In Todesangst
wie ich eine Karte durch das Gerät gezogen habe, und wusste sofort Bescheid. Oh, Mann, ich darf gar nicht dran denken.«
»Warum hast du das gemacht, Jeff?«, fragte ich. »Eigentlich bist du doch ein anständiger Bursche.«
Erneut zuckte er mit den Schultern. »Ich wollte mir ein Macbook Pro kaufen.«
Ich sah einen Augenblick lang auf den Straßenverkehr hinaus. »Wusste Syd davon?«, fragte ich dann.
»Nein«, sagte er. »Absolut nichts. Ich wollte auch gar nicht, dass jemand davon erfährt. Als ich im Dalrymple’s rausgeflogen bin, habe ich ihr erzählt, ich wäre bei einer Familienfeier mit vollem Tablett über den Tisch gefallen und deshalb gefeuert worden. Und Evan hat mir hoch und heilig geschworen, Syd nichts von der Karte zu erzählen, die ich ihm gegeben hatte.«
Ich erinnerte mich vage, wie Syd erzählt hatte, dass Jeff gekündigt worden war.
»Sie sagen ja gar nichts mehr«, meinte Jeff. »Sind Sie sauer auf mich, oder was?«
Ich legte die Hände flach auf die Tischplatte und schloss einen Moment lang die Augen. Als ich sie wieder öffnete, musterte Jeff mich argwöhnisch, als könne ich jeden Augenblick explodieren.
»Wahrscheinlich warst du nicht der Einzige, der das für diesen Typ gemacht hat«, sagte ich. »Mit gefälschten Kreditkarten lässt sich eine Menge Geld rausschlagen.« Ich überlegte. »Du hast doch bestimmt die Handynummer von diesem Typen.«
Jeff schüttelte den Kopf. »Nicht mehr.«
»Aber an seinen Namen wirst du dich ja wohl noch erinnern.«
»Na ja …« Jeff schien mit sich zu kämpfen. »Am Handy hat er sich immer mit ›Gary‹ gemeldet, aber als wir zum ersten Mal gesprochen haben, hat er einen anderen Namen benutzt.«
»Welchen?«
»Ich weiß es nicht mehr genau.« Er zog die Stirn in Falten. »Es könnte ›Eric‹ gewesen sein.«
»Eric«, wiederholte ich.
»Ich glaube, ja.«
»Wann hast du ihn zum ersten Mal getroffen?«
»Jemand hat mir gesagt, ich solle mich an ihn wenden, wenn ich ein bisschen was dazuverdienen will, und bei dem Hungerlohn im Dalrymple’s …«
»Wer hat dir den Tipp gegeben?«
»Bitte, Mr Blake. Ich will niemanden in Schwierigkeiten bringen.«
Hätte er nicht den Namen »Eric« erwähnt, wäre ich wohl weiter davon ausgegangen, dass Jeffs Probleme nichts mit Syd zu tun hatten. Nun aber war ich mir sicher, dass es eine Verbindung geben musste.
»Jetzt spuck’s schon aus, Jeff«, sagte ich. »Wer hat dich mit diesem Kerl zusammengebracht?«
Jeff fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Oberlippe. »Sie kennen ihn«, sagte er dann. »Er arbeitet bei Ihnen im Autohaus. Andy heißt er.«
Ich sah ihn verblüfft an. »Andy Hertz?«
»Ja, genau der. Aber verraten Sie ihm bloß nicht, dass Sie das von mir haben.«
Ich schwieg nachdenklich. Jeff sah mich an. »Übrigens kann ich Patty nirgends erreichen«, sagte er. »Hat sie sich zufällig bei Ihnen gemeldet?«
DREISSIG
Auf dem Rückweg fragte ich Jeff: »Woher kennst du Andy Hertz?«
»Über Syd«, sagte er. »Sie hat doch letztes Jahr bei Ihnen in der Firma gearbeitet, und dabei hat sie sich auch mit Andy angefreundet. Er war ein paarmal mit dabei, als wir um die Häuser gezogen sind – Syd, Patty, ich und noch ein paar andere Kumpels. Okay, er war ein bisschen älter als wir, aber echt cool, und außerdem konnte er Bier für uns kaufen.«
»Na, großartig«, sagte ich.
»Jedenfalls ist er echt nett«, sagte Jeff.
»Und Andy hat euch allen diesen kleinen Tipp gegeben, wie ihr euch nebenbei etwas dazuverdienen könnt?«
»Nein«, sagte Jeff. »Bloß mir. Na ja, jedenfalls glaube ich das. Ich habe ihn irgendwann mal gefragt, ob er nicht einen Nebenjob für mich wüsste, und er meinte, er würde mir die Nummer von einem Typ geben, der mir vielleicht was vermitteln könnte.«
»Hast du Andy erzählt, was passiert ist?«
»Nein. Mein Vater hat mir eingeschärft, dass ich bloß den Mund halten soll. Außerdem weiß Andy nicht mal, dass ich den Typ angerufen habe. Er hat mir damals die Nummer gegeben, aber wir haben nie wieder darüber gesprochen.«
Ich versuchte mich auf den Verkehr vor mir zu konzentrieren. Es pochte in meinen Schläfen. Andy Hertz. Ich musste dringend mit ihm reden.
»Alles okay mit Ihnen, Mr Blake?«, fragte Jeff.
»Bestens«, sagte ich.
»Sagen Sie Andy bloß nicht, dass Sie das alles von mir wissen.« Er klang besorgt.
Ich warf ihm einen Seitenblick zu und schwieg.
Trotz seiner Größe schien er förmlich in sich zusammenzusinken, immer tiefer in
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