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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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sie einen Mann für seine Schwester finden konnten. Gemessen an dem, was ich mitbekam, sah sie nicht gerade aus wie Miss Washington, was offenbar ein echter Stolperstein in Sachen Ehe war.
    »Tja, das war’s dann wohl«, sagte ich. »Hier gibt’s doch sicher ein Polizeipräsidium, oder?«
    »Klar.«
    »Setzen Sie mich einfach dort ab«, bat ich.
    »Tut mir echt leid, das mit Ihrer Tochter«, sagte er.
    Ich hatte ihn zwar nicht weiter eingeweiht, aber nach unserer gemeinsamen Tour benötigte er auch nicht gerade die Fähigkeiten eines Superdetektivs, um meine Mission zu durchblicken.
    »Tja, manchmal muss man den Kids einfach lange Leine lassen«, sagte er und stieß den Mini-Jesus mit dem Zeigefinger an. »Wenn sie wirklich Hilfe brauchen, kommen sie von selbst wieder nach Hause.«
    »Was, wenn sie wirklich in der Scheiße stecken?«, konterte ich. »Und darauf warten, dass man sie da rausholt?«
    Der Taxifahrer überlegte einen Augenblick. »Na ja, das ist was anderes«, sagte er dann.
    *
    Das Polizeipräsidium von Seattle befand sich in der 12th Avenue. Ich sprach mit der Polizistin am Empfang und erklärte ihr, worum es ging.
    Kurz darauf erschien ein Officer, der sich als Richard Buttram vorstellte und mich in sein Büro führte. Ich berichtete ihm, wann Sydney verschwunden und warum ich nach Seattle gekommen war. Dass ich Yolanda Mills plötzlich nicht mehr erreichen konnte und nicht die geringste Spur von meiner Tochter gefunden hatte.
    Ich gab ihm eins der Flugblätter und erzählte ihm von der Website.
    Er hörte mir geduldig zu, nickte und warf ein paar Zwischenfragen ein.
    »Na schön«, sagte er schließlich. »Aber eigentlich wissen Sie gar nicht, ob Ihre Tochter in Seattle ist. Oder ob sie überhaupt jemals hier war.«
    »Ja«, sagte ich, obwohl es mir mehr als schwerfiel, es zuzugeben. »Ich fürchte, Sie haben recht. Trotzdem, diese Yolanda Mills klang absolut überzeugend. Sie hat mir sogar ein Foto geschickt, damit ich meine Tochter zweifelsfrei identifizieren konnte.«
    »Was für eine Telefonnummer hat sie Ihnen gegeben?«
    Ich kramte den Zettel hervor. Buttram schrieb die Nummer auf einen Notizblock. »Versuchen wir’s mal«, sagte er, griff nach seinem Telefon und wählte. Er ließ es eine halbe Minute klingeln und legte wieder auf.
    »Bin in zwei Minuten wieder da«, sagte er und verließ den Raum.
    Ich wartete beinahe eine Viertelstunde, starrte auf den Tisch, die kahlen Wände, auf den Sekundenzeiger meiner Uhr, der unendlich langsam vorwärtszurücken schien.
    Dann war Buttram endlich zurück. »Ich habe gerade mit einem Kollegen gesprochen, der sich mit Handys auskennt«, sagte er mürrisch.
    »Und?«, fragte ich.
    »Er glaubt, dass diese Yolanda Mills ein Wegwerf-Handy benutzt hat. Er hat die Nummer kurz checken lassen und meinte, es wäre eines dieser Billigteile mit Prepaid-Karte, die man in jedem Supermarkt kaufen kann.«
    Ich fühlte mich, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen.
    »Langsam verstehe ich überhaupt nichts mehr«, sagte ich.
    Buttram wies auf mein Flugblatt. »Ich gebe eine Meldung raus«, sagte er. »Aber machen Sie sich keine allzu großen Hoffnungen.«
    Ich nickte.
    »Diese Yolanda Mills«, sagte er. »War sie auf ’ne Belohnung aus?«
    »Nein«, sagte ich.
    Kopfschüttelnd stand Buttram auf und öffnete die Tür. Zusammen traten wir auf den Gang. »Tja«, sagte er. »Dann kann ich mir auch keinen Reim auf die Sache machen.«
    »Ich weiß nicht, was ich noch unternehmen soll«, sagte ich. »Allmählich glaube ich auch, dass Sydney wahrscheinlich gar nicht hier ist, aber trotzdem habe ich Angst, nach Hause zu fliegen. Die ganze Zeit denke ich, dass sie mir vielleicht doch noch über den Weg läuft.«
    »Sie haben getan, was Sie konnten«, sagte er. »Und auf Morgan Donovan können Sie sich verlassen. Wenn sie sagt, dass sie nach Ihrer Tochter Ausschau hält, dann macht sie das auch.«
    Er schüttelte mir die Hand. »Viel Glück«, sagte er. Draußen vor dem Polizeipräsidium blieb ich fünf Minuten lang wie benebelt stehen, bevor ich zum Hotel zurückfuhr und auscheckte.
    Ich buchte einen Jet-Blue-Flug, der aber erst kurz vor zehn startete – was mir die Möglichkeit gab, noch einmal zum Second Chance zu fahren und mich dort in der Gegend erneut nach Syd umzusehen.
    Am späten Nachmittag betrat ich das Diner, in dem ich schon am Vorabend gesessen hatte, und beobachtete vier Stunden lang den Eingang des Second Chance. Ich aß einen Happen und trank

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