in tausend Noeten
Hanni verstellte ihr den Weg. „Wir möchten dich sprechen.“
„Warum? Ich mag nicht.“
„Wir mögen eigentlich auch nicht. Doch wir müssen wissen, warum du Elli so unverschämt ausnützt.“
„Was fällt dir ein? Wie sprichst du mit mir?“
„Antworte!“, sagte Nanni.
„Nun, wenn ihr es hören wollt: Eure liebe Kusine scharwenzelt den ganzen Tag um mich herum und will mir helfen.“
„Wir kennen Elli sehr genau. Doch ihr Bestreben, anderen gefällig zu sein, gibt dir noch lange kein Recht, sie auszunutzen. Unterlass es gefälligst, sonst wenden wir uns an Frau Theobald.“
Das war die einzige Drohung, die auf Dany Eindruck machte. Wohl oder übel musste sie sich fügen. Von nun an übersah sie Elli geflissentlich. Und den Zwillingen schwor sie Rache! Die wollte sie schon herunterholen von dem Sockel, auf dem sie standen!
Doch so leicht war das nun auch wieder nicht. Hanni und Nanni lebten schon im dritten Jahr in Lindenhof und hatten viele Freundinnen, nicht nur in der eigenen Klasse. Ihre fröhliche, aufrichtige und stets hilfsbereite Art machte sie bei allen beliebt. Auch die Lehrerinnen schätzten sie als tüchtige, fleißige Schülerinnen.
Dany heckt einen bösen Plan aus
Dann aber kam der Zufall Dany zu Hilfe. Ihre eigene Klassenlehrerin, Frau Körner, gab bei der Vierten Englisch. Sie ließ versehentlich auf dem Pult die Aufgaben für die nächste Klassenarbeit in der Fünften liegen. Die Zwillinge hatten gerade Ordnungsdienst. Prompt brachten sie, wie es ihre Pflicht war, Frau Körner die Blätter. Zwei aus der Fünften hatten das beobachtet, erzählten es den anderen und sagten dazu: „Einen Blick hätten sie uns ruhig hineinwerfen lassen können. Bloß damit wir wüssten, worauf wir uns vorbereiten sollen.“
„Ihr spinnt!“, sagte Dany höhnisch. „Brave Schülerinnen tun das nicht. Ja, wenn es die Arbeit für ihre eigene Klasse gewesen wäre! Da hätten sie schon einen Blick riskiert. Aber eine fremde Klasse? Da spielt man lieber die Musterschülerinnen, die ehrlichen Finder!“ Die anderen nickten.
Und dann lag einmal in einer Flurecke ein winziges Adressbuch. H.S. stand in Goldbuchstaben darauf. Dany steckte es ein – wer wusste, wozu sie es einmal gebrauchen konnte! Und als eines Tages im Gemeinschaftsraum der Fünften der Plattenschrank aufstand und niemand darauf achtete, da packte Dany einen Stoß Platten, legte sie in ein Versteck, um sie später wegzuholen, zerbrach drei (die sie dann natürlich liegen ließ) und schob das Adressbuch dazwischen.
Ihr böser Plan gelang: Gleich am nächsten Tag wurden ein paar Platten vergeblich gesucht. Schließlich entdeckte jemand eine davon zerbrochen auf dem Regal und darunter Hannis Adressbuch. Natürlich schloss jede daraus, dass die Zwillinge im Zimmer gewesen waren, vielleicht heimlich Platten gesucht und ein paar davon zerbrochen hatten. Alle waren entrüstet, und Heidi, die Klassensprecherin, sagte: „Wir müssen auf alle Fälle testen, ob sie es waren.“ Deshalb gingen am anderen Morgen drei zur Vierten hinüber und fragten nach ein paar von den Platten.
„Ach, die haben wir in unserem Zimmer“, rief Nanni, „die gehören uns.“ Sie holte sie. „Aber wir leihen sie euch gern.“
Tessie, die extra mitgegangen war, zeigte Hanni das Adressbuch. „Deins?“, fragte sie.
„Ach ja, danke. Ich habe schon überall danach gesucht.“
Tessie warf ihr einen langen Blick zu, bei dem Hanni sich natürlich nichts dachte. Tessie war enttäuscht. So war Hanni also, und Nanni wohl ebenfalls. Sie waren in einen fremden Raum eingedrungen, hatten Platten gestohlen und sogar welche zerbrochen. Nie hätte sie das den beiden zugetraut!
Danys Plan ging auf. Mit einem Mal schnitten viele die Zwillinge. Das Unbehagen, das die Schwestern seit einiger Zeit empfanden, verstärkte sich immer mehr.
Es fiel sogar Hilda auf, wie gespannt das Verhältnis von vielen Mädchen zu den Zwillingen geworden war. Mit Tessie hatten Hanni und Nanni sich doch immer besonders gut verstanden! Aber Tessie machte kehrt, wenn sie die Schwestern nur von weitem kommen sah. Was war da vorgefallen? Als Hilda sich erkundigen wollte, sagte Hanni bedrückt: „Wenn ich das wüsste! Wir beide haben nie irgendwelchen Ärger mit Tessie gehabt, keinen Krach. Und wenn wir versuchen, sie zu fragen, weicht sie uns aus.“
„Dann werde ich fragen“, sagte Hilda energisch. Sie tat es sofort. „Tessie, was ist los? Du und die Zwillinge, ihr wart doch immer gute
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