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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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gebückt dahinter an die Kellerwand, während sie die Axt fest umklammert hielt. Schlurfende Schritte näherten sich. Sarah traute ihren Ohren kaum, aber sie hörte jemanden lispeln: „Heile heile Segen, drei Tage Regen, drei Tage Schnee, Sid tut dem Mädchen gleich weh.“

 
    20
     
    Hinxworth, North Hertfordshire, England
     
    In einem von einer schwarzen Stehlampe gemütlich beleuchteten Zimmer, an dessen Wänden Poster der Metal-Band Cradle of Filth und zwei Schals sowie ein Trikot der Fußballmannschaft Arsenal London hingen, saßen zwei Jungs um die 17 nebeneinander auf einem dunklen Ecksofa. Sie schauten gebannt auf einen Laptop, den einer der beiden – ein dicklicher, pausbäckiger Typ mit einer abgetragenen, beigen Baseballkappe auf dem Kopf – auf seinen voluminösen Oberschenkeln abgestellt hatte.
„Da hast du echt ´nen abgefahrenen Scheiß entdeckt, Bagel“, sagte der andere, ein schlanker Junge mit kurz rasierten Haaren und einem Piercing in der rechten Augenbraue, während er einige Chips mit Barbecue-Geschmack aus einer Tüte fischte, die neben ihm lag.
Bagel, der aufgrund seiner Vorliebe für das gleichnamige Gebäck, das er am liebsten mit Nuss-Nougat-Creme verzehrte, von seinen Freunden so genannt wurde, starrte weiterhin auf den Laptop und murmelte: „Sei froh, dass ich für ein gutes Unterhaltungsprogramm sorge, ansonsten würden wir in diesem öden Kaff noch vor Langeweile sterben.“
„Ich beschwere mich ja gar nicht, zumal du das ja bezahlst. Ich finde es nur krass, dass es so etwas überhaupt gibt und bei dem was da mit dem armen Mädchen veranstaltet wird, habe ich kein gutes Gefühl.“
„Nicht ich spendiere uns diese Show, sondern meine liebe Mama, auch wenn sie gar nichts davon weiß. Und komm schon Billy, dir hat es Sarah nur angetan, weil du ihre Hupen so heiß findest“, sagte Bagel und stupste seinen Freund mit dem Ellenbogen an.
Billy grinste. „Das sind ja auch zwei Prachtexemplare, aber nein, ich finde Sarah einfach süß irgendwie. Sie ist natürlich und nicht so ´ne Tussi.“
„Schau dir diesen Freak an“, sagte Bagel, während er ohne seinen Blick vom Laptop zu lösen nach einem Schokoriegel griff, der neben ihm lag, und diesen aus seiner Verpackung befreite. Sie sahen Sid in der Nahaufnahme, nachdem er gerade den Keller betreten hatte. Seine Nasenlöcher weiteten sich, als er den Kopf hob und zu schnüffeln schien. Er drehte seinen Kopf, erst nach links, dann langsam nach rechts, und taxierte seine Umgebung, während ihm Speichel aus den Mundwinkeln lief. Er grunzte und stapfte dann auf eine Kammer in der Ecke zu, als hätte dort etwas seine Aufmerksamkeit erregt. Die Kameraeinstellung wechselte und die Jungs sahen Sid jetzt von der Seite in einer Art Abstellraum vor einer Tiefkühltruhe stehen. Er drehte den Kopf unentwegt hin und her und schien zu überlegen, was er tun sollte. Nun faselte er etwas vor sich hin, bevor er sich den linken Daumen in den Mund schob.
„Was hat er gesagt?“, fragte Bagel.
„Ich hab so etwas wie Schwupp, das Däumchen ist wupp verstanden“, sagte Billy.
Bagel prustete los und beinahe verschluckte er sich an seinem Schokoriegel. „Oh man, der Typ ist so gestört.“
Mit einer schnellen Bewegung seiner freien Hand fasste Sid an den Griff der Tiefkühltruhe und riss diesen nach oben. Ein leises Plopp ertönte, als Sid seinen Daumen hastig aus dem Mund nahm. Anschließend machte sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht breit, das eher einer Fratze aus dem Horrorkabinett glich, bevor er in eine Art debiles Wiehern ausbrach. In diesem Moment raschelte etwas rechts von Sid, dem das nicht verborgen blieb, denn mit einer ruckartigen Bewegung riss er seinen Kopf zur Seite. Zwischen mehreren Kartons, die an der Wand auf dem Boden standen, huschte eine schwarze Katze hervor und versuchte, von einem klagenden Miauen begleitet, an Sid vorbei zum Ausgang der Kammer zu rennen. Abrupt – mit einer Geistesgegenwart, die man ihm kaum zugetraut hätte – fuhr Sid seinen rechten Fuß aus und trat die Katze, die daraufhin gegen die etwa einen Meter entfernte Wand flog und ein schmerzhaftes Jaulen ausstieß. Hastig machte Sid einen Schritt auf die Katze zu, ging in die Hocke und versuchte sich das Tier zu greifen. Die Katze war inzwischen wieder auf die Beine gekommen und gab ein wütendes Fauchen von sich. Sie hob ihre rechte Vorderpfote und ließ ihre Krallen zweimal hintereinander blitzschnell auf Sids blutverschmierte Hand

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