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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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dürfen.
    Der zweite Teil von Alderetes Auftrag bestand darin, Marina Ortiz de Gaete, die noch immer auf dem bescheidenen Gut in Castuera lebte, einen Besuch abzustatten und sie nach Chile einzuladen, wo sie an der Seite ihres Mannes,den sie seit siebzehn Jahren nicht gesehen hatte, das Leben der Gouverneurin würde führen können. Ich hätte zu gern das Gesicht von María und Juana gesehen, als sie davon erfuhren. Leider war es Jerónimo de Alderete nicht vergönnt, die wohlmeinende Antwort des Königs persönlich zu überbringen. Wenn ich mich recht entsinne, war er fast drei Jahre unterwegs, weil die Fahrt über den Ozean ihre Zeit dauerte und der König kein Mann der schnellen Entschlüsse war. Bei seiner Rückreise wurde Alderete auf der Landenge von Panama vom Tropenfieber befallen und schied in ein besseres Leben. Er war ein sehr guter Soldat und treuer Freund, dieser Jerónimo de Alderete, und ich hoffe sehr, die Geschichte hält ihm ein gebührendes Plätzchen frei. Während Alderete noch unterwegs war, starb Pedro de Valdivia, ohne je zu erfahren, daß er mit seinen Bitten schließlich doch Gehör beim König gefunden hatte.
    Als Marina Ortiz de Gaete die Einladung ihres Mannes in dieses Land, das sie sich, weiß der Himmel weshalb, wie Venedig vorstellte, und die siebentausendfünfhundert Goldpeso für ihre Reiseausgaben erhielt, kaufte sie sich einen vergoldeten Thronsessel nebst königlicher Robe und ließ sich von einem beeindruckenden Hofstaat begleiten, zu dem etliche Mitglieder ihrer Familie gehörten. Die Ärmste erreichte Chile als Witwe; hier stellte sie fest, daß Pedro ihr nichts als Schulden hinterlassen hatte, und dann dauerte es keine sechs Monate, und alle ihre Cousins, die sie vergöttert hatte, waren im Krieg gegen die Mapuche gefallen. Sie mußte mir einfach leid tun.
    Während Pedros Zeit in Santiago sahen wir uns selten und immer nur zu gesellschaftlichen Anlässen, wenn andere um uns herum waren, die darauf lauerten, uns bei vertraulichen Gesten zu ertappen, oder unsere Gefühle zu erraten versuchten. In dieser Stadt konnte man keinen Schritt tun, ohne aus allen Fenstern beobachtet und bekrittelt zu werden. Aber was rede ich in der Vergangenheit! Wir schreibendas 1580 Jahr , und die Leute sind klatschsüchtig wie eh und je. Nachdem ich mit Pedro die aufregendsten Jahre meines Lebens geteilt hatte, fühlte ich mich in seiner Gegenwart jetzt sonderbar teilnahmslos, als hätte ich diese brennende Leidenschaft einst für einen anderen empfunden. Kurz bevor er seinen erneuten Aufbruch in den Süden ankündigte, wo er die neuen Städte besuchen und weiter nach der bislang unauffindbaren Magellanstraße forschen wollte, wurde González de Marmolejo bei mir vorstellig.
    »Meine Tochter, ich wollte dir berichten, daß der Gouverneur den König ersucht, mich zum Bischof von Chile vorzuschlagen«, sagte er.
    »Das weiß längst ganz Santiago. Sagt mir, weshalb Ihr tatsächlich hier seid.«
    »Wie dreist du bist, Inés«, lachte er.
    »Nun, also, raus damit, Pater.«
    »Der Gouverneur wünscht, dich unter vier Augen zu sprechen, Tochter, und wie du dir denken kannst, ist das weder bei dir noch bei ihm, noch an einem öffentlichen Ort möglich. Was sollen die Leute denken? Ich habe ihm angeboten, daß er sich in meinem Haus mit dir treffen kann, falls …«
    »Weiß Rodrigo davon?«
    »Der Gouverneur hält es nicht für notwendig, deinen Mann wegen einer solchen Lappalie zu belästigen, Inés.«
    Der Bote, die Botschaft und die Geheimnistuerei waren mir nicht geheuer, deshalb redete ich noch am selben Tag mit Rodrigo darüber, um jeden Ärger zu vermeiden, und mußte hören, daß er bereits im Bilde war, weil Pedro ihn um die Erlaubnis gebeten hatte, sich mit mir allein zu treffen. Aber warum wollte er dann, daß ich es meinem Mann verschwieg? Und warum hatte Rodrigo mir nichts davon gesagt? Pedro traue ich zu, daß er mich auf die Probe stellen wollte, aber Rodrigos Absicht war das gewiß nicht; solche Winkelzüge waren ihm fremd.
    »Weißt du, weshalb Pedro mich sprechen will?« fragte ich ihn.
    »Er möchte dir erklären, warum er getan hat, was er tat, Inés.«
    »Das ist über drei Jahre her! Und jetzt kommt er mir mit Erklärungen? Das scheint mir höchst sonderbar.«
    »Wenn du nicht mit ihm reden willst, sage ich es ihm ins Gesicht.«
    »Stört es dich nicht, wenn ich mich allein mit ihm treffe?«
    »Ich vertraue dir, Inés. Ich würde dich nie durch Eifersucht kränken.«
    »Bist du

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