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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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the valley, the valley so low, hang your head over, hear the wind blow.«
    Lee schaute hinter sich zu Butts, der dermaßen den Kopf schüttelte und die Augen verdrehte, dass er einer Wackelkopffigur ähnelte. Es klopfte an der Tür.
    »Herein«, rief Lee.
    Die Tür ging auf, und Russell Kim kam hereingestiefelt. Der dynamische junge Koreaner war einer der besten Pathologen des Gerichtsmedizinischen Instituts. Er war nicht nur ein gründlicher und sorgfältiger Wissenschaftler, sondern verfügte auch über einen phantasievollen Spürsinn, der in seinem Metier selten war. Kims Arbeitsansatz ließ ihn aus der Masse der Nullachtfünfzehn-Laboranten hervorstechen. Häufig ergriff er Initiativen, die weit über seine Stellenbeschreibung hinausgingen. Er war mehr an der erfolgreichen Lösung von Fällen beteiligt als die durchschnittlichen »Laborratten«. Das machte ihn beliebt bei Polizisten, wenn auch nicht im gleichen Maße bei seinen Kollegen, bei denen er den Ruf eines Selbstdarstellers hatte. Man sagte ihm außerdem nach, bei Frauen gut anzukommen, was angesichts seiner breiten Schultern, der athletischen Anmut und des glänzenden schwarzen Haars nicht schwer zu glauben war.
    Lee mochte Russell Kim und war dankbar für jede Unterstützung, die sie zu diesem Zeitpunkt bekommen konnten.
    »Hallo, Kim – was haben Sie für uns?«, sagte Butts und schielte auf die Aktenmappe, die der Pathologe in der Hand hielt.
    »Das hier«, sagte Kim und reichte ihm die Mappe. In diesem Augenblick stieß Palatine einige Kraftausdrücke aus, die jeden Seemann hätten erröten lassen.
    »Was macht denn dieses verdammte Schlitzauge hier?«, schrie er zornentbrannt, und seine Zuckungen und Ticks wurden noch ausgeprägter.
    Verblüfft sah Lee ihn an, dann wieder Kim. »Es tut mir so leid«, sagte er zu dem Pathologen. »Mr Palatine ist nicht –«
    Kim zuckte mit den Achseln. »Der Kerl ist verrückt – das sehe sogar ich.« Das brachte Butts zum Lachen, was Paladines Geschimpfe nur verstärkte.
    »Schafft ihn hier raus!«, kreischte er. »Schafft dieses verfluchte Schlitzauge –«
    Kim schaute ihn an. »Sie haben etwas Schlimmes in Vietnam erlebt, nicht wahr? Sie sehen aus, als wären Sie im passenden Alter. Aber ich bin Koreaner – das war ein ganz anderer Krieg, wissen Sie noch?« Wieder zuckte er mit den Achseln. »Nur für Sie sehen wir Schlitzaugen schätzungsweise alle gleich aus.« Diese Bemerkung ließ Butts noch heftiger lachen, was Paladine wiederum noch wütender machte.
    »Lassen wir Mr Paladine sich ein wenig beruhigen«, schlug Lee vor. Er ging auf den Flur hinaus und winkte einen uniformierten Beamten heran, der das Besprechungszimmer bewachte. »Würden Sie Mr Palatine bitte fragen, ob er etwas essen oder trinken möchte?«
    Der junge Polizist nickte und betrat den Raum, den Butts und Kim gerade verließen und sich zu Lee auf den Flur gesellten.
    »Also, was haben Sie da?«, erkundigte sich Butts bei Kim.
    Kim konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Lee wusste, dass er die Jagd genoss, und wunderte sich manchmal, warum er nicht Polizist geworden war. »Es könnte Zufall sein, aber sehen Sie«, sagte Kim. »Alle Opfer haben dieselbe Blutgruppe, 0 positiv, die weltweit am häufigsten vorkommt. Ist das nicht interessant?«
    »Sehr«, sagte Lee. »Äußerst interessant.«
    »Was, meinen Sie, hat das zu bedeuten?«, fragte Butts.
    »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, Dr. Kim hat uns gerade ein weiteres fehlendes Puzzleteil geliefert.«
    Kim strahlte, seine dunklen Augen glänzten vor Begeisterung, und seiner Miene nach zu urteilen, platzte er fast vor Stolz.
    »Wenn all die toten Frauen dieselbe Blutgruppe hatten, frage ich mich, ob er die Blutbank dazu benutzt hat, das eine oder andere Opfer so ausfindig zu machen«, überlegte Lee.
    »Genau«, pflichtete Butts ihm bei.
    Sie hatten ein weiteres Puzzleteil – aber es fehlten noch immer eine Menge andere.

KAPITEL 65
    »Was ist das bloß mit diesen Typen?«, fragte Sergeant Quinlan und studierte die Fotos der Opfer an der Wand. Das Team hatte sich nach dem Weggang von Anthony Paladine im Besprechungszimmer versammelt. Sie hatten ihm vierzig Dollar gegeben und ihn in einem Streifenwagen ins Obdachlosenasyl der Upper West Side geschickt, was ihn sichtlich höchst erfreute. Als er ging, murmelte er etwas über die Ankunft seiner Kutsche – anscheinend hielt er den Beamten, der ihn begleitete, für seinen Lakaien.
    Butts warf ebenfalls einen Blick auf die Fotos an

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