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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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Schaumbädern oder entspannenden Massagen zu überreden, aber sie blockte jegliche körperliche Intimitäten rigoros ab. Robert fühlte sich zunehmend hilflos, er wollte seine Frau aber selbstverständlich auch zu nichts drängen, schließlich war ihre Gesundheit die Hauptsache und nicht etwa Sex.

So ging Carol, angeblich um sich zu schonen, jeden Abend früh ins Bett und Robert verzog sich zunehmend frustriert, unter dem Vorwand viel für die Schule zu tun zu haben, in sein Arbeitszimmer. Irgendwann hatte er angefangen im Internet auf Sex-Seiten zu surfen und dabei zu seiner Überraschung entdeckt, dass insbesondere BDSM eine besondere Faszination auf ihn ausübte. Die sexuelle Erniedrigung von Frauen erweckte ungeahnte Gelüste in ihm. Merkwürdig, dass er von dieser Vorliebe nicht schon eher etwas gemerkt hatte, dachte Robert. Er zwar schon immer gerne dominant im Bett gewesen, aber das hatte sich im normalen Rahmen gehalten. Auf einer Webseite, die er häufiger frequentierte und die SM-Bilder und -Videos zeigte, gab es ein Forum, in das jemand einen Link mitsamt dem Kommentar „Krasser Stoff, schaut euch die Seite mal an“ eingestellt hatte. So war Robert heute auf der Seite Realhorror.com gelandet und obgleich dort keine sexuelle Komponente im Vordergrund zu stehen schien, war er schnell gefesselt gewesen, nachdem er ein wenig in der Highlight-Rubrik gestöbert hatte. Irgendein Sadist machte dort Jagd auf zwei junge Frauen und das Ganze schien wirklich echt und nicht nur gespielt zu sein. Robert war wie elektrisiert gewesen, als er sich durch die Seite klickte und er hatte ohne lange zu zögern die 99 Dollar bezahlt, um den viel gepriesenen Live-Event sehen zu können. Gebannt hatte er das Geschehen verfolgt und die leise Stimme seines Gewissens, die ihm zuflüsterte, dass er etwas schrecklich Illegales ansah und damit unterstützte, ignoriert. Vergessen waren auf einmal die trüben Gedanken seines wenig erfreulichen Alltags und die abendliche Langeweile, stattdessen war er voll und ganz von dieser spannenden Darbietung vereinnahmt.

Bis, ja bis, die Kameras die blonde Frau, die inzwischen auf sich alleine gestellt von dem Mann mit der verunstalteten Haut und dem kindischen Gebaren gejagt wurde, ein paar Mal in der Nahaufnahme gezeigt hatten. Er hatte sich vor Schreck ganz weit auf seinem bequemen Schreibtischstuhl aus Leder vorgebeugt, als ihn die Erkenntnis traf, dass er diese Frau kannte. Sie hatte früher vielleicht noch 10 Kilogramm mehr auf den Rippen gehabt, aber ihre Augen und ihre Gesichtszüge ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass es sich um eine seiner ehemaligen Schülerinnen handelte. Er sah im Geiste ein etwas pummeliges Mädchen vor sich, das sich stets eifrig am Unterricht beteiligte und, das sich oft zu den weniger begabten Schülern setzte, um ihnen zu helfen. Robert Collister klickte sich durch die Dateien auf seinem Computer, in denen die Klassenlisten der vergangenen Jahre abgespeichert waren. Dann hatte er sie gefunden: Sarah Cooper. Er hatte sie vor 6 Jahren in der 10.Klasse unterrichtet. Die Datei gab Auskunft über ihre Abschlussnote und enthielt ihre damalige Adresse und Telefonnummer. Was war nur geschehen, dass dieses gutmütige Mädchen zur Hauptakteurin einer solchen infamen Darbietung werden ließ? Robert blickte erneut in das Feuer. Alles wandelt sich stets. Was sollte er jetzt tun? Er konnte nicht einfach ignorieren, dass er das Mädchen kannte und tatenlos zusehen, wie dieser Wahnsinnige sie tötete. Vielleicht sollte er einfach den Laptop ausstellen und sich neben Carol schlafen legen. Womöglich war es ja doch nicht Sarah Cooper, die dort zu sehen war, und vor allem war das alles vermutlich nur eine geschickte Inszenierung. Vielleicht verdiente Sarah inzwischen ihre Brötchen als Schauspielerin für diesen Web-TV-Anbieter, der die Seite betrieb.
Das Leben geht halt manchmal seltsame Wege. Aber irgendeine innere Stimme sagte Robert, dass Sarah sich in tödlicher Gefahr befand. Wenn er jetzt so tat, als ginge ihn das alles nichts an, würde ihn sein Gewissen für lange Zeit quälen. Er war schließlich kein schlechter Mensch, nur weil er sich aus Langeweile und Frustration auf Internetseiten mit fragwürdigem Inhalt herumtrieb. Außerdem hatte er ja nicht mal gewusst, was ihn auf der Seite erwarten würde und schon gar nicht, dass er dort jemand sehen würde, den er kannte.
Die Welt ist klein, dachte Robert. Aber was hatte er jetzt für Möglichkeiten? Er könnte

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