Individuum und Massenschicksal
Menschen, und furchtsame Menschen wollen keine Freiheit, weder geistig-seelisch noch materiell.
Sie erwarten Schutz durch Regeln und Vorschriften. Sie wollen gesagt bekommen, was gut und was schlecht ist. Sie neigen zu zwanghaftem Verhalten. Sie suchen sich Führer - politische, wissenschaftliche und (amüsiert) religiöse -, die ihr Leben für sie ordnen sollen.
Im nächsten Teil des Buches werden wir daher über Menschen sprechen, die Angst vor sich selbst haben, und über die Rollen, die sie in ihrem privaten und gesellschaftlichen Verhalten suchen. Wir werden uns mit geistig-seelisch oder materiell geschlossenen Umwelten beschäftigen, in denen Fragen zu stellen tabu und gefährlich ist. Es kann sich dabei um Umwelten von Menschen handeln, die, wie es gemeinhin heißt, geistig gestört sind, oder um Umwelten, die von vielen geteilt werden wie beispielsweise im Fall eines Massenwahns, insbesondere Verfolgungswahns.
Es gibt religiöse Kulte, und wissenschaftliche gibt es auch. Es gibt Menschen, die sich sogar einem persönlichen Kult mit Regeln und Vorschriften unterwerfen, die nicht minder rigoros sind als die, welche einer Gruppe furchtsamer Anhänger von einem Despoten welcher Art immer verordnet werden. Solche Zustände gibt es tatsächlich, und ich hoffe, daß eine Erörterung derselben in ihrem Verständnis beitragen wird.
Dessenungeachtet wird der größere Teil dieses Buches natürlich dem Anliegen dienen, Konzepte und Ideen vorzustellen, die jedem von euch die Entfaltung eurer Fähigkeiten und eurer Kreativität ermöglichen und die deshalb ganz von selbst zu einem gesunderen und vernünftigeren sozialen Verhalten beitragen.
Nun zu den Überschriften, die Ruburt brachte. Die eine ist der Titel von Teil 3: »Von Menschen, die Angst vor sich selbst haben.« Die andere von ihm formulierte Überschrift ist der Titel des nächsten Kapitels. Fügt ganz oder teilweise noch hinzu - »Religiöse und wissenschaftliche Kulte und Formen persönlichen Wahns.«
Ende der Sitzung.
(»Okay.«)
Hast du noch irgendwelche Fragen?
(»Nein, ich glaube nicht.«)
Dann wünsche ich euch einen schönen guten Abend.
(»Danke, Seth.« Ende um 22.15 Uhr.)
Dritter Teil:
Von Menschen, die Angst
vor sich selbst haben
6
Kontrollierte Umwelten und
Massenverhalten, religiöse und
wissenschaftliche Kulte,
persönlicher Wahn
Sitzung 812, Samstag, den 1. Oktober 1977
(Als Seth uns vor sechzehn Monaten die Kundgaben der Sitzung 812
durchgab, sagte er, sie würden »Teil eines späteren Kapitels in dem Buch werden« [vergleichen Sie meine einleitenden Anmerkungen zu Sitzung 814]. Die Sitzung erfolgte nach einer Begegnung, die Jane und ich mit einem unerwarteten Besucher hatten; diese Auszüge sind aber in keiner Weise persönlich. Jedenfalls passen sie gut zu dem Material dieses Buches. Sobald Seth Janes Titel für den dritten Teil und Kapitel 6
bestätigte, wußten wir, daß wir die geeignete Stelle gefunden hatten, um dieses Material einzufügen. Übrigens trafen wir diese Entscheidung, ohne Seth zu fragen.)
(21.33 Uhr. Flüsternd:) Guten Abend.
(»Guten Abend, Seth.«)
Nun: Thema sind Wahnideen und wie sie sich äußern.
Wahnvorstellungen sind ein sehr interessantes Phänomen, denn sie zeigen, in welcher Weise Geschehnisse und Sachverhalte, die den einzelnen mit anderen Menschen verbinden, durch persönliche Glaubensüberzeugungen verzerrt werden können. Die Sachverhalte erscheinen »verzerrt«; doch während der an Wahnideen Leidende im Zerrbild seiner Sicht ein Geschehen zu sehen überzeugt ist, bleibt die Art und Weise, wie andere Menschen eben dieses Geschehen wahrnehmen, unverändert...
Worauf ich hier hinweisen möchte, ist insbesondere die Fehldeutung völlig harmlosen Geschehens, das einzelne Menschen persönlich oder auch viele Menschen betrifft, und ich möchte hervorheben, in welcher Weise materielle Ereignisse symbolisch »
überbaut« werden können, so daß aus ihnen eine Wirklichkeit geschaffen werden kann, die gewissermaßen teils materieller, teils traumhafter Art ist.
Natürlich müßt ihr alles Geschehen auf persönliche Weise interpretieren. Es entsteht ja durch euch. Doch gibt es dabei auch eine gemeinsame Plattform der Wahrnehmung, die mehr oder weniger eine hinlänglich tragfähige Grundlage für die einer vielen Menschen zugänglichen gemeinsamen Welt bildet. Bei den meisten geistigen Abirrungen sind Menschen im Spiel, deren persönliche Symbole ihre primären Sinneswahrnehmungen so
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