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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Fleck, der den blauen Himmel mit einem metallischen Schimmer widerspiegelte. Mr Krest, der große Sensenmann, watete darin auf sie zu. »Halten Sie sich bereit«, rief er fröhlich. »Gleich geht’s los.«
    Bond brachte seinen Kopf wieder unter Wasser. In der kleinen Gemeinschaft sah alles aus wie zuvor. Doch dann drehten alle mit einer verblüffenden Plötzlichkeit durch. Es war, als ob sie alle mit einem Veitstanz beginnen würden. Mehrere Fische fingen an, Loopings zu drehen, und schwebten dann wie schwere Blätter auf den Sandboden. Die Muräne kam langsam mit weit aufgesperrtem Kiefer aus dem Loch. Sie stellte sich aufrecht auf ihren Schwanz und fiel dann sanft um. Die kleine Languste zuckte drei Mal mit ihrem Schwanz und drehte sich dann auf den Rücken, und der Oktopus ließ die Koralle los, an der er sich festgehalten hatte, und trieb kopfüber Richtung Oberfläche. Und dann trug die Strömung die anderen Toten heran – Fische, Garnelen, Einsiedlerkrebse, Gefleckte und Grüne Muränen, Langusten jeglicher Größe. Als ob sie von einer sanften Brise des Todes herangeweht würden, trieben die Körper, deren Farben bereits verblassten, an ihnen vorbei. Vor ihnen zuckte ein zweieinhalb Kilo schwerer Fisch im Todeskampf. Hinter ihnen spritzte es an der Oberfläche, während noch größere Fische versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Vor Bonds Augen löste sich ein Seeigel nach dem anderen von den Felsen und hüllte sich auf dem Boden in schwarze Tintenwolken.
    Bond spürte eine Berührung an der Schulter. Mr Krests Augen waren vom grellen Sonnenlicht blutunterlaufen. Er hatte sich weißen Sunblocker auf die Lippen geschmiert. »Wo zum Teufel ist unser verdammter Fisch?«, brüllte er ungeduldig.
    Bond schob seine Maske hoch. »Sieht so aus, als hätte er noch abhauen können, bevor das Zeug hier ankam. Ich suche noch nach ihm.«
    Er wartete Mr Krests Antwort nicht ab, sondern brachte seinen Kopf schnell wieder unter Wasser. Das Massaker, das Massensterben ging immer weiter. Aber das Zeug war doch inzwischen bestimmt weitergezogen. Zweifellos war der Bereich nun wieder sicher, falls der Fisch – sein Fisch, schließlich hatte er ihn gerettet – wieder auftauchte. Er erstarrte. Ein Stück weiter entfernt tauchte ein rosa Fleck auf. Dann war er verschwunden. Da war er wieder. Träge schwamm die Hildebrand-Rarität durch das Labyrinth aus Kanälen zwischen den zerbrochenen Außenposten des Riffs auf ihn zu.
    Bond, dem Krests Anwesenheit nun egal war, hob seine freie Hand aus dem Wasser und schlug damit auf die Oberfläche. Der Fisch schwamm weiter auf ihn zu. Bond entsicherte seine Harpune und schoss in die Richtung des Tiers. Keine Wirkung. Bond stellte seine Füße auf den Boden und begann durch die verstreuten Leichen auf den Fisch zuzugehen. Dieser schien innezuhalten und zu zittern. Dann schoss er geradewegs durch das Wasser auf Bond zu, tauchte hinunter zum Boden und lag still. Bond musste ihn nur noch aufheben. Es gab nicht mal ein letztes Zucken der Schwanzflosse. Er war gerade groß genug, um Bonds Hand zu füllen, und stach mit seiner gezackten schwarzen Rückenflosse ein wenig in die Innenfläche. Bond trug ihn unter Wasser zurück, um seine Farben zu bewahren. Als er bei Mr Krest ankam, sagt er: »Hier« und drückte ihm den kleinen Fisch in die Hand. Dann schwamm er zum Ufer zurück.
    Am Abend, während die
Wavekrest
im Schein eines Vollmonds auf dem Weg nach Hause war, ordnete Mr Krest eine »Fete«, wie er es nannte, an. »Das muss gefeiert werden, Liz. Das ist einfach fantastisch, was für ein fantastischer Tag. Der letzte Punkt auf der Liste ist abgehakt, und wir können diese gottverdammten Seychellen endlich hinter uns lassen und in die Zivilisation zurückkehren. Was hältst du davon, wenn wir nach Mombasa segeln, sobald wir die Schildkröte und diesen dämlichen Papagei an Bord genommen haben? Von da aus fliegen wir nach Nairobi und steigen um nach Rom, Venedig, Paris – wohin du willst. Was sagst du, Schatz?« Er drückte Mrs Krests Kinn und Wangen zwischen seinen großen Händen und ließ die blassen Lippen dadurch zu einem Schmollmund werden. Er hauchte einen Kuss darauf. Bond beobachtete dabei ihre Augen. Sie hatte sie geschlossen. Mr Krest ließ von ihr ab. Sie rieb sich ihr Gesicht. Seine Fingerabdrücke waren immer noch weiß zu sehen.
    »Meine Güte, Milt«, erwiderte sie halb lachend. »Du hast mich fast zerquetscht. Du unterschätzt deine Kraft. Aber lass uns feiern. Das wird

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