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Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Titel: Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Anja Dostert
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Collaboration ergab, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass gesunde Menschen irgendeinen Vorteil von der Einnahme antioxidativer Vitamine haben.
    Einen Überschuss an Vitaminen behandelt der Körper wie jeden x-beliebigen Giftstoff: Er tut sein Möglichstes, ihn auszuscheiden. Dies funktioniert je nach Substanz unterschiedlich gut. Deshalb sind die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K besonders kritisch zu sehen, sie können nicht so leicht aus dem Körper entfernt werden wie die wasserlöslichen Vitamine. Beta-Carotin ist als Provitamin A ebenfalls fettlöslich. Früher haben viele Menschen für die Körperbräune Beta-Carotin eingenommen. Dieses lagerte sich in Haut und Hornhaut ab, weil der Körper es nicht schnell genug entsorgen konnte. Vielleicht haben Sie in den Achtziger- und Neunziger-Jahren auch Personen gekannt, deren Bräune gelblich wirkte und deren Hornhaut eine gelblich-braune, ungesunde Farbe hatte? Beta-Carotin lagert sich neben der Haut auch im Auge ab.
    Wer kann das gute Image der künstlich zugesetzten Vitamine und Mineralstoffe erschüttern? Der Glaube wird durch die Werbung weiter gefördert. Das Geschäft mit dem Vitaminen will sich niemand kaputtmachen lassen, erst recht nicht die Hersteller der Produkte. Solche Substanzen gehören nicht in Lebensmittel, erst recht nicht in Kinderlebensmittel. Wenn überhaupt, sollte man künstliche Vitamine und Mineralstoffe nur kontrolliert über Pillen einnehmen: So bleibt die Einnahme wenigstens eine bewusste und persönliche Entscheidung. Alltag ist jedoch, dass die Menschen lieber würfeln.

Werbung mit Gesundheitsversprechen
    Seit dem 1. Juli 2007 gilt die Health Claims Verordnung in der Europäischen Union. Health Claims sind gesundheitsbezogene Aussagen, diese müssen von der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA geprüft werden. Kann ein Lebensmittel die Abwehrkräfte verbessern, gegen Allergien und Hauterkrankungen helfen oder beim Abnehmen unterstützen? Zahlreiche Gesundheitsversprechen sind von der Behörde zurückgewiesen worden. Heute darf nicht mehr behauptet werden, dass ein Joghurt die Abwehrkräfte stärkt. Dies hindert die Konzerne nicht daran, über die Bilderwelt und andere legale Möglichkeiten zu suggerieren, dass ihre Produkte besonders gesund sind. Die angeworbenen Prominenten behaupten in der Werbung, dass ihr eigener Darm von dem Produkt profitieren würde. Solche Aussagen sind legal, vermitteln jedoch den Eindruck, dass ein spezieller Joghurt die Verdauung in besonderer Weise fördern könne.
    Nach der Health Claims Verordnung darf der Hersteller eine Aussage auf die Packung drucken, wenn er die in der zugehörigen Tabelle angegebene Menge des Stoffes ergänzt. Die Aussage „Calcium wird für die Erhaltung normaler Zähne benötigt“ darf verwendet werden, sobald man eine bestimmte Menge Kalzium in das Lebensmittel rührt. Dies verführt die Industrie, einem Produkt mal eben ein paar der Substanzen aus der Tabelle der EU zuzusetzen. So gelangen heute noch mehr künstlich zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe in die Nahrung der Verbraucher. Wer kann hier die Gesamtmenge noch im Blick behalten? Schon Paracelsus wusste: Die Dosis entscheidet, ob etwas ein Gift ist oder nicht. Jede Substanz kann schädlich sein, wenn die Menge nicht stimmt. Wer aufdruckt, dass Kalzium gut für die Zähne ist, der sollte dazuschreiben müssen, dass zu viel Kalzium die Arterienverkalkung fördert. Was wirkt, hat Nebenwirkungen. Dies ist jedoch in der EU-Verordnung nicht vorgesehen.

Ballaststoffe
    Ballaststoffe sind verschiedenartigste Substanzen, die vom Darm nicht verdaut werden. Sie werden nicht oder nur unvollständig vom Körper aufgenommen und beim Stuhlgang ausgeschieden. Getreideerzeugnisse sind eine der wichtigsten Quellen für Ballaststoffe, danach folgen Obst und Gemüse. Die löslichen Ballaststoffe Inulin und Oligofruktose (Prebiotika) regen das Wachstum der Bakterien des Dickdarms an, was die Gesundheit des Menschen fördern soll.
    Weil es so gesund klingt, werden heute immer mehr Ballaststoffe der Nahrung zugesetzt. Gleichzeitig fordert die Deutschen Gesellschaft für Ernährung zum täglichen Verzehr von fünf Portionen Obst und Gemüse auf. So steigt von Jahr zu Jahr die Last für den Darm. Wie der Ökotrophologe Uwe Knop anhand von Daten der Gesundheitsberichterstattung des Bundes ermittelt hat, sind seit Beginn der Ernährungskampagnen die Verdauungsbeschwerden der Menschen sprunghaft in die Höhe

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