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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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der Unterwasserhilfe!«
    Mr Krest stand breitbeinig in der Tür zum Aufenthaltsraum. Seine Arme hatte er an den Türsturz über seinem Kopf gestützt. Im indirekten Lichtschein hatte er die Silhouette eines Pavians. Die eingesperrte Kühle des Aufenthaltsraums strömte an ihm vorbei und ließ die warme Nachtluft auf dem Welldeck vorübergehend abkühlen. Mr Krest trat nach draußen und zog leise die Tür hinter sich zu.
    Bond machte einen Schritt auf ihn zu. Die Hände hielt er locker an den Seiten seines Körpers. Er schätzte die Entfernung zu Mr Krests Solarplexus ab. »Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, Mr Krest. Und passen Sie auf, was Sie sagen. Sie hatten Glück, dass Sie heute Abend nicht verletzt wurden. Übertreiben Sie es nicht. Sie sind betrunken. Gehen Sie schlafen.«
    »Oho! Hör sich mal einer den vorlauten Kerl an.« Mr Krests mondbeschienenes Gesicht drehte sich langsam von Bond zu seiner Frau. Er zog eine verächtliche Grimasse, holte eine Trillerpfeife aus seiner Tasche und wirbelte sie an ihrer Schnur umher. »Er versteht es einfach nicht, oder, Schatz? Du hast ihm wohl nicht gesagt, dass meine deutschen Matrosen nicht nur Zierde sind?« Er wandte sich wieder an Bond. »Kumpel, wenn Sie noch näher kommen, blase ich einmal hier rein. Und wissen Sie, was dann passiert? Der verdammte Mr Bond geht über Bord.« Er deutete auf das Meer. »Mann über Bord. So ein Pech. Wir legen den Rückwärtsgang ein, um Sie zu finden, und was dann? Zufällig geraten Sie zwischen die Schiffsschrauben. Kaum zu glauben, oder? Was für ein Riesenpech für diesen netten Burschen Jim, den wir doch alle so sehr mochten!« Mr Krest schwankte ein wenig. »Haben Sie verstanden, wie es läuft, Jim? Okay, dann wollen wir jetzt alle wieder Freunde sein und etwas Schlaf bekommen.« Er hielt sich am Türrahmen fest und drehte sich zu seiner Frau um. Dann hob er seine freie Hand und krümmte langsam einen Finger. »Komm, Schatz. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen.«
    »Ja, Milt.« Die vor Angst weit aufgerissenen Augen richteten sich zur Seite. »Gute Nacht, James.« Ohne auf eine Erwiderung zu warten, duckte sie sich unter Mr Krests Arm hindurch und rannte praktisch nach drinnen.
    Mr Krest hob eine Hand. »Nehmen Sie’s leicht, Kumpel. Nichts für ungut, was?«
    Bond sagte nichts, sondern starrte Krest nur weiter finster an.
    Mr Krest lachte unsicher. »Also dann.« Er ging in den Aufenthaltsraum zurück und schloss die Tür. Durch das Fenster sah Bond, wie er durch den Raum schwankte und die Lichter ausschaltete. Er ging in den Korridor, kurz konnte Bond die Kabine der Krests erkennen, und dann wurde es auch dort dunkel.
    Bond zuckte mit den Schultern. Himmel, was für ein Mann! Er lehnte sich gegen das Heckgeländer, beobachtete die Sterne und das phosphoreszierende Kielwasser, und versuchte, sich wieder zu entspannen.
    Eine halbe Stunde später bereitete Bond nach einer Dusche gerade sein Bett vor, als er einen herzzerreißenden Schrei hörte. Er hallte kurz in die Nacht hinaus und wurde dann erstickt. Es war Mrs Krest. Bond lief durch den Aufenthaltsraum und den Korridor entlang. Als er vor Krests Kabine stand, hielt er inne. Er konnte Mrs Krests Schluchzen hören, und darüber Mr Krests sanfte, gleichmäßige Stimme. Verdammt! Was sollte er jetzt tun? Sie waren verheiratet. Wenn sie bereit war, so etwas hinzunehmen, ohne ihren Mann zu töten oder zu verlassen, nutzte es nichts, wenn Bond den Ritter in schimmernder Rüstung spielte. Langsam kehrte Bond über den Gang zurück. Als er den Aufenthaltsraum durchquerte, ertönte der Schrei erneut, dieses Mal aber weniger durchdringend. Bond fluchte vor sich hin, legte sich auf sein Bett und versuchte, sich auf das sanfte Dröhnen der Motoren zu konzentrieren. Wie konnte eine Frau nur so wenig Mumm haben? Oder war es so, dass Frauen von Männern fast alles hinnehmen konnten? Alles außer Gleichgültigkeit? Bonds Gedanken rasten immer weiter. Und der Schlaf entzog sich ihm immer mehr.
    Eine Stunde später war Bond endlich kurz davor, wegzudösen, als auf dem Bootsdeck über ihm Mr Krest zu schnarchen begann. In der zweiten Nacht, nachdem sie aus Port Victoria ausgelaufen waren, hatte sich Mr Krest mitten in der Nacht in die Hängematte gelegt, die dort für ihn zwischen dem Schnellboot und dem Beiboot hing. Aber in jener Nacht hatte er nicht geschnarcht. Jetzt gab er diese tiefen, rasselnden Schnarchgeräusche von sich, die von großen blauen Schlaftabletten mit zu viel Alkohol

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