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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Kämpfen Sie nicht dagegen an, es ist sinnlos.«
    »Gegen was?«
    »Gegen das Valium.«
    »Es ist kein Valium.« Eine Woge von Übelkeit steigt in mir hoch. »Oder?«
    »Warum sagen Sie so etwas?«
    »Weil mein Handgelenk nicht anfängt zu brennen.«
    Er seufzt, doch dann lächelt er, und auf seinem Gesicht erscheint so etwas wie Mitgefühl. »Sie haben Recht. Ein Junkie kennt sich aus mit seinem Stoff, wie? Es ist Insulin. Bald sind Sie frei von allen Sorgen. Keine Schmerzen mehr, nichts.«
    Anderthalb Meter gegenüber in der Wanne sitzt Thalia, und sie sieht genau wie das aus, was sie ist: ein lebender Leichnam. Mein Leben darf nicht so enden. Ich bete nur, dass Conrad Hoffman sie nicht vergewaltigt hat, bevor sie ins Koma gefallen ist.
    »Schon schläfrig?«, fragt Wheaton, während er die Pistole in der linken Hand wiegt.
    Der Zucker aus den Schokoriegeln verschafft mir nur beschränkte Immunität gegen das Insulin, abhängig von der Dosis, die Wheaton mir verpasst hat. Wenn er nicht näher kommt, als er jetzt ist, werde ich das Bewusstsein verlieren, bevor ich etwas zu meiner Rettung unternehmen kann. Es sei denn, ich ziehe den Katheter aus meinem Handrücken. Doch dann erschießt er mich.
    »Ich ... bin ...«, sage ich mit schleppender Stimme, »... so müde.«
    »Richtig«, sagt er leise und sieht an mir vorbei durch die Glaswand des Wintergartens. Er scheint jeden Augenblick damit zu rechnen, dass bewaffnete Männer über die Mauer in seinen Garten springen.
    Das Badewasser fühlt sich nicht mehr so kalt an wie zuvor, und einen Augenblick lang bin ich dankbar. Dann begreife ich: Das Insulin beeinträchtigt meine Sinneswahrnehmung. Panik steigt in mir auf, ich schüttele mich, strampele mit den Beinen, und ich rutsche tiefer in die Wanne. Mein Rücken kommt zwischen Thalias Schenkeln zu liegen, und mein Kopf taucht unter.
    Es kostet mich übermenschliche Willenskraft, untergetaucht zu bleiben, doch es ist die einzige Chance zu überleben. Ich tue so, als würde ich verzweifelt darum kämpfen, wieder an die Luft zu kommen.
    Ein Schatten erscheint über dem Wannenrand und verdichtet sich zu einer Gestalt. Ein Kopf. Schultern. Wheaton blickt hinab in die Wanne. Was sieht er? Eine Wiederholung seines allerersten Mordes? Das Hippie-Mädchen? Mit einer ans Makabre grenzenden Distanziertheit sehe ich die letzten Augenblicke meines Lebens durch Wheatons Augen. Er will meinen Kopf aus dem Wasser ziehen; ich kann es spüren. Um mir einen humaneren Tod zu ermöglichen.
    Meine Lungen brennen wie Feuer, und die Kälte raubt mir die Sinne. Ich kann nicht warten, bis Wheaton in die Wanne greift. Mit einem Verzweiflungsschrei explodiere ich aus dem Wasser, die Hände zu Krallen gebogen. Seine Augen weiten sich entsetzt, und er will zurückweichen, doch da habe ich ihn bereits an den Handgelenken gepackt. Er brüllt und will kämpfen, doch er findet auf dem nassen Boden nicht genug Halt, um sein Körpergewicht gegen mich einzusetzen. Mit all meiner Kraft reiße ich seine Hände nach unten, in das eisige Nass.
    Seine Augen weiten sich verständnislos wie die eines Kindes, das aus Gründen gefoltert wird, die es nicht nachvollziehen kann, und seine Füße geben unter ihm nach.
    Ich halte ihn immer noch fest.
    Neue Gesichter erwachen in seinen Augen zum Leben: der missbrauchte Knabe, der die von Geilheit vernebelten Gedanken seines Vaters lesen konnte; der Soldat, der aus fünfzig Metern Entfernung die nackten Füße des Feindes im Gras hören konnte. Ich kämpfe mit aller Kraft darum, seine Hände unter Wasser zu halten. Seine Linke ruckt plötzlich, und eine gedämpfte Explosion hämmert in meinen Ohren. Blut strömt in die Wanne. Seine Faust ruckt erneut, und in meinen Ohren klingelt es.
    Er feuert die Pistole unter Wasser ab.
    Ich spüre keinen Schmerz, aber manchmal weiß man es einfach nicht. Verstärkt von der Übertragung durch die Wanne, betäubt mich allein der Krach der Explosion, doch ich lasse nicht los. Hellrotes Blut fließt durch das eisige Wasser, als käme es aus einem Schlauch.
    Thalia. Aus einem Loch in ihrer Hüfte sprudelt mit jedem Herzschlag weiteres Blut. Sie ist noch immer lebendig genug, um in der Wanne zu verbluten. Ich schreie voller Wut und halte Wheatons Handgelenke eisern umklammert, während die Pistole ruckt und ruckt.
    Als endlich wieder Stille einkehrt, schockiert sie uns beide. Wheatons Gesicht ist kreidebleich, und seine Hände sind kraftlos geworden. Er wehrt sich nicht länger; das eisige

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