Individuum und Massenschicksal
Phänomen in Band 2 der »›Unknown‹
Reality« : Das innere Selbst oder die Wesenheit eines jeden Menschen macht sich zur gegebenen Zeit nicht nur in einem Leben, sondern gleich in mehreren geltend, um dadurch um so mehr Erfahrung zu gewinnen. Diese kommt der Wesenheit erst aufgrund einer Vielfalt der Rollen zu, die verschiedenen Lebensaltern, Nationalitäten und Sprachen, unterschiedlichem Geschlecht und Status innerhalb der Familie und in beruflicher Hinsicht und so weiter erwachsen.
Wie ich Seths These der lebenden Abbilder verstehe, ist es möglich, wiewohl nicht zwingend, daß jeder von uns irgendwann einmal, vielleicht in einem anderen Land, in einer anderen Kultur, einem seiner Ebenbilder -
volkstümlichen Vorstellungen zufolge einem Doppelgänger - begegnet. Jane und ich kennen das Phänomen hauptsächlich aus ihren ASW-Kursen.
einen Teil des inneren Wissens eines jeden Menschen um sein eigenes höheres - oder größeres - Selbst ausmachen.) (20.59 Uhr. Flüsternd:) Guten Abend.
(»Guten Abend, Seth.«)
Über euer Material und was damit zusammenhängt.
Wie ich schon oft sagte, gibt es Konzeptionen, die sich nur äußerst schwierig erklären lassen. Dies gilt insbesondere für jene, die die Natur des Bewußtseins betreffen. Mitunter können durchaus gültige Konzeptionen aus eurer Sicht als widersprüchlich erscheinen, so daß eine Tatsache eine andere zu widerlegen scheint.
Ich bin sehr bemüht, die ursprüngliche Einzigartigkeit des Individuums herauszustellen. Ich sage aber auch, daß das Selbst keine Begrenzungen kennt. Diese beiden Feststellungen können widersprüchlich erscheinen. Als Kind umschließt eure Identität in ihrer Alltagserfahrung nicht die späten Lebensjahre. Wenn ihr alt seid, identifiziert ihr euch nicht mit dem Kind. Euer Identitätsgefühl ändert sich also im Laufe der Jahre. Es scheint gewissermaßen, daß ihr euch selbst durch die Lebenserfahrung etwas hinzufügt und »mehr werdet, als ihr vorher wart«. Ihr wechselt wahrscheinlich das Selbst wie Gewänder und wahrt zugleich - gewöhnlich mit der größten Selbstverständlichkeit -
eure Identität. Die Mosaikmuster des Bewußtseins haben eine wunderbare Leuchtkraft.
Wenn ich von Mosaikmustern spreche, denkt ihr vielleicht an glitzernde kleine Scherben verschiedener Größen und Formen. Aber die Mosaikmuster des Bewußtseins sind eher Lichtern vergleichbar, die sich selbst und Millionen von Spektren durchstrahlen.
Das Kind im Mutterleib sieht mentale Bilder, noch ehe seine Augen sich geöffnet haben. Euer Gedächtnis, so hat es den Anschein, ist nur das eure - doch habe ich euch gesagt, daß ihr an der Geschichte auch anderer Existenzen teilhabt. Ihr erinnert euch anderer Gesichter, auch wenn ihr euch die Wahrnehmung der diesem tieferen inneren Gedächtnis entstammenden Bilder vielleicht nicht bewußtmachen könnt. So müssen sie oft in Gewändern der Phantasie erscheinen. Ihr seid, was ihr selbst seid. Euer Selbst ruht sicher geborgen in seiner eigenen Identität, einzigartig in seiner Eigenart, und begegnet dem Leben und den Jahreszeiten in einer Weise, die es nie zuvor gab und nie wieder geben wird - und doch seid ihr darüber hinaus noch eine einmalige Version eures höheren Selbst. Ihr habt teil an gewissen übergreifenden Mustern, die in sich von einmaliger Ursprünglichkeit sind.
(21.15 Uhr. Jane wendet sich mir zu:) Deine [gemalten] Gesichter stellen ein solches Wiedererkennen dar. Du hast immer gedacht, daß deine künstlerische Begabung dir genug sein müsse. Du dachtest, daß sie deine alles andere ausschließende Leidenschaft sein müsse, aber du hattest nie das Gefühl, daß sie es war - denn wäre sie es gewesen, dann wärest du ihr unentwegt gefolgt. (Lange Pause.) Für dich mußte sich die Malerei mit einer tieferen Einsicht verbinden. Die Malerei sollte dir sogar zum Lehrer werden, indem sie dich durch die Bilder hindurch und über sie hinaus und wieder zu ihnen zurück führte.
Der Malerei fiel die Aufgabe zu, das angesammelte Wissen aus deinen Wesenstiefen in Form von Bildern zum Vorschein zu bringen -
nicht von Menschen, denen du jetzt auf der Straße begegnen könntest, sondern als Porträts der Einwohner deines Bewußtseins. Diese Bewußtseinseinwohner sind sehr real. In gewisser Weise sind sie deine Eltern, mehr als deine leiblichen Eltern es waren, und wenn du ihre Wirklichkeit zum Ausdruck bringst, so bringen sie auch die deine zum Ausdruck. Alle Zeit ist gleichzeitig. Einzig die von
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