Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Titel: Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Tripp
Vom Netzwerk:
herum und steuerte aufs offene Meer hinaus.
    Ein paar Zivilisten, die sich zwischen den Gebäuden auf dem Pier hindurchgeschlichen hatten, wandten sich dem Boot zu. Ein Mann sprang ins Wasser und schwamm ihm mit strampelnden Zügen hinterher, aber das Boot war längst außer Reichweite. Danny verlor das Interesse an der Szene.
    » Bringen Sie mich zu Ihrem Anführer«, sagte sie ohne jede Spur von Ironie.
    » Jemand muss diese Leute in Gewahrsam nehmen«, sagte Mitchell und deutete mit seiner Pistole zum Pier mit den Zivilisten. Er zog eine Tube Vaporub aus der Hemdtasche. » Reiben Sie sich das unter die Nase, um den Gestank zu vertreiben.«
    Danny verstand es als Geste des guten Willens. Aber Mitchells Gesicht hatte einen erwartungsvollen Ausdruck. Es war nicht nur eine freundliche Geste. Er wollte etwas von ihr.
    » Also«, sagte er und versuchte es mit Lässigkeit, » haben Sie Neuigkeiten aus dem Süden zu erzählen?«
    Das war offenbar die alles entscheidende Frage, wenn man nach dem beinahe komischen Gesichtsausdruck ging, mit dem Mitchell sie stellte. Die Antwort war mehr wert als ein Klecks Nasensalbe.
    Deshalb sagte Danny: » Ja.« Und schon wenige Minuten später saß sie in einem staubigen Cadillac-Geländewagen mit blutverschmiertem Himmel und befand sich auf dem Weg in die Stadt.
    Der Rauch stieg zwischen den Hügeln hinter der Innenstadt auf, ein brodelnder schwarzer Vorhang hinter den sonnenbeschienenen Gebäuden des Finanzzentrums mit ihren optimistischen geometrischen Formen. Danny vermutete, dass Daly City komplett in Flammen stand, genauso wie der gesamte südliche Teil der Stadt. Sie waren völlig vom Festland abgeschnitten. Man konnte nur entkommen, wenn man es schaffte, ein paar Meilen weit nach Sausalito hinüberzuschwimmen. Falls Sausalito noch nicht verseucht war. Ansonsten steckte die Bevölkerung des Stadtzentrums von San Francisco – was davon überlebt hatte – in der Falle.
    Das Licht war gelblich und matt vom Rauch und vermittelte die Illusion eines Sonnenuntergangs, der den ganzen Tag dauerte. In der Luft lag ein schwerer Gestank. Die Straßen waren größtenteils frei von Trümmern, aber auf den Gehwegen drängten sich Autowracks und verbogene Fahrräder. Bulldozer standen reglos an einigen Kreuzungen. Die Ampeln waren erloschen. Es gab große Brandflecken auf dem Asphalt und Spuren von Blut oder Öl. Glasscherben. Ein Ford Taurus steckte zur Hälfte in einer Starbucks-Bar. Ein Feuerhydrant war auf Bodenhöhe abgebrochen und sprühte Wasser in die Luft, doch niemand kümmerte sich darum. Vielleicht ging das schon seit Tagen so. Ein kleiner Fluss strömte vom Zahnstummel des Hydranten hinunter zur Bucht. Hier gab es keine herumliegenden Leichen, wie Danny sie sonst überall als Teil der Landschaft gesehen hatte – diejenigen, die nicht mehr zurückkehrten. Hier waren die schlimmsten Spuren beseitigt worden.
    Sie fuhren am Telegraph Hill vorbei, und Danny hörte von oben sporadische Schüsse. Vielleicht Scharfschützen auf dem Coit Tower. Oder Hinrichtungen. Die Abwesenheit von Menschen auf der Straße hatte etwas von Kriegsrecht. Sie sah blasse, schmutzige Gesichter hinter Fenstern und Gruppen bewaffneter Männer und Frauen, die an den Grenzen ihres kleinen Reichs patrouillierten, das vielleicht aus einem einzigen Häuserblock bestand. Viele besaßen die guten Satellitentelefone. Zwei Lieferwagen, die mit Konservendosen beladen waren, rasten vorbei. Die Ladung wurde von Männern mit Gewehren bewacht.
    Mitchell fuhr mit Danny bis zu einer Straßensperre auf der Columbus Avenue, wo sie in die Montgomery überging, im Schatten der Transamerica Pyramid. Der Cadillac fädelte sich in eine Schlange aus einem Dutzend Fahrzeugen ein. Eins wurde abgewiesen. Wie es aussah, lag eine schwer verletzte Frau auf dem Rücksitz. Einige Lieferwagen mit Lebensmitteln wurden ohne Verzögerung an der Barrikade vorbeigewinkt. Danny musterte unwillkürlich jedes weibliche Gesicht, als gäbe es nur noch so wenige Frauen auf der Welt, dass sie auf diese Weise sehr schnell ihre Schwester wiederfinden würde. Einfach so.
    Natürlich war Kelley nicht dabei.
    Die Mitglieder der Wachmannschaft an der Straßensperre – es waren tatsächlich nur Männer – machten den Eindruck von Söldnern. Sie hatten große Ähnlichkeit mit den Leuten, die Danny im Irak zu hassen gelernt hatte. Als sie näher kamen, erkannte sie das digitale Tarnmuster wieder, das sie bereits an den Leichen und am Zug in Potter gesehen hatte.

Weitere Kostenlose Bücher