsten bildete den Schluß.
„So“, sagte Markus, während er die Tür zum Vorratskeller öffnete, „nun können Sie sich an Ort und Stelle überzeugen, daß ich die Wahrheit gesagt habe. Hier ist mein Filip!“ Er trat an den Kaninchenstall.
„Schauen Sie!“
Aber sosehr die Männer auch schauten, sie entdeckten keinen Affen: der Stall war leer.
Markus war wie vor den Kopf geschlagen.
„Das darf doch nicht wahr sein!“ rief er. „Ist denn der Bursche schon wieder ausgerückt?“
Die Männer sahen sich an und nickten vielsagend. Kirsten aber war genauso erschrocken wie Markus. Sie ging um den Stall herum und suchte nach einem Loch.
„Hier ist ja ein Brett los!“ rief sie plötzlich. „Sieh doch, es läßt sich ganz leicht abklappen!“
Sie hatte recht. Mit dem kleinen Finger, ohne die geringste Anstrengung, konnte man eines der Bretter an der Rückwand bewegen. Es hing nur noch an einem Nagel. Für einen Affen mußte es ein leichtes sein, das Brett an die Seite zu schieben und sich so einen Ausschlupf zu schaffen. Markus konnte es nicht fassen.
„Von dem Brett habe ich gar nichts gewußt“, stotterte er. „Vielleicht war es schon los, als Filip das erstemal ausriß. Ich dachte, er sei durch die Tür entwischt, und habe noch ein Schloß angebracht. Hier, sehen Sie!“
Sebastian Fliegenschmidt legte ihm schwer seine Hand auf die Schulter.
„Weißt du, wie man so etwas nennt?“ fragte er. „Irreführung der Polizei.“
Der Junge sah sich hilfesuchend nach seiner Freundin um.
„Wieso denn?“ fragte er. „Ich habe doch nur die Wahrheit gesagt. Nicht, Kirsten, das kannst du bezeugen?“
„Natürlich!“ rief die. „Er hat Sie nicht angelogen. Meinen Sie denn, er freut sich darüber, daß sein Affe den ganzen Unsinn angestellt hat? Er will nur nicht, daß Sie Tag und Nacht in der Gegend herumsuchen und anständige Leute verdächtigen.“
„Und ich meine, er will sich wichtig machen, damit auch über ihn was in der Zeitung steht“, sagte Sebastian Fliegenschmidt. „Einen anderen Grund kann es für sein unverschämtes Verhalten gar nicht geben. Was meinen Sie, Herr Treberlan? Als Mann von der Zeitung können Sie das doch besser beurteilen als normale Mitbürger.“
Der Chefredakteur war natürlich derselben Meinung wie der Detektiv.
„Das kann man wohl sagen“, stimmte er zu. „Wir sehen hinter die Dinge und lassen uns nicht leicht etwas vormachen. In diesem Fall bin ich sicher, daß der Junge sich einen Scherz mit uns erlauben will. Spinnt da von einem Affen und hat nicht mal ein Kaninchen im Stall! Man sollte ihm die Hosen strammziehen!“
Markus wußte nicht mehr, was er sagen sollte. Er ließ jede Hoffnung fahren, den Kriminalisten jemals von der Wahrheit seiner Behauptungen überzeugen zu können. Kopfschüttelnd ließ er das lose Brett am Kaninchenstall hin und her pendeln.
In diesem Augenblick hörten sie jemanden ins Haus kommen. Es war Tante Steffi. Sie schien nicht allein zu sein, denn sie sprach immerzu. Bevor Markus sie rufen konnte, kam sie schon von selbst die Treppe herab.
„Hilfe!“ rief sie und fuhr erschrocken zurück, als sie die beiden Männer vor dem Kaninchenstall stehen sah. Beim Anblick von Markus und Kirsten beruhigte sie sich aber gleich wieder.
„Sie können einen aber auch erschrecken!“ sagte sie vorwurfsvoll. „Was machen Sie denn hier?“
„Wir machen gerade eine Lokalbesichtigung“, antwortete Sebastian Fliegenschmidt, „um die Aussage Ihres Neffen zu überprüfen. Der behauptet nämlich, ein gewisses Tier sei aus diesem Stall ausgebrochen und laufe in der Stadt herum. Weil wir das aber nicht glauben, sind wir hier.“
Tante Steffi kniff die Augen zusammen.
,,Wie dumm von Ihnen“, sagte sie. „Das gewisse Tier sitzt nämlich hier in meiner Schürze. Ich habe es soeben im
Weitere Kostenlose Bücher