In Tödlicher Mission
bestimmt sehr lustig. Und die Idee mit Paris klingt toll. Lass uns das machen, ja? Was soll ich zum Abendessen bestellen?«
»Scheiße, natürlich Kaviar.« Mr Krest streckte seine Hände auseinander. »Eine von diesen Kilodosen von Hammacher Schlemmer, mit allem Drum und Dran. Und diesen Rosé-Champagner.« Er wandte sich an Bond. »Passt Ihnen das, Kumpel?«
»Klingt nach einer ordentlichen Mahlzeit.« Er wechselte das Thema. »Was haben Sie mit dem Fisch gemacht?«
»Hab ihn in Formalin eingelegt. Oben auf dem Bootsdeck zusammen mit ein paar anderen Gläsern mit Zeug, das wir hier und dort gesammelt haben – Fische, Muscheln. Alles sicher in unserem eigenen Leichenhaus. So sollen wir die Exemplare haltbar machen, wurde uns gesagt. Sobald wir wieder in der Zivilisation sind, verschicken wir diesen verdammten Fisch per Luftpost. Aber zuerst gebe ich eine Pressekonferenz. Sollte daheim in den Zeitungen ziemliches Aufsehen erregen. Das Smithsonian und die Nachrichtenagenturen habe ich bereits angefunkt. Meine Buchhalter werden bestimmt froh sein, wenn sie diesen verdammten Jungs von der Steuerbehörde mal ein paar Zeitungsausschnitte präsentieren können.«
Mr Krest ließ sich an diesem Abend vollkommen zulaufen. Man merkte es ihm allerdings nicht besonders an. Die sanfte Bogart-Stimme wurde immer leiser und langsamer. Der rundliche Kopf sank immer weiter auf die Schultern. Das Feuerzeug brauchte zunehmend länger, um die Zigarre wieder anzuzünden, und ein Glas wurde vom Tisch gefegt. Es zeigte sich am deutlichsten an den Dingen, die Mr Krest sagte. Nicht weit unter der Oberfläche dieses Mannes lag eine gewaltbereite Grausamkeit, ein krankhaftes Verlangen danach, andere zu verletzen. Nach dem Abendessen war James Bond sein erstes Ziel. Ihm wurde ausführlich erklärt, warum Europa mit England und Frankreich im Boot dem Untergang geweiht sei. Heutzutage, erörterte Mr Krest, gäbe es nur drei Supermächte – die USA, Russland und China. Das seien die Spieler der großen Pokerrunde, und die anderen Länder hätten weder die Chips noch die Karten, um einzusteigen. Gelegentlich würde sich irgendein niedliches kleines Land wie England – und er gab zu, dass es in der Vergangenheit sogar in der ersten Liga mitgespielt hatte – Geld leihen, um mal eine Runde mit den Großen mitspielen zu dürfen. Aber dabei ginge es nur um Höflichkeit, die man ab und an gewähren musste – wie bei einem Clubkollegen, der pleite war. Nein. England – nette Leute, wohlgemerkt, prächtige Burschen – war ein Ort, um alte Gebäude, die Königin und so weiter zu sehen, mehr nicht. Frankreich? Das hatte nicht mehr als gutes Essen und leichte Weiber hervorgebracht. Italien? Sonnenschein und Spaghetti. Eine Art Kurort. Deutschland? Nun, das hatte immer noch Courage, aber zwei verlorene Kriege hatten ihm das Herz aus der Brust gerissen. Mr Krest tat den Rest der Welt mit ein paar ähnlichen Etiketten ab und fragte Bond dann nach seiner Meinung.
Bond hatte von diesem Mann absolut die Nase voll. Er erwiderte, dass Mr Krests Weltsicht viel zu vereinfacht sei – man könne sie sogar als naiv bezeichnen. »Ihre Argumente erinnern mich an einen recht scharfen Aphorismus über Amerika, den ich einmal gehört habe. Wollen Sie ihn hören?«
»Aber natürlich.«
»Amerika ist vom Kindesalter direkt in die Senilität übergegangen, ohne je mündig gewesen zu sein.«
Mr Krest sah Bond nachdenklich an. »Aber Jim, das ist doch ein sehr hübscher Spruch.« Sein Blick verdüsterte sich, als er zu seiner Frau sah. »Du würdest Jims Bemerkung bestimmt unterschreiben, oder, Schatz? Ich erinnere mich, dass du mal gesagt hast, wir Amerikaner hätten etwas zutiefst Kindisches an uns. Weißt du noch?«
»Oh, Milt.« Liz Krests Augen wirkten sehr vorsichtig. Sie hatte die Zeichen erkannt. »Wie kannst du jetzt wieder damit anfangen? Du weißt doch, dass ich das nur beiläufig über die Comicstrips in den Tageszeitungen gesagt habe. Natürlich stimme ich dem, was James gesagt hat, nicht zu. Und überhaupt, es war doch nur ein Scherz, nicht wahr, James?«
»Das stimmt«, antwortete Bond. »Genau wie der Spruch von Mr Krest, dass England nicht mehr als Ruinen und eine Königin zu bieten hat.«
Mr Krests Blick war immer noch auf seine Frau gerichtet. »Meine Güte, Schatz«, sagte er sanft. »Warum wirkst du denn so nervös? Natürlich war das ein Scherz.« Er machte eine Pause. »Und zwar einer, den ich mir merken werde, Schatz. Den werde ich mir auf
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