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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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gerade gehen wollte.«
    »Und wenn er bloß ein Lockvogel war?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Hätte er sich nicht auf mich geworfen, wäre ich jetzt tot.« Ich hielt kurz inne. »Er meinte, er hätte schon genug Probleme. Er wollte nicht auch noch mit der Polizei zu tun bekommen.«
    »Ach ja?«, gab sie zurück. »Und Sie haben den Wagen gesehen?«
    »Ja, aber nur ganz kurz. Die Kerle waren einfach zu schnell. Es war ein Van – höchstwahrscheinlich derselbe wie der von dem Kerl, der mir beinahe die Nase gebrochen hätte.«
    »Sieht ganz so aus, als hätte er es tatsächlich auf Sie abgesehen«, sagte sie.
    Ein uniformierter Cop trat aus der Haustür. »Wir haben etwas gefunden«, sagte er, an Detective Jennings gewandt. »Könnten Sie kurz mitkommen?«
    Kip Jennings musterte mich, als könne ich ihr erklären, wovon der Officer sprach. Ich runzelte die Stirn und zuckte mit den Schultern. Dann folgte ich ihr und dem Uniformierten, der vor uns her in den ersten Stock ging. Vor der Badezimmertür blieb er stehen und deutete auf den Boden.
    »Da«, sagte er.
    Sein ausgestreckter Finger zeigte auf ein blutiges Handtuch, das neben der Toilette lag.
    Jennings warf mir einen Blick zu. »Stammen die Blutspuren von Ihnen?«
    »Nein«, sagte ich. »Aber …«
    »Kümmern Sie sich darum«, sagte Jennings zu dem Cop. »Ist die Spurensicherung schon da?«
    »Kommen gerade«, erwiderte der Cop.
    »Haben Sie nicht gesagt, niemand wäre verletzt worden?«, fragte sie mich.
    »Ich kann das erklären«, erwiderte ich. »Dafür müssen Sie wirklich keine Spezialisten bemühen.«
    »Kommen Sie mit«, sagte Kip Jennings. Ich folgte ihr die Treppe hinunter in die Küche. »Also, was wollten Sie mir erklären?«
    »Ich habe Ihnen doch schon mal von Syds bester Freundin erzählt, erinnern Sie sich? Patty Swain.«
    Ein Schatten huschte über Kip Jennings’ Pokerface. »Ja.«
    »Sie hat mich gestern Abend angerufen. Von einer Party unten am Strand. Sie war ziemlich betrunken und hatte sich bei einem Sturz am Knie verletzt.«
    »Und weiter?«
    »Na ja, sie hat mich gebeten, sie abzuholen.«
    »Tatsächlich? Und wieso hat sie ausgerechnet Sie angerufen?«
    »Hmm … offenbar wusste sie nicht, an wen sie sich sonst wenden sollte.«
    »Warum? Hat sie keine Eltern?«
    »Ihr Vater hat sich offenbar aus dem Staub gemacht, als sie noch ein kleines Kind war, und soweit ich weiß … nun ja, ihre Mutter trinkt offenbar mehr, als ihr guttut. Jedenfalls meinte Patty, ihre Mutter sei um diese Uhrzeit nicht mehr in der Lage, sie abzuholen.«
    »Also haben Sie das übernommen«, sagte Jennings.
    Ich seufzte. »Ja. Ich war hundemüde, aber ich hatte es ja nicht besonders weit. Ich habe sie abgeholt und hierher gebracht, weil sie unter keinen Umständen nach Hause wollte. Außerdem sah ihr Knie echt böse aus. Sie war in eine Glasscherbe gefallen.«
    »Und Sie haben sie verarztet?«
    »Genau. Oben im Bad. Mit dem Handtuch habe ich die Wunde gesäubert und dann einfach vergessen, es in die Wäsche zu geben.«
    Jennings musterte mich ernst.
    »Was ist denn?«, fragte ich. »Das Ganze ist doch völlig harmlos. Ihre Experten können sich gern mit dem Handtuch beschäftigen, wenn sie unbedingt ihre Zeit verschwenden wollen.«
    »Und nachdem Sie Pattys Knie verarztet hatten?«
    »Ich habe ihr angeboten, in Syds Zimmer zu übernachten.«
    Kip Jennings runzelte die Stirn. »So, so.«
    »Sie wollte nicht nach Hause, das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Und ich lasse eine Siebzehnjährige ganz bestimmt nicht nachts allein auf die Straße, schon gar nicht in ihrem Zustand.«
    »Verstehe«, erwiderte sie trocken.
    »Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht mal, ob sie tatsächlich hier übernachtet hat. Ich bin direkt ins Bett gegangen, und als ich heute Morgen nach ihr gesehen habe, war sie nicht mehr da.«
    »Wann sind Sie denn aufgestanden?«
    »Gegen halb acht«, sagte ich.
    »Worüber haben Sie mit ihr geredet?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich möchte einfach nur wissen, worüber Sie mit ihr gesprochen haben.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sie hat von ihrem Vater erzählt. Nicht viel, aber offenbar hat er sie und ihre Mutter sitzen lassen, als sie noch ein kleines Mädchen war. Außerdem hat sie mir angeboten, sich um mein Haus zu kümmern, bis Syd wieder da ist.«
    »Finden Sie das nicht seltsam?«, fragte Detective Jennings.
    »Eigentlich nicht. Offenbar gefällt es ihr zu Hause nicht besonders. Wie auch immer, ich habe

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