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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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die Rückkehr des Lehrers wartet.
    »Ich glaube, er verspätet sich wegen einer Sitzung«, antwortete sie und studierte ihre langen, rot lackierten Fingernägel, die exakt den gleichen Farbton hatten wie ihr Mund. Er fragte sich, wie sie die Zeit fand, an zusammenpassende Kosmetika zu denken.
    Draußen hörte er den Klang von Stimmen auf dem Flur – laute, streitsüchtige Stimmen.
    »Wir sind gerade erst aus einem Flugzeug gestiegen, Herrgott noch mal!«, sagte eine Männerstimme. Sie hatte einen Akzent – europäisch, dachte er, war sich allerdings nicht sicher.
    »Bitte sagen Sie uns, was los ist«, bat eine Frauenstimme mit einem Anflug von Verzweiflung gerade noch diesseits der Panik.
    Die dritte Stimme klang vertraut. »Wenn Sie beide sich mal eine Minute beruhigen, werden wir Sie über alles informieren, einverstanden?«, sagte Detective Leonard Butts. Lee wusste, dass er sich alle Mühe gab, höflich zu sein, aber das war eine Strapaze für ihn. Der Detective hasste es, mit den Angehörigen von Opfern zu tun zu haben. Niemand mochte das, doch Butts fand es besonders beschwerlich.
    Die Bürotür flog auf, und auf der Schwelle stand der Detective, flankiert von zwei ziemlich sonnenverbrannten Weißen. Der Mann war mittleren Alters und wirkte kraftvoll und dynamisch. Er hatte braunes Haar, die Haut seines offenbar häufig der Sonne ausgesetzten Halses war lederartig und knittrig, und sein langes, attraktives Gesicht hatte etwas typisch Französisches. Er war nur durchschnittlich groß, strahlte aber dennoch Autorität und Intelligenz aus – begünstigt durch den Umstand, dass er aussah wie eine Kreuzung aus François Truffaut und Charles Boyer. Die Frau war klein, apart und sehr hübsch, ihr blondes Haar war so sonnengebleicht, dass es fast weiß war.
    Hinter ihnen schlich kläglich François Nugent drein, der wirkte, als sehne er sich danach zu verschwinden.
    »Hallo«, sagte Lee und streckte die Hand aus. »Sie müssen Mr und Mrs Nugent sein.«
    »Ja, die Doktoren Nugent«, entgegnete der Mann und ergriff Lees Hand unnötig fest. Seine Haut fühlte sich an wie Krokodilleder.
    »Na gut, Doktor und Doktor Nugent«, sagte Butts, der hinter ihnen ins Büro stürmte. »Und das ist Doktor Campbell und –« Beim Anblick von Elena Krieger verstummte er.
    »Detective Elena Krieger«, stellte sie sich vor und gab zuerst Mrs Nugent die Hand. Diese ergriff sie und sah Krieger einigermaßen verblüfft an. Krieger überragte die kleine Nugent zwar, in ihrer Stimme lag jedoch nicht die Spur von Herablassung. Dann schüttelte sie allen anderen ebenfalls die Hand. Als die Reihe an François Nugent war, konnte der arme Kleine kaum aufhören, sie anzustarren. Er schluckte schwer und ließ sich in einen der aufgestellten Bürosessel in der Ecke des kleinen Büros plumpsen.
    »Nett, Sie wiederzusehen, Detective Butts«, sagte Krieger sanft und gab auch ihm die Hand.
    »Ganz meinerseits«, erwiderte Butts. »Seit wann sind Sie denn an Bord?«
    »Erst seit heute«, antwortete sie. »Ich –«
    »Entschuldigung, aber könnten Sie uns jetzt bitte sagen, was hier vorgeht?«, unterbrach Mrs Nugent sie.
    Lee und Butts tauschten Blicke. Butts Miene war eindeutig: Machen Sie schon .
    »Es tut mir schrecklich leid, Ihnen das sagen zu müssen, Mrs Nugent«, begann Lee, »aber –«
    »Nennen Sie mich Bridget«, bot sie mit zitternder Stimme an. »Wir wissen schon, dass – dass Candace etwas passiert ist, aber –« Sie stockte und sah Hilfe suchend zu ihrem Mann.
    »Wir kennen keine Einzelheiten«, erklärte er. »Alles, was wir wissen, ist, dass man sie – gefunden hat.«
    François rutschte auf seinem Sessel nach vorn und stierte auf seine Schuhe.
    Seine Mutter warf ihm einen wütenden Blick zu. »Sie ist in diesem Laden gestorben, in den du sie mitgenommen hast, oder?«
    Er starrte weiter auf seine Schuhe.
    »Mrs Nugent«, sagte Lee, »ihr Tod muss nicht im Geringsten mit dem Steampunk-Klub in Verbindung stehen, in dem sie zum letzten Mal gesehen wurde.«
    »Wie auch immer, er wurde heute wegen Sicherheitsverstößen dichtgemacht«, bemerkte Butts.
    »Wie ist sie gestorben?« Mrs Nugents Schrei war fast ein Klagelaut. »Wurde sie – hat man sie –«
    »Es gab keinen Hinweis auf sexuelle Gewalt, Ma’am«, sagte Butts leise.
    »Aber wie ist sie dann –? Wer hätte so etwas –« Sie blickte sich im Zimmer um, als hielte der Mörder sich dort irgendwo versteckt.
    »Genau das versuchen wir herauszufinden«, erklärte Lee.
    Mr Nugents

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