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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ihn zum Husten brachte. Dann tauchte er in ein tiefes Becken. Nach dem Rauschen des Wasserfalls war es still und ruhig. Und es war wie ein Schock, als er den Lichtschimmer über sich sah.
    Sein erster Gedanke war nicht, daß er es geschafft haben konnte, sondern daß er Gott sei Dank nicht blind war. Leicht begann er seine Arme und Beine zu bewegen, um auf das Licht zuzuschwimmen, und er konnte nur hoffen, daß er es erreichte, bevor er ertrank.
    Er brach durch die Oberfläche, und das Brüllen des fallenden Wassers und das pochende Blut in seinen Ohren löschten jeden anderen Laut aus. Erst als ein starker Arm ihn packte und durchs Wasser zog, merkte er, daß er nicht länger allein war. Er wurde über den Rand des Beckens gehievt und landete auf hartem Stein in einem Raum, der schwach von Kerzenlicht erhellt war.
    Er mußte den Verstand verloren haben, denn über ihm tauchte Lauras Gesicht auf. Das war unmöglich, und dennoch streckte er den Arm aus und berührte ihre Wange. Warm spürte er die weiche Haut unter seinen eiskalten Fingern.
    Sie beugte sich vor und küßte ihn, und seine Verwirrung schwand augenblicklich. »Verfluchte Hölle«, krächzte er. »Ich bin am Leben?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Davids Stimme! Ian drehte mühsam den Kopf und sah, daß sein Bruder neben ihm kniete. Nachdem er erneut würgend gehustet hatte, fragte er: »Was zum Teufel machst du hier?«
    »Ich wollte herausfinden, ob ich Falkirk geerbt habe. Diesmal war ich mir eigentlich schon ganz sicher gewesen.« David grinste ihn an. »Du hast mehr Leben als eine Katze, Ian, aber du mußt wirklich mal damit aufhören, dich umbringen zu lassen. Es ist zu anstrengend auf die Dauer.«
    »Du hast meine volle Zustimmung.« Ian schüttelte den Kopf, um das Wasser aus den Ohren zu bekommen, und stützte sich auf. David half ihm auf die Füße und schlang ihm dann heftig die Arme um den Körper. Laura kam dazu, und die drei klammerten sich aneinander wie die Luftwurzeln eines Banyan.
    Die Verbindung von körperlicher und emotionaler Wärme brachte Ians Kräfte schneller zurück, als er es für möglich gehalten hatte. Langsam kam ihm zum Bewußtsein, daß er wirklich am Leben war und es vermutlich auch bleiben würde. Mit der Erkenntnis kam die Neugier. »Herrscht draußen ein Krieg?«
    »Nein. Du hast die Afghanen daran gehindert, durchzukommen. Der Pfad wurde weggerissen, als die Felswand einstürzte«, erwiderte Laura. »In Afghanistan gibt es immer noch Unruhen, aber sie werden dort bleiben.«
    »Also haben wir es geschafft«, sagte er weich. »Wir haben das Feuer gelöscht, bevor es sich über Indien ausbreiten konnte.«
    »Nicht wir, Geliebter — du!« sagte sie. »Du bist derjenige, der herausbekommen hat, wie der Plan aussah, du hast eine Armee aufgehalten. Pjotr muß dort oben in seinem Zwiebelturmhimmel sehr glücklich sein.«
    »Ich bin auch froh.« Mit heftigem Widerwillen machte Ian sich von seiner Frau und seinem Bruder los. »Es war nicht mein bester Tag, und ich bin nicht in der Stimmung für Krieg.«
    Während Laura etwas zu essen und Brandy holte, legte David seinem Bruder eine dicke Decke um die Schultern. »Wärm dich lieber auf. Wir haben noch ein gutes Stück Marsch vor uns.«
    »Je eher wir hier raus sind, desto besser.« Ian nahm einen Schluck Brandy und freute sich über das Brennen in seiner Kehle. Als er ein Stück Chapati von Laura nahm, fügte er hinzu: »Wenn einer von euch jemals von mir hören sollte, daß ich eine Höhle besichtigen will, schlagt mir bitte so lange mit einem Stein auf den Schädel, bis ich meine Absicht ändere.«
    Dann schlang er seinen Arm um seine Frau, und unter Gelächter kehrte Ian in die Welt der Lebenden zurück.
    Als Ian erwachte, tat ihm jeder Knochen im Leib weh. Dennoch fühlte er sich wundervoll, was unzweifelhaft mit der Tatsache zu tun hatte, daß eine vertraute weibliche Gestalt halb auf ihm lag. Sein
    Auge öffnend, stellte er fest, daß sie auf einem Charpoy in einem verdunkelten Raum lagen, auf dessen Nachttisch eine Öllampe brannte.
    Es war das Gästezimmer eines Pathanen-Hauses, das dem Habiburs sehr ähnelte. Doch sie waren hier bei den Afridis, die Laura und Gulab Khan vor einigen Tagen aufgenommen hatten. Dumpf erinnerte sich Ian an den langen, erschöpfenden Weg zum Ausgang der Höhle. Er hätte es sicher nicht allein geschafft.
    In der Dämmerung waren sie ins Freie gelangt. Zafir und Kuram, ein hilfreicher Afridi, hatten draußen gewartet. Auch sie waren in der

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