In weißer Stille
verstrickte, war es besser, ihre Dummheit einzugestehen. Am besten brachte sie das gleich hinter sich. Sie ging in den Flur zum Telefon. »Ich rufe Dühnfort an und sage ihm, was ich getan habe.«
* * *
Dühnfort las den Bericht zur Spurenlage im Wochenendhaus, als Alois hereinkam.
»Ich bin da auf etwas gestoßen. Für den Bau der Molkerei hat Bertram eine Firma gegründet, die Hemobau GmbH. Die ging kurz nach Fertigstellung der Molkerei über den Jordan. Einige Handwerker haben ihr Geld nicht gesehen. Und einer von denen, ein Schreiner, hat Bertram böse Briefe geschrieben. Mit dem würde ichgerne reden. Wenn es recht ist, fahre ich nach Straubing.«
»Wie böse?«
»Er hat ihm erst Prügel angedroht und dann einen Gratissarg.«
»Wie lange ist das her?«
»Ein knappes Jahr.«
Dühnfort überlegte, ob diese Befragung nicht die Kollegen vor Ort übernehmen könnten. Aber der persönliche Eindruck war oft ausschlaggebend, also stimmte er zu und sah Alois nach, als der das Büro verließ.
Kurz vor zehn rief Meo an. »Das Bewegungsprofil ist fertig. Echt krass.«
»Was soll das heißen?«
»Wirst du gleich sehen.«
Dühnfort ging zuerst bei Gina vorbei. Der Raum war leer. Sicher war sie noch damit beschäftigt, die Käufer von
Superclean
zu befragen. Dann betrat er Meos Reich.
Meo hatte das Bewegungsprofil bereits an die Wand projiziert. Während Dühnfort sich neben ihn stellte, griff er nach einem Laserpointer. »Also«, begann er. »Montag, 6 . Oktober. Der Tag des Überfalls.« Er wies mit dem Pointer auf grüne Markierungsfähnchen innerhalb der wabenförmigen Funkzellen. »Albert fährt zum Vater ins Wochenendhaus, um den Siphon zu reparieren.« Der leuchtende Pfeil wanderte über die Karte und stoppte in Münsing. »Albert erreicht die Funkzelle um 19.11 Uhr. Um 21.02 Uhr meldet sich sein Handy dort wieder ab.«
»Gut. Das wissen wir. Er hat den Siphon repariert, mit seinem Vater zu Abend gegessen und ist dann nach Hause gefahren.« Dühnfort setzte sich auf die Kante von Meos Schreibtisch.
Meo deutete mit dem Pointer auf ein Bündel grünerFähnchen. »Es gibt eine Besonderheit. Sein Handy hat sich in dieser Zeit häufig in der Münsinger Funkzelle gemeldet.«
»Was bedeutet das?«
»Später.« Meo deutete auf die Karte. »Sehen wir uns den Zeitraum von Dienstag, dem 7 . Oktober, bis einschließlich Sonntag, den 12 . an.« Er drückte eine Taste. Eine Vielzahl bunter Fähnchen erschien. Alle ballten sich in München. »Wie man sieht, war Albert, beziehungsweise sein Handy, die ganze Woche in der Stadt. Erst am Montag, den 13 . Oktober, fährt er wieder nach Münsing.« Meo griff hinter sich auf die Tastatur. Die bunten Fähnchen verschwanden, rote erschienen. »Um 19.28 Uhr geht bei uns Alberts Notruf ein. Er hat seinen Vater tot aufgefunden. Allerdings hat sich sein Handy bereits um 19.06 Uhr in Münsing angemeldet.«
Zweiundzwanzig Minuten. Nachdenklich blickte Dühnfort auf die Karte. »Albert und Bertram waren also zur selben Zeit am Wochenendhaus.« Und mit einem Mal wusste Dühnfort, was die Fingerspuren in der Fensterlaibung bedeuteten. Bertram war im Haus. Er hörte ein Auto und stellte fest, dass es das von Albert war. Aus verständlichen Gründen wollte er ihm nicht begegnen und kletterte aus dem Fenster. Inzwischen hatte Albert das Haus betreten. Bertram kauerte im Garten …
Langsam begann Dühnfort zu verstehen. Er sah zu Meo. »Die gehäuften Anmeldungen von Alberts Handy am 6 . Oktober, was haben sie zu bedeuten?«
Meo klickte die andersfarbigen Markierungen weg. Übrig blieben die grünen Fähnchen, die Alberts Handyortung am 6 . Oktober markierten, also am Tag des Überfalls auf seinen Vater. »Sein Handy hat sich zwischen 19.11 Uhr, als es sich in Münsing angemeldet hat, und 20.11 Uhr im 20 -Minuten-Takt beim Provider zurückgemeldet. Das bedeutet, dass keine nennenswerte Ortsveränderung stattgefunden hat. Danach gibt es vier Anmeldungen innerhalb einer halben Stunde. Das Handy wurde also bewegt, blieb aber immer innerhalb der gleichen Funkzelle.« Meo wies mit dem Laserpointer auf die Karte an der Wand.
Nun verstand Dühnfort.
* * *
Sie hatten die Stadt hinter sich gelassen und fuhren auf der Autobahn Richtung Wolfratshausen. Gepflügte Äcker, abgeerntete Maisfelder, grüne Wiesen zogen vorbei, ab und zu ein herbstlich gefärbter Mischwald. Babs sah zu Albert. »Ich treffe mich ohnehin mit Dühnfort. Es gibt einen Ortstermin in Münsing. Am besten, du kommst mit
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