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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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den Sümpfen versinken willst, bitte!« sagte sie, ohne zu ahnen, daß ihre Worte das Unheil vorwegnahmen.
    Als sie einander Lebewohl sagten, riet Rodrigo seinem Freund Valdivia, nicht mehr Gebiete an sich zu reißen, alser zu beherrschen imstande war. In einigen der Forts waren kaum eine Handvoll Soldaten stationiert, und manche Siedlungen waren ohne jeden Schutz.
    »Es besteht keine Gefahr, Rodrigo. wir hatten kaum Schwierigkeiten mit den Indios. Das Gebiet ist befriedet.«
    »Ich frage mich, weshalb die Mapuche nicht gegen uns gekämpft haben, wie wir erwartet hatten. Immerhin galten sie in Peru als unbezwingbar, ehe wir die Eroberung begannen.«
    »Sie mußten einsehen, daß sie gegen unsere Übermacht nichts ausrichten können, und haben sich zerstreut.«
    »Gebe Gott, daß du recht hast, aber sieh dich vor.«
    Sie umarmten einander herzlich, und Valdivia brach auf, ohne sich über Quirogas Ratschlag zu bekümmern. Mehrere Monate bekamen wir keine Nachricht von ihm, aber man munkelte, er führe in seinem Haus in Concepción, das er seinen »Winterpalast« nannte, das Leben eines Türken, liege zwischen dicken Kissen und schmause von früh bis spät. Angeblich ließ Juana Jiménez das Gold aus den Minen, das in großen Waschzubern angekarrt wurde, verschwinden, um es vor den Beamten der Krone zu verbergen und es mit niemandem teilen zu müssen. Neidisch hieß es weiter, mit dem Gold aus den Minen von Quilacoya, das bereits geschürft war oder noch in der Erde liege, sei Valdivia reicher als Karl V. So schnell sind die Leute mit dem Urteil über ihren Nächsten bei der Hand. Erinnere Dich, Isabel, daß Valdivia, als er starb, keinen Maravedi hinterließ. Sofern es Juana Jiménez, von der man annimmt, daß sie von den Indios verschleppt wurde, nicht gelungen ist, dieses Vermögen beiseite zu schaffen und wohin auch immer damit zu verschwinden, hat es die Reichtümer Valdivias nie gegeben.
    Tucapel war eins der Forts, die den Eingeborenen den Kampfesmut nehmen und die Minen sichern sollten, auchwenn es nur mit einem Dutzend Soldaten besetzt war, die ihre Tage damit zubrachten, gelangweilt ins Dickicht zu starren. Ihre Begegnungen mit den Mapuche waren bisher friedlich verlaufen, doch der Hauptmann, dem das Fort unterstand, war mißtrauisch und fürchtete, daß die Eingeborenen etwas ausheckten. Ein- oder zweimal in der Woche brachten die Bewohner der umliegenden Dörfer Vorräte ins Fort; es waren immer dieselben Indios, und die Soldaten kannten sie schon und tauschten freundschaftliche Gesten mit ihnen. Aber etwas am Verhalten der Indios machte den Hauptmann stutzig, deshalb ließ er mehrere von ihnen gefangennehmen, und unter der Marter sprachen sie davon, daß die Stämme sich für eine große Erhebung rüsteten. Ich bin mir fast sicher, daß die Indios nur sagten, was Lautaro die Huincas wissen lassen wollte, denn die Mapuche haben sich nie der Folter gebeugt. Der Hauptmann schickte nach Verstärkung, aber Pedro de Valdivia maß der Angelegenheit kaum Gewicht bei, und als einzige Hilfe sandte er fünf berittene Soldaten zum Fort von Tucapel.
    Es war Frühling in den duftenden Wäldern Araukaniens, der Frühling des Jahres 1553. Warm schien die Sonne, und wo die fünf Soldaten vorbeiritten, flogen Scharen schillernder Insekten und lärmender Vögel auf. Plötzlich brach ein entsetzliches Gekreisch den idyllischen Frieden der Wälder, und ehe sie wußten, wie ihnen geschah, waren die fünf umringt von einer Masse aus Angreifern. Drei wurden von Lanzen durchbohrt, aber die beiden anderen schafften es, ihre Pferde herumzureißen, und in wildem Galopp flüchteten sie ins nächstgelegene Fort.
    Unterdessen kamen dieselben Eingeborenen, die stets die Lebensmittel brachten, erneut zum Fort von Tucapel, und grüßten in der unterwürfigsten Weise, als hätten sie nie von der Marterung ihrer Kameraden erfahren. Die Soldaten öffneten die Tore und ließen die schwer bepackten Indios ein. Im Hof öffneten die ihre Säcke, holten ihreWaffen heraus und stürzten sich auf die Spanier. Schnell hatten die Angegriffenen ihre Überraschung überwunden, ihre Degen gepackt, die Harnische übergestreift. Sie richteten ein Blutbad unter den Mapuche an und nahmen einige gefangen, aber die Kriegslist war dennoch aufgegangen, denn während die Spanier mit den Angreifern im Innern des Forts beschäftigt waren, hatten Tausende andere es von allen Seiten umstellt. Mit acht Reitern wagte der Hauptmann einen Ausfall, was eine mutige, aber

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