In Todesangst
nun auch wieder nicht. Ich konnte mich ganz normal mit ihr unterhalten.«
»Und die Blutspuren an dem Handtuch, das wir in Ihrem Bad gefunden haben?«, fragte Marjorie.
»Sie hatte eine Verletzung am Knie, das habe ich Ihnen doch schon erklärt«, sagte ich. »Ich habe die Wunde gesäubert, und dabei hat ihr Knie erneut zu bluten angefangen. Meine Güte, was reimen Sie sich da zusammen? Dass ich Patty etwas angetan habe? Und dann das blutige Handtuch einfach auf dem Badezimmerboden liegen lasse, damit Sie es auch gleich finden?«
Jennings lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Wir haben mit Miss Wood gesprochen.«
»Ja, und?«
»Sie hat ausgesagt, Sie hätten sie am nächsten Morgen angerufen. Um ihr zu erklären, was sie vor ihrer Haustür beobachtet hatte.«
»Kate ist am Haus vorbeigefahren, als Patty und ich gerade hineingingen. Anscheinend wollte sie mit mir reden, ist dann aber weitergefahren, als sie sah, dass ich nicht allein war. Deshalb habe ich sie am nächsten Tag angerufen.«
»Warum?«, hakte Jennings nach. »Sie haben sich doch von Miss Wood getrennt, oder?«
»Ja.«
»Wieso fühlten Sie sich dann bemüßigt, ihr etwas zu erklären?«
»Weil ich dachte, sie könnte auf falsche Gedanken kommen.«
»Ist ja auch kein Wunder, wenn Sie nachts in inniger Umarmung mit einem Teenager vor Ihrer Haustür stehen, oder?«
»Das war keine innige Umarmung«, fuhr ich sie an. »Patty hat sich auf meinen Arm gestützt, das war alles.«
»Miss Wood behauptet, etwas ganz anderes beobachtet zu haben«, wandte Marjorie ein.
Ich schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. »Ach ja? Mal so eben im Vorbeifahren? Sie hat ja nicht mal angehalten. Was also will sie schon gesehen haben?«
»Na schön«, sagte Jennings. Sie hielt einen Augenblick lang inne, als müsse sie ihre Gedanken sammeln. »Wir würden gern noch mal hören, wie diese Yolanda Mills Sie kontaktiert hat. Sie wissen schon, die Frau, wegen der Sie nach Seattle geflogen sind.«
Ich hatte keine Ahnung, worauf sie hinauswollte. Was hatte Yolanda Mills mit Patty zu tun?
»Per E-Mail«, sagte ich. »Sie hat behauptet, Sydney auf unserer Such-Website wiedererkannt zu haben. Aber das Ganze war ein abgekartetes Spiel.« Ich sah Jennings an. »Aber das wissen Sie doch längst alles.«
»Und Sie haben ihr eine E-Mail zurückgeschrieben?« Sie fragte, als hätte sie mir überhaupt nicht zugehört.
»Ja, natürlich. Ich wollte wissen, wie ich sie erreichen könnte – und dann kam postwendend eine Mail mit ihrer Handynummer.«
»Unter der Sie dann angerufen haben.«
Ich nickte. »Ich weiß bloß nicht, mit wem ich geredet habe. Es gibt ja keine Yolanda Mills.«
»Ja, das ist wahr«, sagte Jennings. Sie schien zu überlegen. »Miss Wood war doch anwesend, als Sie die erste E-Mail erhielten, richtig?«
»Sie war in der Küche«, sagte ich.
»Aber sie saß an Ihrem Computer, als die zweite Mail eintrudelte.«
»Ja.«
»Und wo waren Sie in dem Moment?«
»Was meinen Sie?«, fragte ich.
»Waren Sie im selben Raum wie Miss Wood?«
»Nein, ich war nach unten gegangen.«
»Und was haben Sie gemacht?«, fragte Detective Marjorie.
»Ich habe alle möglichen Anlaufstellen für Jugendliche in Seattle angerufen«, erwiderte ich. »Ich habe mein Handy benutzt, während Kate von meinem Büro aus telefoniert hat.«
»Und woher hatten Sie die Telefonnummern besagter Anlaufstellen?«, fragte Jennings.
»Aus dem Internet. Ich hatte mir Syds Laptop mit nach unten genommen.«
Die beiden Detectives warfen sich einen vielsagenden Blick zu.
»Sie saßen also unten am Laptop, als die zweite E-Mail von Yolanda Mills eintrudelte.«
»Ja«, sagte ich. »Kate hat mich sofort nach oben gerufen.«
»Und dann?«
»Ich bin hochgelaufen, habe die Telefonnummer gesehen, die mir diese Yolanda Mills gemailt hatte, und sie sofort angerufen.«
»War Miss Wood im selben Raum, als Sie mit ihr telefoniert haben?« »Ja.«
»Konnte sie mithören? Haben Sie einen Nebenanschluss?«
»Nein. Konnte sie nicht.«
»Sie hat also nur Ihren Teil des Gesprächs mitbekommen, richtig?«
»Ich verstehe beim besten Willen nicht, worauf Sie hinauswollen«, sagte ich.
»Beantworten Sie bitte meine Frage.«
»Ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt meinen Anwalt anrufe.«
Marjorie musterte mich scharf. »Sie glauben also, dass Sie juristischen Beistand benötigen?«
»Ich weiß es nicht.«
Er setzte unmittelbar nach. »Warum sollte jemand einen Anwalt zu Rate ziehen, wenn
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