Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln
kühl. Er maß Jonas mit einem langen, bewußt abfälligen Blick. »Wie ich sehe, geht es Ihnen ja auch schon wieder besser. Aber Sie sollten den Schneider wechseln.«
Jonas lachte, dann salutierte er übertrieben spöttisch vor Indiana. »Gestatten Sie, daß ich mich korrekt vorstelle, wenn auch mit einiger Verspätung? Obersturmbannführer Heinrich, verantwortlicher Leiter der Operation Phönix.« Er griff in die Tasche und zog ein verschmutztes Blatt Papier hervor. »Bitte.«
Indiana griff nach dem Zettel, faltete ihn auseinander und warf einen flüchtigen Blick darauf. Der Zettel sagte ihm gar nichts. Er enthielt nichts weiter als Kolonnen von Zahlen und Buchstaben. Fragend sah er Jonas an.
»Behalten Sie es ruhig«, sagte Jonas/Heinrich grinsend.
»Deswegen sind Sie doch schließlich gekommen, oder? Auf dieser Liste sind die Positionen aller geheimen U-Boot-Basen der deutschen Marine verzeichnet, die der Agent Jonas herausfinden konnte. Ich fürchte nur, sie ist ein kleines bißchen unzuverlässig. Mit genauen Längen- und Breitenangaben hatte ich schon immer meine Schwierigkeiten.«
»Was soll der Unsinn?« fragte Indiana. Wütend knüllte er das Blatt zusammen und warf es auf den Boden.Heinrich lachte. »Der deutsche Geheimdienst hielt es für eine gute Idee«, sagte er. »Und ich ehrlich gesagt auch. Finden Sie die Vorstellung nicht auch spaßig, daß die Amerikaner ihre besten Leute und etliche Millionen Dollar darauf verschwenden, nach U-Boot-Häfen zu suchen, die es gar nicht gibt?«
»Nicht im geringsten«, sagte Indiana.
»Wie bedauerlich.« Heinrich seufzte, zuckte mit den Schultern, und sein Lächeln erlosch, als sei es abgeschaltet worden.
»Vermutlich haben Sie sogar recht«, sagte er. »Aber das spielt ja jetzt keine Rolle mehr, nicht wahr?«
Wahrscheinlich war Indiana der einzige hier im Raum, der wirklich verstand, was Heinrich damit meinte. Und vermutlich war er auch der einzige, der wußte, wem er wirklich gegenüberstand.
Für endlose Sekunden starrten sie sich wortlos an, dann drehte sich Heinrich/Jonas/Mi-Pao-Lo mit einem Ruck um und deutete auf das Periskop. »Sie folgen uns immer noch?«
Brenner nickte. »Es sind mehr geworden«, antwortete er. »So wie es im Moment aussieht, haben wir keine Chance, ihnen zu entkommen.«
»Höre ich da eine Spur von Angst in Ihrer Stimme, mein Lieber?« fragte Heinrich spöttisch. »Sie werden sich doch nicht von einer Handvoll unzivilisierter Wilder fürchten, oder?«
Brenner schwieg. Heinrich musterte ihn noch einige Sekunden lang spöttisch, dann drehte er sich mit einem Ruck um und ging. »Rufen Sie mich, wenn sich etwas ändert«, sagte er im Hinausgehen.
»Ich glaube, ich verstehe jetzt, was Sie meinen«, murmelte Indiana, als Jonas/Heinrich außer Hörweite war.
Brenner sah ihn ernst und sehr lange an. »Was ist bloß auf der Insel geschehen, Dr. Jones?« fragte er noch einmal.
Indiana begann mit seinem Bericht.
Brenner hatte Wort gehalten und ihn zu den anderen Gefangenen bringen lassen, nachdem ihre Unterredung beendet war.
Das Wort »Gefangene« bekam an Bord dieses Schiffes eine neue Qualität – Ganty, die Barlowes und die beiden Australier waren in einem kleinen Lagerraum im Heck eingesperrt, der vielleicht acht Quadratmeter hatte und so niedrig war, daß sie nicht aufrecht stehen konnten. Trotzdem hatten sie mehr Platz zur Verfügung als irgendein anderer an Bord, den Kommandanten und die Offiziere eingeschlossen.
Ganty und die anderen waren offensichtlich ehrlich erfreut, ihn lebend wiederzusehen. Aber ihre Erleichterung hielt nicht sehr lange vor. Als Indiana erzählte, was er durch das Periskop beobachtet hatte, wurde es sehr still in der winzigen Kammer.
Vor allem Ganty wirkte mehr als erschrocken. Er war eindeutig entsetzt .
Trotzdem war nicht er es, sondern Nancy Barlowe, die schließlich das immer bedrückender werdende Schweigen brach. »Aber sie können uns doch nichts tun, oder?« fragte sie ängstlich. Als ihr niemand antwortete, fuhr sie mit zitternder Stimme fort. »Ich meine … das hier ist ein U-Boot. Es … es ist bewaffnet und … und aus Stahl, und sie haben nur ein paar Messer und Speere!«
»Darum geht es nicht«, antwortete Indiana sanft. Obgleich er vor dem Gedanken zurückschreckte, hatte er auch diese Variante schon für sich durchgespielt. Wahrscheinlich waren Brenners Soldaten mit ihren Maschinenpistolen und Granaten durchaus in der Lage, die gesamte Flotte der Langohren zu vernichten. Aber
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