In sueßer Ruh
kantiges Kind war starr vor Anspannung. Lee registrierte, dass er nicht den Arm um seine Frau legte. »Was war denn die, äh – Todesursache?«
»Es tut mir sehr leid, aber es gibt da etwas, das wir derzeit nicht an die Öffentlichkeit geben möchten«, sagte Butts.
»Sollen wir das etwa sein – die Öffentlichkeit?«, sagte Mrs Nugent mit weinerlicher Stimme am Rand der Hysterie.
Hilfe suchend sah Butts zu Lee, es war jedoch Elena Krieger, die einschritt. »Sie müssen erschöpft sein von Ihrer Reise – ich glaube, Sie waren in Afrika?«
»J-ja«, sagte Mrs Nugent.
»Ein magischer Kontinent«, meinte Krieger. »Ich habe selbst einige Zeit dort verbracht.«
Die Abschweifung diente dazu, die beiden vom Thema abzubringen. Glücklicherweise kam genau in diesem Moment Chuck Morton aus seiner Sitzung zurück.
Erstaunt blickte er auf das zusammengepferchte Grüppchen in dem engen Büro und sagte: »Na, was ist denn hier los?«
KAPITEL 12
Sie waren alle vier vonnöten, um Mr und Mrs Nugent zu beruhigen. Schließlich gelang es ihnen jedoch, die Eltern davon zu überzeugen, dass alles getan würde, um den Mörder ihrer Tochter zu finden. Indessen saß François mit verschränkten Armen zusammengesackt in seinem Sessel und starrte auf ein Taubenpärchen draußen vor dem Fenster, das sich beäugte, während es im Kreis auf der Klimaanlage herumstolzierte. Er hatte die Leiche seiner Schwester bereits identifiziert, doch seine Mutter bestand darauf, Candy zu sehen.
Als Chuck Morton Mrs Nugent erklärte, dass eine Autopsie durchgeführt worden war, presste sie die Zähne aufeinander und nickte kurz.
»Verstehe.«
»Das ist Routine bei jedem Tötungsdelikt«, sagte er.
»Aber warum wollen Sie uns nicht sagen, wie sie gestorben ist?«, fragte sie in so dumpfem und herzzerreißendem Ton, dass Lee den Blick abwenden musste.
»Ich habe Ihnen schon erklärt, dass wir diese Information nicht an die Öffentlichkeit geben«, sagte Butts zu Chuck. Dann wandte er sich wieder an Mrs Nugent. »Hat Ihre Tochter Ihres Wissens nach irgendwelche Beruhigungsmittel genommen?«
Sie sah ihren Mann an, der sie in die Arme schloss. »Natürlich nicht!«, erklärte dieser wütend, und sein attraktives Gesicht lief unter der Sonnenbräune rot an.
»Hätten Sie es denn gewusst, wenn es so wäre?«, bohrte Butts weiter.
»Selbstverständlich!«, erwiderte Mr Nugent scharf.
»Ist sie so gestorben?«, fragte Mrs Nugent bittend und mit vor Kummer flackerndem Blick. »An einer Überdosis?«
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, schaltete sich Detective Krieger ein. »Soll ich Sie beide in die Pathologie bringen, damit Sie ein bisschen Zeit bei Ihrer Tochter verbringen können?«
Lee sah sie an. Er war beeindruckt. Elena Krieger war bekannt dafür, launenhaft zu sein – und das war noch milde ausgedrückt. Aber hier fasste sie die von Gram gebeugte Familie mit dem Feingefühl eines professionellen Trauerbegleiters an.
»Ich danke Ihnen«, sagte Mrs Nugent. Gestützt auf den Arm ihres Mannes, ging sie zur Tür.
Mr Nugent drehte sich zu ihrem Sohn um. »Kommst du, François?«
François stierte zu Boden. »Lieber nicht. Ich habe sie schon gesehen.« Seine Stimme war fast ein Flüstern.
»Du kannst nicht einfach hierbleiben«, sagte sein Vater ungeduldig.
François zupfte irgendetwas von der Armlehne seines Sessels. »Ich will nicht allein nach Hause gehen.«
»Schön, aber du kannst nicht einfach die Zeit der Leute hier beanspruchen«, insistierte Mr Nugent mit einer Handbewegung auf Lee und die beiden Detectives.
»Natürlich kann er hierbleiben, wenigstens eine Weile«, meinte Chuck. Er streckte den Kopf durch die Tür und rief in den Flur: »Sergeant Ruggles!«
Der rotgesichtige Sergeant kam aus dem Empfangsbereich herbeigeeilt. »Ja, Sir?«
»Könnten Sie diesen jungen Mann bitte ein bisschen im Polizeirevier herumführen?«, sagte Chuck, auf François deutend, der sich bei Ruggles Anblick erwartungsvoll aus seinem Sessel erhob.
»Selbstverständlich, Sir. Soll ich ihm irgendwas Bestimmtes zeigen?«
»Was Sie wollen. Beschäftigen Sie ihn einfach, geht das? Das heißt, nur wenn es nicht mit Ihren Aufgaben kollidiert.«
»Überhaupt kein Problem, Sir. Mach ich gerne«, gab Ruggles zurück. »Also dann«, sagte er zu François, »jetzt wollen wir mal sehen, ob wir ein paar passende Handschellen für dich finden.«
Zum ersten Mal, seit Lee ihn kennengelernt hatte, lächelte François.
»Wir rufen dich auf dem Handy an, wenn
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