In Todesangst
möglich, dass Sie einige dieser Vorfälle selber inszeniert haben, um alles so aussehen zu lassen, als wäre Ihre Tochter in irgendwelche unsauberen Geschichten verwickelt gewesen.«
»Und warum sollte ich so etwas tun?«
»Egal, in welche Richtung wir ermitteln, wir landen immer wieder bei Ihnen«, erklärte Marjorie. »Sie sind der Letzte, der Ihre Tochter lebend gesehen hat. Und dasselbe gilt für Patty Swain. Versuchen Sie nicht, uns für dumm zu verkaufen, Mr Blake.«
»Was versuchen Sie mir hier anzuhängen?« Ich schüttelte den Kopf. »Das ist doch komplett durchgeknallt!«
»Mussten Sie sich Patty deshalb vom Hals schaffen?«, setzte Marjorie nach. »Weil sie herausbekommen hat, dass Sie Ihre eigene Tochter ermordet haben?«
Und plötzlich setzte etwas aus bei mir. Aber selbst wenn ich vorher nachgedacht hätte, hätte ich wohl dasselbe getan.
Es war reiner Instinkt. Dass der Dreckskerl behauptete, ich hätte meine Tochter umgebracht, den einzigen Menschen, für den ich mein eigenes Leben gegeben hätte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, war einfach zu viel.
Ich schnellte aus meinem Stuhl wie aus einem Schleudersitz und ging mit ausgestreckten Händen auf Marjorie los. Ja, ich wollte ihn umbringen, und nicht nur wegen dem, was er mir in die Schuhe schieben wollte. Ich wollte ihm heimzahlen, dass er seine Zeit mit haltlosen Anschuldigungen vertrödelte, statt nach meiner Tochter zu suchen.
»Verdammtes Schwein!«, brüllte ich und ging ihm an die Kehle.
Leider bekam ich ihn nicht zu fassen. Detective Marjorie war ein erfahrener Cop, der sicher nicht zum ersten Mal angegriffen wurde. Blitzschnell packte er meinen linken Arm, drehte ihn mir auf den Rücken und rammte mich gegen die Wand.
Er griff mir in die Haare und schlug meinen Kopf gegen den Putz. Ich hörte, wie etwas in meinem Nacken knackte.
»Adam!«, hörte ich Jennings rufen.
»Dich mach ich fertig«, zischte er mir ins Ohr.
»Adam!«, wiederholte Jennings. »Lass ihn los.«
»Tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten«, knurrte Marjorie. »Das wirst du bereuen, Arschloch!«
»Ich habe meine Tochter nicht umgebracht!«, stieß ich hervor, die Lippen an der nackten Wand.
»Adam«, sagte Jennings. »Lass uns mal kurz rausgehen.«
Er hielt mich noch einen Augenblick lang fest, ehe er losließ. Dann verließen er und Jennings den Raum.
Keuchend lehnte ich mich gegen die Wand und versuchte wieder zu Atem zu kommen. So stand ich gute fünf Minuten da, bis sich die Tür öffnete und Detective Jennings allein hereinkam.
»Sie können gehen«, sagte sie.
»Was? Das war’s?«
»Sie können gehen.«
»Was soll das?«
»Mr Blake …«
»Lassen Sie mich raten. Ihr Kollege will mich hinter Schloss und Riegel bringen, aber er hat keine Beweise. Bloß seine geisteskranken Theorien.«
»Am besten, Sie gehen jetzt einfach, Mr Blake.«
»Am liebsten würde er mich auf der Stelle verhaften, stimmt’s? Sie lassen mich bloß gehen, weil Sie glauben, dass ich vielleicht einen Fehler mache, der mir das Genick bricht.«
Jennings schwieg.
»Ich habe einen Fehler gemacht«, sagte ich leise. »Und ich werde Ihnen auch sagen, welchen. Mein Fehler war, dass ich Ihnen vertraut habe. Mir ist bekannt, dass Eltern oft zu den Hauptverdächtigen zählen, wenn Kindern etwas zustößt, aber ich hatte nie den Eindruck, dass Sie mich für einen Kriminellen halten. Aber wenn Sie jetzt so denken wie Ihr Kollege – na schön, dann kann ich wohl nicht mehr auf Ihre Hilfe zählen.«
Sie hielt mir die Tür auf.
Ich ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
EINUNDDREISSIG
Ich schwitzte am ganzen Körper, als ich zu meinem Wagen ging, und das nicht nur, weil ich so wütend war. Es war brütend heiß. Kaum saß ich hinterm Steuer des Beetle, schaltete ich die Klimaanlage an, und zwar so, dass das Gebläse direkt auf mich gerichtet war, doch nach zwei, drei Minuten kam nur noch warme Luft heraus. Ich fummelte an den Reglern der Klimaanlage herum, aber es wurde einfach nicht besser.
»Bob, du verdammter Mistkerl«, sagte ich leise.
Ich fuhr direkt zu Riverside Honda, bog auf den Firmenparkplatz und parkte neben dem brandneuen blauen Civic Hybrid, den Andy Hertz momentan fuhr. Ich betrat den Ausstellungsraum und marschierte geradewegs auf Andys Schreibtisch zu, als Laura Cantrells Stimme an meine Ohren drang. »Tim?«
Ich fuhr herum.
»Was ist mit dem CR-V?«, fragte sie.
»Am besten, du fragst bei der Polizei nach«, sagte ich. »Ich weiß nicht,
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