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In weißer Stille

In weißer Stille

Titel: In weißer Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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sein Gesicht gerötet. »A rechter Schmarrn war’s«, sagte er und spülte seine Worte mit Sekt hinunter. »So teure Karten und so a G’schrei.«
    Dühnfort sah aus dem Fenster. Ein Mann in Lederhosen und weißem Kittel entlud Spankörbe voller Steinpilze, Pfifferlinge und Maronen. Dühnfort dachte an ein Risotto. Sein Kaffee wurde gebracht; er war heiß und stark. Nachdem Dühnfort ihn getrunken hatte, fühlte er sich besser. Er zahlte und ging.
    Um Viertel vor sechs schloss er die Tür zu seinem Büro auf und schaltete das Licht ein, das flackernd anging. Auf seinem Schreibtisch lag der Schlussbericht von Wolfram Heckeroths Autopsie, der keine neuen Erkenntnisse barg. Auch Buchholz hatte einen Stapel Papier in der Ablage hinterlassen. Dühnfort griff danach und arbeitete sich voran, bis gegen Viertel nach acht Gina anklopfte und den Kopf zur Tür hereinsteckte.
    »Caroline Heckeroth hat mich gerade angerufen. Sie wollte wissen, ob es stimmt, dass Bertram nicht Selbstmord begangen hat. Es war doch in Ordnung, dass ich das bestätigt habe?«
    Ganz glücklich war Dühnfort darüber nicht. Er zog es vor, sich möglichst lange bedeckt zu halten. Aber schließlich hatte er selbst Bertrams Exfrau davon in Kenntnis gesetzt. Also nickte er. »Natürlich.«
    »Ach. Ehe ich es vergesse. Meine Mutter lässt dich grüßen. Du bist jederzeit willkommen.« Gina grinste. »Und außerdem könnte sie deinen Rat gebrauchen.«
    Er hatte sich wohl gefühlt in Ginas Wohngemeinschaft. Die Vorstellung, in dieser Runde willkommen zu sein, war wie das Eintreten in ein warmes Zimmer an einem kalten Wintertag. »Rat oder eher tatkräftige Unterstützung?«, fragte er schmunzelnd.
    »Vorerst einen Rat.« Gina ließ sich auf den Besucherstuhl plumpsen. »Sie hat vor zwei Monaten ihren Job verloren. Seither betätigt sie sich als Haushälterin, Putzfrau, Köchin. Ständig wirbelt sie in der Wohnung rum. Sie wäscht sogar die Sachen von meinen Mitbewohnern.« Gina verdrehte die Augen. »Einerseits ist das ja ganz angenehm … Also. Sie will Rindsrouladen machen und hat keine Ahnung, wie sie dazu eine Soße hinkriegen soll.«
    »Sie muss nur den Fond mit Rotwein ablöschen und einkochen. Dann etwas Sahne unterrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Fertig.«
    Gina lächelte. »Ich werde es ihr gleich ausrichten.«
    »Habt ihr etwas über Bertram herausgefunden?«, fragte Dühnfort.
    »Eine Nachbarin hat Sabine Groß erkannt. Vor etwa vier Wochen stand sie vor Bertrams Haus. Sie hat nicht geklingelt, nur geguckt. Nach einer Weile ist sie Richtung Straßenbahnhaltestelle davongegangen.«
    Dühnfort lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Sabine Groß hatte also Kontakt zu Bertram gesucht. Weshalb? »Kannst du nicht mal mit ihrer Ärztin reden? So von Frau zu Frau?« Dühnfort notierte Namen und Nummer von Emese Nagy. »Vielleichtist sie bei dir gesprächiger als bei mir. Ich wüsste gerne, ob Sabine Groß in der Nacht von Donnerstag auf Freitag schon in der geschlossenen Abteilung war. Wenn möglich, bestehe darauf, sie zu befragen. Und zeigt ihr Bild auch im Haus am Kurfürstenplatz rum. Vielleicht hat sie ja auch Heckeroth senior aufgesucht.«
    »Okay. Wird erledigt.«
    »Bertram hatte ein Fotohandy, außerdem hat er seiner Frau gegenüber eine seltsame Bemerkung gemacht. Möglicherweise hat er jemanden erpresst.«
    »Was er wohl fotografiert hat?« Gina zupfte an ihrem Ohrläppchen. »Vielleicht ist deshalb der Laptop weg. Falls Bertram Kopien der Bilder darauf gespeichert hat, war es sinnvoll, den verschwinden zu lassen …«
    »…und die PCs waren zu unhandlich, um sie mitzunehmen. Deshalb wurden die Festplatten gelöscht«, vollendete Dühnfort Ginas Gedankengang. »Glück für Bertrams Mörder, dass nichts Verdächtiges drauf war.«
    »Genau. Aber wie passt da Sabine ins Bild? Vielleicht haben sie gemeinsame Sache gemacht. Also, ich bleib an ihr dran. Gibt’s heute eigentlich noch ein Meeting?«
    Dühnfort sah auf die Uhr. Sie mussten ihre Ergebnisse zusammentragen, prüfen, wo sie in diesen Ermittlungen standen. »Sagen wir, um zwei.«
    Doch schon gegen zehn Uhr beschlich ihn die alte Angst wieder. Die Angst, etwas zu übersehen. Sie trieb ihn aus dem Haus und an den Kurfürstenplatz.
    * * *
    Dühnfort betrat die Kinderarztpraxis, um sich den Schlüssel zur Wohnung geben zu lassen. Das Wartezimmer war leer, die Sprechstundenhilfe saß hinter dem Tresen und blickte vom PC auf, als er eintrat. Er fragtenach

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