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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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sie eine Vermisstenanzeige aufgeben wolle.
    Nach kurzem Überlegen hatte sie geantwortet: »Na ja, man muss ja nicht gleich übertreiben, oder?«
    Worauf ihr der Beamte erklärte, dass sie ohne offizielle Vermisstenanzeige keine Nachforschungen anstellen könnten.
    »Na schön«, hatte Carol Swain gesagt. »Dann mach ich das eben.«
    Sehr besorgt war sie offenbar nicht gewesen.
     
    ***
     
    »Tja, jetzt wissen Sie Bescheid«, sagte Kip Jennings. »Ich habe eben mit den Kollegen telefoniert, aber bis jetzt ist die Kleine nicht aufgetaucht.«
    »Ich habe selbst mehrmals versucht, Patty zu erreichen«, sagte ich. »Aber sie ist nicht ans Handy gegangen.«
    »Im Moment hat es jedenfalls den Anschein, als seien Sie der Letzte gewesen, der Patty gesehen hat.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Mr Blake, ich spiele lediglich mit offenen Karten. Wir haben ein Handtuch in Ihrem Bad gefunden, an dem sich Blutspuren von einem Mädchen befinden, das seit fast vierundzwanzig Stunden spurlos verschwunden ist.«
    »Ich bin Ihnen gegenüber absolut aufrichtig gewesen«, sagte ich.
    »Das kann ich nur hoffen«, gab sie zurück. »Jetzt haben wir bereits zwei verschwundene Mädchen, und in beiden Fällen stehen Sie im Zentrum der Ermittlungen.«
     
    ***
     
    Am Morgen rief ich Susanne im Büro an.
    »Ist der Beetle startklar?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte sie. »Inklusive neuer Vorderreifen und ersetztem Scheinwerfer.«
    »Ich brauche jemanden, der mich hier abholt.«
    »Musstest du den Wagen schon zurückgeben?«, fragte sie.
    »Der ist weg«, sagte ich, verschwieg ihr aber wohlweislich, dass die Polizei ihn mitgenommen hatte.
    »Ich sehe zu, was ich tun kann«, sagte Susanne.
    Ich hoffte, sie selbst käme vorbei. Dass Bob für mich Chauffeur spielen würde, hielt ich für eher unwahrscheinlich.
    Umso überraschter war ich, als der Beetle vorfuhr und ich Evan hinter dem Steuer entdeckte. Das ominöse Klopfen des Motors drang an meine Ohren, als ich die Einfahrt hinunterging.
    Als ich eingestiegen war, fragte er: »Wieso hat die Polizei Ihr Grundstück abgesperrt?«
    »Hast du das restliche Geld für die beiden Typen aufgetrieben?«, gab ich zurück.
    Als er losfuhr, warf er noch einen Blick zum Haus zurück. »Ja.«
    »Von deinem Vater?«
    »Ja.« Er räusperte sich. »Danke, dass Sie mir geholfen haben.«
    »Erst habe ich überlegt, ob ich bloß zuschauen soll«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Vielleicht brauchst du einfach mal eine anständige Abreibung. Erhöht zuweilen das Denkvermögen.«
    Er fuhr schweigend weiter, ohne die Straße aus den Augen zu lassen.
    »Du nimmst Drogen, du stiehlst, du bist spielsüchtig«, fuhr ich fort. »Und du hast mit meiner Tochter geschlafen.«
    Er warf mir einen Seitenblick zu. »Vielleicht hat sie ja etwas in mir gesehen, was Sie nicht erkennen können.«
    »Muss wohl so sein«, sagte ich. Mir fiel auf, dass er wie ein Musterschüler fuhr, beim Abbiegen jedes Mal den Blinker betätigte und sich strikt an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielt.
    »Hast du Syds Freundin Patty in den letzten Tagen gesehen?«, fragte ich.
    »Nein.« Er runzelte die Stirn. »Wieso?«
    Ich schüttelte den Kopf, nicht länger bereit, Antworten zu geben, solange ich nicht die Fragen geklärt hatte, die mir unter den Nägeln brannten. »Du hast eine gefälschte Kreditkarte benutzt«, sagte ich. »Um damit einen Teil deiner Zockereien zu finanzieren.«
    »Ja.«
    »Wie funktioniert das Ganze? Ich meine, wenn du gewinnst, geht das Geld dann nicht automatisch auf das Konto der Person, deren Kartennummer du hast?«
    »Na ja«, sagte er. »Das war mir irgendwie nicht so wichtig. Zunächst ging’s mir eher ums Spielen, nicht um die Kohle.«
    Es klang unglaublich, aber man musste sich nur einen Moment in den Kopf eines Spielers versetzen, um zu wissen, dass seine Antwort kein bisschen abwegig war. »Woher hattest du die Karte?«
    »Ich will niemand verpfeifen«, sagte er.
    »Von Jeff Bluestein, stimmt’s?«
    Evan sah zu mir herüber. »Woher wissen …« Abrupt hielt er inne.
    »Jetzt weiß ich’s jedenfalls.« Ich lehnte mich zurück. »Ich werde ihn mir heute noch vorknöpfen.«
    Evan begann unübersehbar zu schwitzen. »Sagen Sie ihm bloß nicht, dass ich mich verquatscht habe.«
    Ich schwieg einen Moment und lauschte. »Der Motor klingt doch irgendwie komisch«, sagte ich dann. »Findest du nicht?«
     
    ***
     
    Nachdem ich mich hinters Steuer des Beetle gesetzt hatte, machte ich mich direkt auf den Weg zu Jeff Bluestein.

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