In Todesangst
durchwühlt und ausgeleert worden; auf dem Boden türmten sich so viele Klamotten, dass man den Teppich nicht mehr sehen konnte. Socken, Unterwäsche, Hemden. Meine Anzüge, achtlos von den Bügeln gerissen und quer durch den Raum geworfen.
In Syds Zimmer sah es nicht viel anders aus, auch wenn dort nicht ganz so viele Sachen herumlagen, da sie ja nur Kleidung für die Sommerferien mitgebracht hatte. Dafür war ihre Matratze aufgeschlitzt worden, während mein Bett anscheinend nicht berührt worden war.
Der Schreibtisch in meinem Büro – vollständig durchwühlt. Meine Aktenordner, mutwillig zu Boden gerissen.
Der Schaden im Keller hielt sich in Grenzen. Waschmaschine und Trockner waren geöffnet und eine Packung Waschmittel auf dem Boden verstreut worden. Auf der Werkbank lag der Inhalt meines Werkzeugkastens.
Die Kisten und Kartons, in denen wir allerlei Krimskrams aufbewahrten, von dem wir uns nicht trennen mochten – Sachen, die Syd im Kindergarten gemalt hatte, alte Familienfotos, Bücher und Akten –, waren ebenfalls geöffnet und durchsucht worden.
Jennings und ich standen inmitten des Chaos im Wohnzimmer. »Das müssen irgendwelche Kids gewesen sein«, sagte ich.
»Meinen Sie?«, gab Kip Jennings zurück.
»Sie nicht?«
Sie ging langsam durchs Haus; Cornflakes knirschten unter ihren Absätzen, als sie die Küche betrat. »Ist etwas gestohlen worden?«, fragte sie.
»Keine Ahnung«, sagte ich, während ich den Blick über das Durcheinander schweifen ließ. »Bis jetzt hatte ich noch keine Gelegenheit, alles zu überprüfen.«
»Ihr Computer?«
»Nein, der ist noch da.«
»Der Laptop Ihrer Tochter?«
»Der auch.«
»Normalerweise lassen Einbrecher so was als Erstes mitgehen«, sagte sie. »Tafelsilber?«
Mein Silberbesteck hatte ich bereits auf dem Wohnzimmerboden erspäht. »Auch da. So was würden Kids doch wohl kaum stehlen, oder?«
»Einen iPod aber schon. Haben Sie einen?«
»Nur meine Tochter, aber der ist in meinem Auto.« Ich deutete auf den kleinen Fernseher auf der Anrichte. »Komisch, dafür hat sich offenbar auch niemand interessiert.«
»Bewahren Sie Geld im Haus auf?«, fragte Kip Jennings.
»Keine größeren Summen«, sagte ich. »In der Schublade liegt ein bisschen Kleingeld – Fünfer und Zehner, für Pizza, Spenden an der Haustür und so.«
»Sehen Sie doch mal nach«, forderte sie mich auf.
Ich öffnete die Schublade. Die Scheine pflegte ich rechts neben dem Besteckkasten aufzubewahren.
»Das Geld ist weg«, sagte ich.
»Aha«, sagte sie. »Fällt Ihnen sonst irgendetwas auf?«
»Eigentlich nicht. Worauf wollen Sie hinaus?«
»Sie glauben, dass es irgendwelche Jugendlichen waren, und vielleicht liegen Sie damit ja sogar richtig. Tja, aber sehen Sie irgendwelche Schmierereien an den Wänden? Warum ist der Fernseher noch heil? Und auf Ihren Teppich hat ja offensichtlich auch niemand geschissen.«
»Wenigstens etwas«, sagte ich.
»Aber genauso läuft es für gewöhnlich ab, wenn Kids ein Haus verwüsten.«
»Sie würden also ausschließen, dass es …«
»Sagen wir mal so: Ich glaube nicht, dass hier zufällig eingebrochen wurde. Alles weist darauf hin, dass die Täter gezielt nach etwas gesucht haben.«
»Und was soll das gewesen sein?«, fragte ich.
»Das wissen Sie bestimmt besser als ich«, gab sie zurück.
»Wie? Glauben Sie, ich verschweige Ihnen etwas?«
»Nein, nicht unbedingt. Trotzdem wissen Sie besser als ich, was Sie hier im Haus versteckt haben.«
»Was sollte ich denn hier verstecken?«, sagte ich.
»Vielleicht haben ja gar nicht Sie es versteckt«, meinte Kip Jennings.
»Wie?«
»Betrachten wir doch mal die Fakten. Ihre Tochter ist verschwunden, und keiner weiß, warum. Sie hat Ihnen erzählt, sie würde in einem Hotel arbeiten, in dem aber niemand je von ihr gehört hat. Woraus wir schon mal schlussfolgern können, dass Ihre Tochter Ihnen gegenüber nicht ganz ehrlich war. Was wiederum bedeuten könnte, dass sie hier im Haus irgendetwas versteckt hat, von dem Sie keine Ahnung haben.«
»Das glaube ich nicht.«
Kip Jennings stemmte die Hände in die Hüften und musterte mich eingehend. »Sie sehen doch selbst, wie gründlich Ihr Haus auf den Kopf gestellt worden ist. In all den Jahren, die ich jetzt als Polizistin arbeite, ist mir so was nur ganz selten untergekommen. Fest steht auch, dass diese Aktion reichlich Zeit in Anspruch genommen hat. Und es sieht nicht so aus, als hätten sich die Täter große Sorgen gemacht, dass Sie
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