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In weißer Stille

In weißer Stille

Titel: In weißer Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Badvariante mit den hochgezogenen Körben zu besprechen. Denn Carsten Morgenroth hatte entschieden, diese Lösung im Studio aufbauen und fotografieren zu lassen.
    »Bisher mussten unsere Leser sich mit Illustrationen begnügen. Sie dürfen sich gebauchpinselt fühlen«, sagte Veronika und bot ihr dann das
Du
an. Natürlich fühlte Babs sich geschmeichelt.
    Zwei Stunden später verließ sie die Redaktion. Im Lift traf sie Carsten, der sie zum Mittagessen einlud. Während sie beim Italiener Saltimbocca aß, fragte er, wie es ihr ginge. Beinahe kam es ihr vor, als horche er sie ein wenig aus. Sie wollte Berufliches nicht mit Privatem vermischen und erzählte nichts von Wolfram und Bertram, und er war taktvoll genug, nicht danach zu fragen. Beim Dessert machte er eine Anspielung auf den Sommer vor fünfzehn Jahren, als eine kurze Affäre sie beide verbunden hatte. »Ich denke oft an diese Wochen.« Gedankenverloren rührte er Zucker in den Cappuccino. »Manchmal wäre es schön, wenn man die Zeit zurückdrehen oder ein offengelassenes Ende weiterschreiben könnte.« Lächelnd blickte er auf.
    Babs hatte das Lächeln erwidert. »Alles hat
seine
Zeit«, war ihre – hoffentlich eindeutige – Antwort gewesen.
    Sie war oben angekommen und schloss die Wohnungstür auf. Ruhe empfing sie; die Jungs fehlten ihr mit einem Mal. Sie schlüpfte aus Mantel und Pumps. Dabei fiel ihr Blick auf das Telefon, und das Gespräch mit Katja am Morgen kam ihr wieder in den Sinn.
    Bertram hatte sich nicht umgebracht. Jemand hatte ihn erschossen! Sie wusste nicht, was sie schrecklicher fand. Für Albert, der sich mit Selbstvorwürfen quälte, würde diese Nachricht jedenfalls eine Erleichterung sein. Nach dem Gespräch mit Katja hatte sie ihn anrufen wollen, doch dann war ihr eingefallen, dass er am Vormittag bei einer Fortbildung war.
    Sie sah auf die Uhr. Kurz nach eins. Um diese Zeit wollte er in der Praxis sein. Aber es war sicher besser, eine solche Nachricht nicht am Telefon zu überbringen. Das musste bis zum Abend warten.
    Sie ging in die Küche, trank ein Glas Wasser und überlegte, was zu tun war. Der Kühlschrank war beinahe leer. Beim Frühstück war die Milch ausgegangen. Albert hatte darauf etwas angesäuert reagiert und eine bissige Bemerkung gemacht. »Wenn du nicht einmal den Haushalt auf die Reihe bekommst, solltest du dir überlegen, ob du wirklich arbeiten willst. Sonst erwartet uns demnächst das reinste Chaos«, hatte er gesagt.
    Babs schüttelte bei dieser Erinnerung den Kopf. Wieder einmal hatte sie um des lieben Friedens willen ihre Verärgerung heruntergeschluckt, aber auch in Erinnerung an die Nacht von Samstag auf Sonntag. Albert war in jener Nacht anders gewesen als bisher; er war fordernd gewesen, hatte neue Grenzen abgesteckt, Besitz ergriffen. Gott sei Dank war er nicht so weit gegangen, Fesselspiele vorzuschlagen. Babs kannte ihre Grenzen, und Unterwerfung lag jenseits ihrer Vorstellungen.
    Sie massierte sich die Schläfen. Dass Albert sich so veränderte, war vermutlich eine Folge dieser schrecklichen Ereignisse, die ihm den Boden unter den Füßen wegzogen. Sicher brauchte er nur Zeit, um zu sich zu finden.
    Trotzdem ging ihr erneut Alberts gehässige Bemerkung vom Morgen durch den Kopf. Dieser dauernde Wechsel zwischen Streit und Versöhnung war neu und zermürbend. Albert riss postwendend ein, was er gerade erst wieder aufgebaut hatte. Würde das jetzt so weitergehen? Diese emotionalen Berg-und-Tal-Fahrten hatten eine zerstörerische Kraft. Genau wie diese Gedankenwenderei, die zu nichts führte. Babs atmete durch. Sie würde jetzt erst einmal einkaufen gehen.
    Während sie aufschrieb, was zu besorgen war, klingelte das Telefon. Es war Albert. »Warst du schon einkaufen?«
    »Ich wollte gerade los. Brauchst du etwas?«
    »Der Kaffee in der Praxis ist ausgegangen. Kannst du ein paar Packungen mitbringen und auch Dosenmilch?«
    »Natürlich.« Sie sah auf die Uhr. Kurz vor halb zwei. Albert mochte es nicht, wenn sie die Praxiseinkäufe während der Sprechstunde brachte. Aber die begann erst um zwei Uhr. Bis dahin schaffte sie es. »Ich bringe die Sachen gleich vorbei.«
    Fünf Minuten später verließ sie das Haus und ging zum Supermarkt. Da die Jungs erst am Freitag wiederkommen würden, war der Einkaufszettel nicht lang undder Rundgang durch den Laden schnell beendet. Für Kaffee und Dosenmilch ließ sie sich an der Kasse eine eigene Quittung geben; Albert konnte die Sachen von der Steuer absetzen. Als sie

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