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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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erschienen ihm immer unheimlich und rätselhaft.
    Die Leute in der Toxikologie waren ein komischer, etwas absonderlicher Haufen, still und geheimnisvoll wie Schnecken. Sie hatten allesamt fettige Haare und schmale Schultern, trugen dicke, altmodische Brillen und nicht zusammenpassende, fleckige Klamotten. Detective Butts und er standen da und sahen zu, wie sie sich zwischen den brummenden und surrenden Geräten bewegten und mit ihren schmutzigen, nicht manikürten Fingern geschickt die Anzeigen, Tasten und Schalter des Spaliers von Massenspektrometern und Flüssigkeitschromatografen bedienten.
    Butts ging auf einen bleichgesichtigen Mann in kariertem Pullunder zu.
    »Wir sind hier mit Ivana Jankovic verabredet.«
    Der Mann starrte ihn durch dicke Brillengläser an und deutete dann auf ein kleines Büro am hinteren Ende des Labors.
    »Sie ist gerade rausgegangen. Sie können gerne in ihrem Büro auf sie warten.«
    Lee beobachtete, wie eine zwergenhafte Frau unbestimmten Alters mit glattem, dünner werdendem braunen Haar und runden Schultern einen Messbecher zu einem surrenden Massenspektrometer hinübertrug, wobei sie geschickt durch das Labyrinth aus Apparaten und Regalen manövrierte, in denen säuberlich beschriftete Gläser mit Proben standen.
    Er stellte sich vor, wie sie die Nacht in diesem Gemäuer zubrachte, dessen schmutzige Fenster und verblichene Wände genauso unglamourös waren wie seine Bewohner. Sowohl sie als auch ihre Kollegen hatten weiße, haarlose Haut, als hätten sie ihr ganzes Leben unter der Erde verbracht.
    Butts schubste ihn am Arm. »Ich hab’s satt zu warten – wann, sagte der, wäre sie wieder da?«
    Wie als Antwort auf diese Frage betrat Ivana Jankovic den Raum. Sie war, anders als ihre Kollegen und Kolleginnen, bemerkenswert attraktiv, sodass sie fehl am Platz wirkte. Ihr honiggelbes Haar war zu einem Nackenknoten gebunden, und sie trug ein knöchellanges braunes Strickkleid, das ihre ausladenden Kurven umschmeichelte, einen gelben Seidenschal und hohe schwarze Lederstiefel. »Hallo, ich bin Dr. Jankovic«, sagte sie und streckte ihre makellos manikürte Hand aus. »Was kann ich für Sie tun?« Ihr Akzent klang fremdländisch – vermutlich osteuropäisch.
    »Detective Leonard Butts«, stellte Butts sich vor und schüttelte ihr die Hand. »Und das ist Dr. Lee Campbell. Wir haben vorhin angerufen wegen –«
    »Ach, ja, wegen der Toten im Van Cortlandt Park«, sagte sie und führte sie in ihr Büro. »Ich habe die toxikologische Untersuchung auf meinem Schreibtisch.«
    »Wir schätzen sehr, dass Sie das so schnell erledigt haben«, sagte Lee, als sie den kleinen, aber aufgeräumten Raum betraten.
    »Ich hoffe, es lässt uns nicht allzu herzlos klingen«, entgegnete sie und nahm an ihrem Schreibtisch Platz, »aber wir sind alle ziemlich verblüfft darüber.«
    Lee versuchte, sich die maulwurfartigen Wesen im Raum nebenan bei der Äußerung irgendwelcher Gefühle vorzustellen, was ihm jedoch nicht gelang.
    »Wir hätten nur einige Fragen an Sie, wenn Sie nichts dagegen haben«, erklärte Butts.
    »Sie haben die toxikologische Untersuchung also schon gesehen?«
    »Ja. Und uns über den hohen Wert an Beruhigungsmitteln in ihrem Organismus gewundert.«
    Sie lehnte sich in ihrem Schreibtischsessel zurück und verschränkte die Arme über dem üppigen Busen. »Was ist damit?«
    »Würde der ausreichen, um Bewusstlosigkeit zu verursachen?«
    »Oh, sicher. In dieser Dosierung würde jedes beliebige Benzodiazepin bei fast jedem einen Bewusstseinsverlust bewirken. Und sie war nicht besonders schwer, deshalb würde ich sagen, in ihrem Fall ganz bestimmt.«
    »Aber er war nicht hoch genug, um sie zu töten?«
    »Nein, das nicht. Es sei denn, man hätte es in Kombination mit etwas anderem genommen. Aber außer einer geringen Menge Alkohol hat die toxikologische Untersuchung nichts ergeben.«
    »Können Sie uns sagen, wie es verabreicht wurde? Hat sie es geschluckt, oder wurde es injiziert?«, erkundigte sich Lee.
    »Mal sehen«, sagte sie und setzte sich eine Lesebrille auf, was sie nur noch sexier machte. »Laut Autopsiebericht befanden sich in ihrem Magen Spuren von Alprazolam. Deshalb würde ich sagen, sie hat es geschluckt.«
    »Alprazolam? Ist das nicht Xanax?«, meinte Lee.
    »Das ist der Handelsname«, sagte Dr. Jankovic und sah ihn über den Rand der Lesebrille wie eine strenge Lehrerin an. Er spürte, dass er rot wurde, und bereute seine Bemerkung auf der Stelle. War ihr jetzt klar, dass er

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