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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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einen Kaffee nach dem anderen.
    Ich erblickte kein einziges Mädchen, das Syd auch nur entfernt ähnlich gesehen hätte.
    Schließlich nahm ich mir ein Taxi zum Flughafen und wartete darauf, dass meine Maschine aufgerufen wurde. Mit leerem Blick saß ich da und starrte vor mich hin, als mein Handy klingelte. Es war Susanne, aber leider konnte ich ihr nichts sagen, was sie irgendwie aufgemuntert hätte.
    Kurz darauf klingelte mein Handy erneut.
    »Ja«, sagte ich.
    »Es tut mir leid, Tim, wirklich leid.«
    »Hallo, Kate«, sagte ich.
    »Ich bin vorgestern Abend einfach durchgedreht. Ich wusste nicht mehr, was ich tue.«
    Ich schwieg.
    »Du bist nach Seattle geflogen, stimmt’s? Bei dir war alles dunkel.«
    Sie war also bei mir zu Hause vorbeigefahren.
    »Kate, ich kann jetzt nicht reden.«
    »Ich wollte mich nur bei dir entschuldigen, Tim. Mit mir sind einfach die Gäule durchgegangen.«
    Vielleicht hätte ich mich ein wenig diplomatischer gezeigt, wenn ich nicht so müde und frustriert gewesen wäre.
    So aber sagte ich: »Kate, es funktioniert einfach nicht mit uns. Es ist aus, verstehst du? Aus und vorbei. Wir verschwenden bloß unsere Zeit miteinander.«
    Natürlich hätte ich besser den Mund gehalten.
    Ein paar Sekunden war die Leitung wie tot. »Du verdammtes Arschloch!«, platzte sie dann heraus. »Was bist du nur für ein erbärmlicher Dreckskerl! Ich hab’s gleich gewusst, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Mit dir stimmt irgendwas nicht! Du tickst doch nicht richtig, du …«
    Ich beendete das Gespräch, schaltete mein Handy aus und steckte es wieder in die Jackentasche.
     
    ***
     
    Unter normalen Umständen hätte ich im Flieger kein Auge zugetan, aber schließlich übermannte mich die Erschöpfung. Ich schlief fast die gesamten sechs Flugstunden. Ich war nicht nur hundemüde; ich war kaputt, deprimiert und völlig am Ende.
    Ich war quer durch Amerika geflogen, um meine Tochter nach Hause zu bringen.
    Und nun kam ich allein zurück.
    Wir landeten pünktlich, doch musste der Pilot warten, dass ein Gate frei wurde. Erst um halb zehn konnte ich die Maschine endlich verlassen. Anschließend musste ich mich durch den Verkehr kämpfen, so dass ich erst kurz vor Mittag in meine Einfahrt an der Hill Street einbog.
    Die Reisetasche über der Schulter, schleppte ich mich zur Tür wie ein Soldat aus einem verlorenen Krieg. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und stieß die Tür auf.
    Und traute meinen Augen nicht.
    Es herrschte das nackte Chaos. Das Haus war komplett verwüstet worden.
     
    VIERZEHN
     
    »Also noch mal von vorn«, sagte Kip Jennings.
    »Na ja, als ich nach Hause kam, sah es hier aus, als hätte jemand eine Granate durchs Fenster geworfen«, sagte ich.
    »Wann war das?«
    Ich warf einen Blick auf die Küchenuhr – einer der wenigen Gegenstände, die sich noch an ihrem Platz befanden. »Vor ungefähr anderthalb Stunden.«
    »Haben Sie irgendwas angefasst?«
    »Ich habe die alte Uhr im Wohnzimmer wieder auf den Kamin gestellt«, sagte ich. »Sie hat meinem Vater gehört.«
    Zwei uniformierte Beamte streiften durchs Haus, machten Fotos und sprachen leise miteinander. Immerhin hatten sie bereits festgestellt, dass ein Kellerfenster eingetreten worden war.
    »Wie lange waren Sie weg?«, fragte Detective Jennings.
    »Etwa achtundvierzig Stunden. Ich bin vorgestern um kurz nach neun aufgebrochen. Macht zwei Tage und ungefähr vier Stunden, die ich nicht hier war.«
    »Seattle«, sagte Kip Jennings.
    »Genau.«
    »Und Ihre Tochter?«
    »Ich habe sie nicht gefunden.«
    Einen Moment lang spiegelte sich Bedauern in ihrem Blick. »Okay, Sie kamen also nach Hause«, sagte sie dann. »Und? Haben Sie jemanden gesehen?«
    »Nein«, sagte ich.
    Ich schilderte, wie ich meine Wohnung vorgefunden hatte. Die Sofakissen waren aufgeschlitzt und quer durch den Raum gefeuert worden; überall lagen Schaumstofffetzen herum. Die Bücher waren restlos von den Regalen gefegt, alle Schränke komplett geleert worden. Meine Stereoanlage lag auf dem Boden, inmitten von zahllosen CDs; die Geräte hingen teilweise noch an den Kabeln, während der Receiver über die Regalkante ragte wie ein Truck in einem Indiana-Jones-Film, der gleich von einer Klippe zu stürzen drohte.
    In der Küche bot sich dasselbe Bild. Alle Schränke waren ausgeräumt worden, ebenso der Kühlschrank, dessen Tür immer noch offen stand. Der Boden war mit Cornflakes übersät.
    Das Schlafzimmer: ein einziges Chaos. Jede einzelne Schublade war

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