Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
Ich wusste, wo er wohnte, weil ich Syd gelegentlich bei ihm vorbeigebracht hatte, als beide noch keinen Führerschein gehabt hatten.
    Ich parkte den Beetle am Bordstein, ging zur Haustür und läutete. Jeffs Mutter öffnete.
    »Guten Morgen«, sagte sie. Ihr Lächeln wirkte aufgesetzt. Offenbar war sie nicht wirklich erfreut, mich zu sehen. Wahrscheinlich hatte es ihr von Anfang an nicht gefallen, dass ihr Sohn mir bei der Website geholfen hatte. Ich war ein Mann mit Problemen, und allem Anschein nach sah sie es lieber, wenn sich Jeff von Leuten mit Problemen fernhielt.
    »Hallo, Mrs Bluestein.«
    »Jeff schläft noch.«
    »Dann wecken Sie ihn doch bitte. Ich hatte ihm gesagt, dass ich vorbeikommen würde.«
    Mrs Bluestein machte keine Anstalten, mich hereinzubitten. »Wenn’s bloß um ein paar technische Fragen geht, kann das doch sicher warten, oder?«
    »Leider nein«, erwiderte ich.
    »Einen Moment«, sagte sie und ließ die Fliegentür vor meiner Nase zufallen. Durch das Netz sah ich, wie sie den Flur entlangging und vorsichtig eine Tür auf der rechten Seite öffnete. Nach einer halben Minute kam sie an die Tür zurück.
    »Könnten Sie sich noch eine halbe Stunde gedulden? Er ist sehr müde.«
    Ich drängte mich an ihr vorbei in die Diele und marschierte den Gang hinunter, während Mrs Bluestein sich an meine Fersen heftete. »Was fällt Ihnen ein?«, fauchte sie.
    Ich riss Jeffs Zimmertür auf. »He, Jeff!«, rief ich. Allmählich hatte ich es satt, dauernd auf irgendwen Rücksicht zu nehmen.
    Schlaftrunken regte er sich unter seiner Decke. »Hmm?«
    »Wir wollten reden – schon vergessen?«
    Er blinzelte heftig. »Aber doch nicht so früh, Mann«, sagte er mit belegter Stimme.
    »Los, zieh dich an. Und dann gehen wir erst mal frühstücken.«
    »Mr Blake!«, keifte seine Mutter. »Sie sehen doch, dass Jeff noch nicht ansprechbar ist!«
    Ich beugte mich zu Jeff, brachte meine Lippen nah an sein Ohr. »Entweder du schwingst jetzt deinen Arsch aus den Federn, oder wir besprechen direkt vor deiner Mutter, wie du die Kunden im Dalrymple’s abgezockt hast.«
    Ich hatte zwar keine Ahnung, ob seine Mutter über die Angelegenheit mit den Kreditkarten Bescheid wusste, aber mein Schuss ins Blaue schien den richtigen Nerv zu treffen, da Jeff wie von der Tarantel gestochen hochfuhr.
    »Mr Blake«, zischte seine Mutter. »Ich muss Sie jetzt wirklich bitten zu gehen!«
    »Schon okay, Mom«, fiel ihr Jeff ins Wort. »Ich hatte bloß vergessen, dass Mr Blake mit mir reden wollte.«
    Ich wandte mich zu seiner Mutter und grinste breit. »Sehen Sie?« Zu Jeff sagte ich: »Ich warte draußen. Du hast fünf Minuten.«
    Mrs Bluestein eilte hinter mir her und redete auf mich ein, aber ich blockte ihre Fragen kurz und knapp ab. Ich ging zum Wagen, setzte mich hinters Steuer und wartete.
    Nach vier Minuten erschien Jeff in der Tür, latschte quer über den Rasen, öffnete die Beifahrertür und stieg ein.
    »Also, was willst du?«, fragte ich.
    Er glotzte mich an. »Hä?«
    »Zum Frühstück.«
    »Ich hab keinen Hunger.«
    »Also McDonald’s«, sagte ich und ließ den Motor an.
    Ich fuhr auf direktem Weg zum nächsten McDonald’s, wo ich mit ihm an den Tresen marschierte und einen Egg McMuffin, Kaffee und ein Schoko-Donut bestellte. Als wir uns in die nächste Nische setzten, bemerkte ich, wie Jeff klammheimlich den Donut beäugte.
    »Willst du ihn haben?«, fragte ich.
    »Weiß nicht.«
    »Nimm schon«, sagte ich und schob ihn ihm hin.
    »Woher wissen Sie von der Sache mit dem Dalrymple’s?«, fragte er.
    »Ich weiß es einfach«, antwortete ich. »Und jetzt will ich, dass du mir alles darüber erzählst.«
    »Warum?«
    »Darum«, sagte ich.
    »Was ist denn so wichtig daran?«
    »Das beurteile ich später«, sagte ich. »Und jetzt rück endlich raus damit.«
    Er nahm einen Bissen von dem Donut. »Du meine Güte, das hat doch nichts mit Sydney zu tun. Deshalb fragen Sie doch, oder?«
    »Komm, lass hören«, sagte ich.
    »Das war nichts«, sagte er. »Ich meine, ist doch gar nichts passiert. Jeder kann Einspruch erheben, wenn seine Kreditkarte für etwas belastet wird, das er nicht gekauft hat, das wissen Sie genauso gut wie ich.«
    Seine Einstellung gefiel mir ganz und gar nicht, aber ich sah davon ab, ihm das unter die Nase zu reiben, da ich wahrhaft andere Prioritäten hatte.
    »Die Nummer hast du doch schon eine ganze Weile durchgezogen, bevor der Manager des Restaurants dich erwischt hat, stimmt’s?«
    »Na ja, so oft auch

Weitere Kostenlose Bücher