Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
Außerdem waren diese Gruppen von Überlebenden ziemlich leichtsinnig. Alle paar Stunden rief irgendwer von irgendwo um Hilfe, weil jemand gebissen worden war oder vermisst wurde oder weil sie umzingelt waren. Daraufhin verstummten die anderen Gruppen eine Zeit lang. Obwohl sie Militär spielten, waren sie letztlich nur lockere Zusammenrottungen von Menschen, die überleben wollten.
Unterschiedliche Überlebenstaktiken wurden ausprobiert und zeigten gemischte Erfolge. Die Leute, die sich verschanzten, konnten sich zu Anfang gut halten. Meistens befanden sie sich in der Nähe eines großen Bevölkerungszentrums, wo die Zombies am zahlreichsten waren. Aber irgendwann gingen ihnen die Vorräte aus.
Andere blieben ständig in Bewegung, wie es Danny beabsichtigt hatte, als sie mit ihrem Konvoi Forest Peak verlassen hatte. Doch dann erlebten sie das Szenario von Mad Max, nachdem ihnen klar wurde, dass die Infrastruktur zusammengebrochen war. Banden bildeten sich, lockere Allianzen von harten Kerlen, die nicht nur überleben, sondern von der Situation profitieren wollten. Sie plünderten, sie überfielen Feldlager, sie vergewaltigten und töteten. Danny wusste, dass sich ihre Truppe in Boscombe Field keine halbe Stunde gegen solche Marodeure behaupten könnte.
Danny hörte noch etwas anderes, hielt es aber nicht für besonders bedeutend. Zwei Gruppen hatten gemeldet, dass sie Hilfe gefunden hatten, und unmittelbar darauf den Funkkontakt abgebrochen. Danny fragte sich, welche Art von Hilfe das sein könnte. Aber sie hatte nicht vor, es in Erfahrung zu bringen. Denn Danny maß ihrem eigenen Leben einen hohen Wert bei. Sie brauchte es, um Kelley wiederzufinden. Trotzdem hatte sie ein übles Gefühl in der Magengegend, wenn sie diese Notrufe über das Funkgerät hörte und nicht darauf reagierte. Sie war der Sheriff von Nirgendwo.
Die letzten Vorräte, von denen Danny überlebte, befanden sich in einer Bourbon-Kiste.
Sie trank und drang weiter nach Norden vor, während sie Linien auf der Landkarte zeichnete.
2
L ange bevor sie die Stadt sehen konnte, roch Danny den Rauch. Dann sah sie den dicken rußigen Streifen am Horizont, und schließlich fuhr sie entlang der bebauten Küste auf San Francisco zu. Es stank nach Rauch und Verwesung. Die Stadt brannte. Aber nicht dort, wohin sie unterwegs war.
Danny hatte in einem verlassenen kleinen Nest an der Küste angehalten, etwa zehn Meilen südlich von San Francisco. Alle seetüchtigen Boote waren verschwunden, aber dann entdeckte sie ein schwerfälliges, zwölf Fuß langes Boot, das zu groß zum Rudern und dessen Motor zu Wartungszwecken ausgebaut worden war. In der Werkstatt des kleinen Hafens fand Danny einen Außenbordmotor in einer Kiste. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihn falsch angebracht hatte, aber die Schraube reichte ins Wasser, und der Benzinhahn war geöffnet. Also warf sie den Motor an und ging mit dem Gefährt auf Nordkurs.
Sie steuerte das Fischerboot in eine Lücke am Pier 45, der von einem Schild im viktorianischen Stil als » Fisherman’s Wharf« angepriesen wurde. Der Pier wurde durch einen bogenförmigen Wellenbrecher aus Beton geschützt. In neuerer Zeit war er zu einem Parkplatz für private Wasserfahrzeuge und Charterboote geworden. Wie Danny während ihrer zweitägigen Reise entlang der Küste überall festgestellt hatte, hatte alles abgelegt, was auf dem Wasser fahren konnte. Das Meer bot den einzigen sicheren Fluchtweg aus der Stadt. Niemand wusste, was aus all diesen Boat-People geworden war. Vielleicht waren sie am Verhungern. Vielleicht hatten sie sich zu einer Flotte zusammengeschlossen, die auf dem Weg nach Hawaii war, um dort eine neue Gesellschaft auf der Basis von Frieden und Toleranz zu gründen.
Danny war überrascht, wie klein der Hafen am Pier war. Weniger als hundert Liegestellen. In San Pedro, südlich von Los Angeles, gab es zehntausende Möglichkeiten, mit einem Boot anzulegen. Hier in San Francisco waren nun vermutlich zum ersten Mal in der Geschichte freie Plätze verfügbar. Nicht das kleinste Ruderboot war zurückgeblieben. Das Wasser war tief und geheimnisvoll und vom Dreck der Stadt getrübt. Es war nicht nur das übliche städtische Treibgut, sondern ölige Brühe, Asche und verkohlter Müll, die Drainage einer riesigen Wunde. Tüten und Rucksäcke dümpelten in den Wellen. Schuhe und Hemden. Spielzeug. Ein menschlicher Kopf trieb vorbei, mit offenem Mund, als wollte er das Meer austrinken. Das Wasser stank so
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