in tausend Noeten
sich nicht wehrt, warum soll ich mich einmischen?“
Die Zwillinge nickten. Natürlich war es Ellis eigene Dummheit. Doch warum tat sie das?
„Komm mit, Elli, wir müssen herausfinden, wieso du dich derart herumkommandieren lässt.“
„Ach, lasst mich! Schließlich ist das meine Sache.“
„Nicht ganz. Du bist unsere Kusine, und wenn du krank wirst, kriegen wir Vorwürfe von deiner Mutter, weil wir uns nicht genügend um dich gekümmert haben. Mit Recht!“
„Hört mal!“, mischte Andrea sich noch einmal ein. „Den eigentlichen Grund kenne ich auch nicht, warum Elli sich all das gefallen lässt. Aber diese Dany ist einfach frech. Hol mir das mal! Näh den Knopf an! Bügle mir die Bluse! Den ganzen Tag geht das so. Elli hat sich nie dagegen gewehrt. Vom ersten Tag an hat sie brav alles gemacht, was dieses freche Stück ihr angeschafft hat.“
„Da muss etwas geschehen“, sagte Hanni.
Sie erkundigten sich bei Tessie, die wie Dany auch in der Fünften war. „Ach die“, sagte Tessie lachend, „die ist bodenlos frech. Dumm ist sie nicht, sie kommt gut mit. Aber eine Angeberin – sage ich euch! Manchmal macht sie geheimnisvolle Andeutungen ... von einer Tante Isabell, die eine Herzogs- oder Grafentochter ist, und von einem Schloss, in dem sie bei ihr wohnte ... Wir lachen sie aus, wenn sie davon anfängt. Warum fragt ihr?“
„Nur so“, antwortete Nanni, die ihre Schwester längst bedeutungsvoll angesehen hatte. Das war also der tiefere Grund für Ellis seltsames Verhalten. Sie hatte wieder einmal die angekündigte Fürstentochter gewittert, ihre Freundschaft gesucht und war dabei von dem gerissenen und kaltschnäuzigen Mädchen nur ausgenützt worden. Jetzt saß sie in der Patsche und fand nicht wieder raus.
„Diese Dany nehmen wir uns vor“, sagten die Zwillinge, als sie wieder allein waren.
Indessen bediente Elli ihre angebetete Dany weiterhin von hinten und von vorn. Vielleicht hatte ihr Eifer nach dem Gespräch mit ihren Kusinen ein bisschen nachgelassen. Aber das konnte auch aus Müdigkeit sein.
Sie hatte den Auftrag bekommen, Danys Wäsche von der Hausmutter zu holen. Als sie sich der Zimmertür näherte, hörte sie, wie Dany und Andrea sich stritten. Unwillkürlich blieb sie stehen und horchte. Um was ging es? Dany keifte: „Deine Sorge muss es nicht sein. Wenn Elli mir helfen will und glücklich dabei ist, soll sie es tun!“
Ach, um sie ging es! Nun war Elli gespannt!
„Du nützt sie aus und sie ist zu gutmütig, um sich zu wehren!“
„Gutmütig nennst du das? Sie ist dämlich!“ Elli zuckte zusammen. „Weißt du noch, wie sie mich am ersten Abend fragte, ob ich so etwas wie eine Fürstentochter wäre?“
„Und bist du das vielleicht?“
„Kein Gedanke! Mein Vater war früher einmal Sekretär bei Tante Isabell. Sonst ist er Versicherungsvertreter und hat ihre Versicherungen seiner Gesellschaft vermittelt. Das sind aber ganz komplizierte Dinge. Deshalb wird er dort noch gebraucht.“
„Und deine Mutter?“
„War Sekretärin bei der gleichen Versicherung. Daher kennt sie übrigens Frau Theobald.“
Andrea lachte. „Wenn Elli das eines Tages erfährt, bricht sicher eine Welt für sie zusammen.“ Das stimmte: Elli stand draußen vor der Tür und war vollkommen fassungslos. „Trotzdem finde ich die Art, wie du ihre Hilfe beanspruchst, unfair und sogar unverschämt.“
„Meinetwegen!“, war Danys schnippische Antwort. „Was kümmert‘s mich?“
„Ich weiß nicht, ob du es noch lange so treiben kannst. Heute Mittag waren die Zwillinge hier und erkundigten sich nach dir.“
„Wie kommen die dazu?“
„Sie sind immerhin Ellis Kusinen. Und ich glaube, sie spielen hier in Lindenhof eine große Rolle.“
„Sie sollen sich nur unterstehen, mir etwas zu sagen! Dann werden sie sich wundern!“
Elli ging leise ein paar Schritte zurück, dann trat sie kräftiger auf, öffnete die Tür, legte das Wäschepaket wortlos auf Danys Bett und verließ das Zimmer. Sie rannte in den Park hinaus, damit sie sich ungestört ausweinen konnte.
Andrea und Dany sahen sich an. „Ob sie etwas gehört hat?“, fragte Andrea beklommen.
Dany zuckte mit den Schultern. „Na, wenn schon!“
Elli erschien erst unmittelbar vor dem Schlafengehen wieder im Zimmer und verließ es morgens, nachdem sie sich hastig angezogen hatte. Sie hat uns gehört, dachte Andrea. Arme Elli!
Dany sah am nächsten Tag die Zwillinge auf sich zu kommen. Sie wollte schnell in eine andere Richtung gehen, doch
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