Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
furchtbar, dass Danny den Geruch schmecken konnte.
Sie dirigierte das Boot zu einem behelfsmäßigen Maschendrahtzaun, der die Jefferson Street vom Ufer trennte. Dort hielten mehrere Männer in zusammengeflickten Fantasieuniformen mit erhobenen Waffen Wache. Sie waren mit Schrotflinten und Gewehren ausgerüstet und machten den Eindruck, als wäre das Töten jetzt zu einer normalen Notwendigkeit geworden, die jede Bedeutung verloren hatte. Danny kannte diesen Blick sehr gut. Sie selbst hatte ihn ebenfalls aufgesetzt.
» Schieß noch nicht«, sagte der einzige Mann ohne lange Waffe. Er trug nur eine Pistole, und er schien das Kommando zu haben, wenn man nach seiner gereizten Miene ging.
» Das ist ein Zet«, sagte einer der anderen, ein junger Mann mit schwarzem Käppi. » Schaut sie euch an.«
» Zets können kein Boot steuern«, sagte der Mann, der das Kommando hatte.
» Es ist ein Zet«, sagte ein Schwarzer. Er hatte weiße Strähnen oder Asche im Haar. Danny konnte es aus der Ferne nicht erkennen. Alle Männer hatten sich eine weiße Creme unter die Nasen gerieben.
» Was ist ein Zet?«, rief sie und machte den Motor aus.
Als die Männer ihre Stimme hörten, entspannten sich die Finger an den Abzügen ein wenig. Aber sie antworteten nicht. Wenige Augenblicke später scharrte das Boot am Beton entlang. Auf einen Wink vom Kommandanten traten die anderen durch eine Lücke im Zaun, dann wurde Danny an den Armen auf den Pier gehoben.
In der Stille drängten sich zahllose Fragen. Als sie zu den Lebenden zurückkehrte, wurde Danny klar, dass sie gar nichts wusste. Ein halbes Dutzend Augenpaare, gesteuert von funktionierenden Gehirnen, nicht nur tote Nerven und Zähne. Sie musste erst wieder lernen, wie sie mit ihnen interagierte, was los war und wer hier das Sagen hatte. Zunächst würde es nicht um sie gehen. Sie würde einfach mitspielen müssen. Sie musste sich daran erinnern, sich vor einer Waffe in den Händen eines Amateurs zu fürchten.
Doch im Moment war sie zu müde, um sich deswegen Sorgen zu machen. Diese Männer waren ein armseliger Haufen. Wie die Jäger, die aus der Stadt kamen, um in Forest Peak Hirsche zu schießen. Sie schafften es nur mit Mühe, sich nicht selbst zu erschießen, ganz zu schweigen von der Jagd auf Großwild. Nachdem diese Männer mehrere Tage eines Massakers überlebt hatten, waren sie nicht automatisch zu Soldaten geworden.
» Wurden Sie gebissen?«, wollte der Kommandant von Danny wissen.
» Nein.«
» Sie sehen aber so aus.«
» Fick dich selber, Arschloch!«, rief Danny, als sie für einen Moment ihre Deeskalationsstrategie vergaß.
» Ich bin Mitchell Gold«, sagte der Mann. » Ich bin für diesen Teil des Zauns zuständig.« Er nahm ein kompaktes Satellitentelefon vom Gürtel und sprach hinein. Danny dachte, dass sie sehr gern ein solches Gerät gehabt hätte. Sie konnte einen technischen Vorteil gut gebrauchen. Einen Hinweis. Irgendetwas.
» Danny Adelman«, sagte Danny. » Ich bin ein Sheriff aus der Nähe von Los Angeles.«
» Ein weiter Weg«, sagte Mitchell.
» Ja, es laufen verdammt viele Tote herum«, sagte Danny. Sie spuckte auf den Boden, aber sie hatte immer noch den Geschmack von Rauch im Mund. » Zets sind Zombies?«
» So lautet die offizelle Bezeichnung«, sagte der Schwarze. » Zets. Ein ziemlich blöder Name, weil man keine Abkürzungen mit › Z‹ mehr benutzen kann, ohne dass alle ausflippen. Man muss zum Beispiel jedes Wort aussprechen, was ich aber manchmal einfach vergesse.«
Das Gespräch wurde vom Gurgeln unterbrochen, mit dem der Außenbordmotor angeworfen wurde. Es war der junge Mann mit dem Käppi. Er war ins Boot gestiegen und versuchte, damit loszufahren. Seine Flinte hielt er auf die anderen gerichtet. Die Männer, die bislang still gewesen waren, hoben ihre Waffen in seine Richtung, sahen dabei aber Mitchell an.
» Versucht nicht, mich aufzuhalten«, sagte der Junge. » Ich haue ab.«
» Schlappschwanz«, murmelte der Schwarze.
» Scheiß drauf, lasst ihn ziehen«, sagte Mitchell. » Er kann sowieso nicht mit der Waffe umgehen.«
Sie beobachteten, wie das Boot wankend die Anlegestelle verließ, wo Danny es festgemacht hatte. Der Junge hatte keine Ahnung von der Seefahrt. Er krachte mit dem Rumpf gegen einen Pfeiler des Piers und stürzte gegen die Bootswand. Die Flinte ging über Bord. Der Motor erstarb. Der Junge kam wieder auf die Beine und schaffte es nach mehreren Versuchen, ihn erneut anzuwerfen. Dann riss er die Lenkstange
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