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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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Beamten hätten inzwischen doch schon längst im Haus sein müssen. Dort hätten sie das Blut im Flur gesehen und sofort angefangen alles abzusuchen. Sie konnte aber auch keine Stimmen oder Gepolter von oben hören. Wobei das nichts heißen musste, bei der dicken Betondecke hätte sie womöglich nicht mal gehört, wenn oben ein Zug mitten durchs Wohnzimmer gebraust wäre.
Früher oder später wird er mich hier finden . Was macht er bloß? Möglicherweise wäre es vorteilhaft einfach aufzustehen und ihm entgegen zu treten. Dann hätte sie mehr Bewegungsspielraum als zwischen der Kommode und der Wand. Hier konnte sie gar nicht richtig mit der Axt ausholen, weil es so eng war. Sarah musste schlucken. Bis heute hatte sie noch nie einem Lebewesen Gewalt angetan und nun dachte sie darüber nach, wie sie am besten einem Menschen eine Axt in den Kopf schlug.
Er ist ein Psychopath, der mir augenscheinlich nichts Gutes will und mich wahrscheinlich als Abendessen vertilgen möchte. Sie sollte einfach auf ihn losgehen, die Axt schwingen, zwischen seine fiesen kleinen Schweinsäuglein zielen und zack! Ganz einfach. Theoretisch. Sarah strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie bezweifelte aber, dass es ihr in der Praxis gelingen würde, Sid so einfach auszuschalten. Sie zitterte vor Angst und Aufregung, und der Irre würde es ihr sicher nicht so einfach machen, ihn mit der Axt zu erwischen. Außerdem hatte sie so ein Werkzeug noch nie benutzt. Ihr Vater konnte damit umgehen. Als sie klein war, hatte sie ihn häufig zu seinen Angelausflügen in die Wälder Maines begleitet und bei diesen Gelegenheiten hatte er immer Holz gehackt. Gemeinsam hatten sie gezählt und bei drei war die Axt herab gesaust und hatte das Holz gespalten. Wie gerne wäre sie jetzt in der sicheren Obhut ihrer Familie, statt zusammen mit diesem Wahnsinnigen in diesem grausigen Haus. Eine Träne kullerte über ihre Wange.

Jetzt bloß nicht die Fassung verlieren, du kannst es schaffen, sagte sie sich. Noch immer hörte sie nichts weiter, außer ihrem eigenen Herzschlag. Wo zum Teufel ist er nur hin? Sie umklammerte die Axt noch fester und beschloss, einen Blick über die Kommode zu riskieren. Vielleicht war er ja auch wieder abgehauen und hatte es aufgegeben, sie zu suchen. Womöglich war er wieder ins Erdgeschoss gegangen, wo ihn einige Polizisten willkommen hießen und Handschellen anlegten. Hoffnung keimte in Sarah auf und sie atmete leise aber tief durch. Ganz langsam richtete sie sich auf und blickte über die Kommode.
Oh nein! Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Keine zehn Meter von ihr entfernt, in unmittelbarer Nähe der Zelle mit dem entstellten Torso, saß Sid im Schneidersitz auf dem Boden, nuckelte an seinem linken Daumen und drehte seinen Kopf langsam von einer Seite auf die andere, um mit seinen Augen aufmerksam die Umgebung abzusuchen. Er saß ziemlich direkt unterhalb einer nackten Glühbirne, deren Licht den Schweiß auf seiner zerfurchten Gesichtshaut glänzen ließ. Plötzlich hielt er seinen Kopf still und blickte Sarah direkt an, die vor lauter Schreck zurück gegen die Wand torkelte.
Scheiße!
Sid nahm den Daumen aus dem Mund und richtete sich abrupt auf. Das Entsetzen und die Panik versetzten Sarah beinahe in eine Schockstarre, aber sie ließ nicht zu, dass die Angst sie lähmte. Sie trat aus ihrem Versteck und stellte sich vor die Kellerwand. Sid kam begleitet von einem wütenden Grunzen auf sie zugeeilt. Sarah wusste, dass sie ihm nicht mehr ausweichen oder sich vor ihm verstecken konnte. Entweder ergab sie sich ihm oder sie kämpfte. Plötzlich flutete eine Woge der Wut durch ihren ganzen Körper und sie hob die Axt mit beiden Händen über ihren Kopf.
Ich habe es nicht verdient von diesem Wahnsinnigen abgeschlachtet zu werden.
Sie hatte heute wahrlich bereits genug schlimme Dinge erlebt und wenn der Kerl ihr nach dem Leben trachtete, würde sie nicht zögern seines zu beenden, um sich zu retten. Sarah machte ein paar schnelle entschlossene Schritte auf Sid zu, der ihr mit einem Blick, der pure Mordlust verriet, entgegen kam. In diesem Moment hatte Sarah das Bild von ihrem Vater beim Holzhacken im Kopf, als seine Axt auf den Hackklotz hinunter sauste und das Brennholz dabei sauber in zwei Hälften spaltete. Sie starrte in das, zu einer wütende Fratze entstellte, Gesicht ihres Gegners und konzentrierte sich auf die Mitte seiner Stirn. Eins, zwei und … begleitet von einem lauten Aufschrei, in dem sich Sarahs ganze Wut

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