in tausend Noeten
weiterreden.“
Im Gemeinschaftsraum der Vierten ging es an diesem Nachmittag noch lebhafter zu als sonst.
„Wir können alle Streiche vorführen, die wir Mamsell im Laufe der Zeit gespielt haben“, schlug Jenny vor.
Aber die meisten fanden das albern und lehnten Jennys Vorschlag ab. Jenny verzog das Gesicht, aber sie widersprach nicht, auch nicht, als Petra sagte: „Damit würden wir sie nur bloßstellen, und das an ihrem Geburtstag! Wäre es nicht viel besser, wir würden ein Gedicht auf sie machen? Doris muss es vortragen. Dabei macht sie Mamsell nach.“
„Und ihr anderen?“, fragte Doris. „Ihr amüsiert euch und ich muss büffeln.“
„Na, Doris, das ist doch eine gute Gelegenheit, endlich mal was zu lernen!“, rief Carla.
„Und wenn schon“, widersprach Doris, „ich finde, dass die ganze Klasse beteiligt sein muss.“
„Wir können ja auch Gedichte aufsagen – mit verteilten Rollen“, schlug Hanni vor.
„Och, wenn die Kleinen schon Gedichte herunterleiern ...“
Aber Carlotta rief: „Rollen! Das ist das Stichwort! Kinder, wir führen ein Stück auf, ein französisches natürlich! Mamsell wird begeistert sein.“
Sie schrien alle durcheinander, so entzückt waren sie von diesem Vorschlag. Nur welches Stück sollten sie nehmen? Stand keines im französischen Übungsbuch? Ach – nur so ein Allerweltsdialog, nichts Lustiges. Viele Rollen mussten es sein, damit sich die ganze Klasse beteiligen konnte.
„Ob wir Frau Jenks um Rat fragen?“, meinte Hilda schließlich.
Sie wollten sich schon mit diesem Vorschlag zufriedengeben, da schrie Jenny – und ihre Stimme überschlug sich fast vor Eifer: „Ich weiß was, ich weiß was!“ Sie musste erst einmal tief durchatmen, so sehr hatte ihre eigene Idee sie überrascht. Dann sagte sie: „Zu Hause wurde einmal in einem Verein ein lustiges Stück nach einem Märchen von Andersen aufgeführt. Dafür sind viele Personen nötig. Den Text kann ich mir sofort schicken lassen, wir müssen ihn bloß ins Französische übersetzen.“
Sie hielt inne, betrachtete vergnügt die gespannten Gesichter. Bobby drängte sie: „Nun sag schon: Was für ein Stück ist es?“
Da schmetterte sie den anderen laut entgegen: „Die Prinzessin und der Schweinehirt!“
Einen Augenblick war es still, dann brach ein solcher Jubel los, dass die Zeichenlehrerin, die gerade vorbeiging, die Tür öffnete, um nach den Schreiern zu sehen. Aber als sie die vergnügten Gesichter sah, schloss sie die Tür gleich wieder. In diesen Tagen waren die Mädchen ja alle am Planen, das wusste sie ... und ging lächelnd weiter.
Es dauerte lange, bis die Klasse sich beruhigte. Nur die Neuen begriffen natürlich gar nichts. Vielleicht kannten sie das Märchen nicht und den Witz des Vorschlags konnten sie erst recht nicht erfassen, weil sie nichts wussten von der Prinzessin, die in vielen Gemütern herumspukte.
„Wer soll die Prinzessin sein?“, fragte Bobby schließlich.
„Andrea natürlich“, rief Elli und es war das erste Mal, dass ihr niemand widersprach oder ihren Vorschlag belächelte. Andrea, das hoch gewachsene Mädchen mit den langen blonden Haaren, war wie geschaffen für diese Rolle.
„Was muss ich dabei tun?“, fragte sie.
„Dich küssen lassen – vom Schweinehirten.“
„Und wer ist das?“
Ja – wer? Groß musste er sein, groß und kräftig. Sie entschieden sich für Marianne, die auch einverstanden war. Alle übrigen wurden zu Hofdamen ernannt. Nur Carlotta musste den alten König spielen, den Vater der Prinzessin.
Jenny telefonierte noch am gleichen Abend nach Hause und bat ihre Mutter, ihr den Text zu schicken. Doch wer sollte ihn ins Französische übertragen?
„Gemeinschaftsarbeit“, schlug Hilda vor. „Vielleicht kann Frau Jenks uns helfen und die Übersetzung dann verbessern.“
„Grit kann es auch“, sagte Hanni.
Frau Jenks, der sie am nächsten Morgen von ihrer tollen Idee erzählten, war sehr angetan – obwohl auch sie die Anspielung auf die Prinzessin nicht verstand. Am nächsten Tag war der Text da, drei Tage später die französische Fassung, ein Gemeinschaftswerk von Petra und Grit. Viel zu lernen gab es nicht. Sie hatten nur ein Teilstück des Märchens für die Aufführung ausgewählt. Das meiste sollte eine Sprecherin schildern und diese Sprecherin, die also die Geschichte zwischen den Szenen immer weitererzählen musste, hatte als Einzige einen längeren Text. Die Rolle war Hilda zugefallen. Aber Frau Jenks sagte ihr gleich:
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