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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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den Anblick gewöhnt, doch nachdem ich ihn wie einen ganz normalen Menschen habe telefonieren hören, ist der Anblick ein Schock. Er sieht aus wie ein Mann, der glaubt, Jesus zu sein. Ein sechzig Jahre alter Jesus. Er verharrt vor seiner Staffelei und mustert die Leinwand mit kritischen Blicken.
    Das Eiswasser fühlt sich an, als würde es sämtliches Leben aus mir heraussaugen, und der Schmerz ist viel größer, als
ich gedacht habe. Die Grenze zwischen Eis und Feuer verschwimmt.
    »Ist das Bild fertig?«, frage ich.
    »Was?«, fragt Wheaton geistesabwesend. »Oh. Beinahe. Ich ...«
    Das Läuten des Telefons lässt ihn verstummen. Er scheint verwirrt. Es läutet erneut, leise, aber beharrlich. Mit einem raschen Blick auf mich kehrt er ins Haus zurück.
    Der Impuls, aus der Wanne zu springen, wird beinahe unwiderstehlich. Dreh das heiße Wasser an , sagt eine Stimme in meinem Kopf. Ein klein wenig warmes Wasser kann nicht schaden ...
    Diesmal kehren die Schritte hastig zurück. Wheaton stürzt in den Wintergarten, rote Flecken im Gesicht, und er hält eine Pistole in der Hand. Eine Smith & Wesson Featherweight. Die Pistole, die John mir gegeben hat.
    »Was ist los? Was ist passiert?«
    »Sie haben aufgelegt.« Wheatons Stimme ist ein raues Flüstern.
    »So was passiert andauernd.«
    »Nicht hier. Und die Leitung war nicht tot, als ich abgehoben habe. Sie haben ein paar Sekunden gelauscht, bevor sie aufgelegt haben.«
    Ich versuche gleichgültig auszusehen, doch in meiner Brust keimt eine neue, wilde Hoffnung auf. »Vielleicht war es ein Kind. Oder irgendein Perverser.«
    Wheaton schüttelt den Kopf. Die animalische Schlauheit in seinen Augen weckt Furcht in mir: Überlebensinstinkte, wie sie schärfer kaum sein können.
    »Warum versuchen Sie, Erklärungen zu finden?«, fragt er. »Was kümmert es Sie?«
    »Tut es nicht. Ich wollte nur ...«
    »Halten Sie den Mund!« Er dreht sich um und starrt auf sein unvollendetes Bild, dann wieder zu mir. »Ich muss gehen.«
    »Wohin gehen? Warum?«
    »Manchmal weiß ich Dinge, bevor sie geschehen. Ich hinterfrage dieses Gefühl nicht. Dieses Haus ist nicht mehr sicher.«
    Ich spüre den plötzlichen Drang, aus der eisigen Wanne zu springen, doch bevor ich dazu komme, sagt Wheaton: »Ich weiß, dass Sie sich bewegen können.«
    Mein Herz droht auszusetzen.
    »Tun Sie nicht so, als könnten Sie es nicht. Ich habe kein Entkrampfungsmittel mehr. Ich muss alles für mein Verschwinden vorbereiten. Ich werde jetzt ein wenig neues Valium in den Beutel injizieren. Genug, um Sie für eine Weile außer Gefecht zu setzen, aber nicht genug, um Sie umzubringen.«
    Sein Gesicht wirkt aufrichtig, doch ich weiß, mit wem ich rede. »Sie lügen. Sie haben bereits zugegeben, dass Sie mich töten wollen.«
    »Jordan, ich könnte Sie an Ort und Stelle erschießen, wenn ich Sie töten wollte.«
    »Vielleicht sind wir zu nahe bei anderen Häusern. Vielleicht können Sie nicht auf diese Weise morden. Insulin verschafft Ihnen die Illusion von Euthanasie.«
    Ein eigenartiges Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. »Ich habe in Vietnam eine Menge Menschen erschossen. Das ist kein Problem für mich.«
    Er kauert anderthalb Meter vor der Wanne nieder und sieht mir in die Augen. »Warum hat Valium keine Wirkung bei Ihnen, Jordan? Haben Sie vielleicht eine kleine heimliche Angewohnheit ? Ist es das?«
    »Vielleicht eine ganz kleine.«
    Er lacht anerkennend. »Sie sind ein schlaues Kind, wie? Eine Überlebenskünstlerin, wie ich.«
    »Bis jetzt.«
    Er steht auf und geht in den Nachbarraum, dann kehrt er mit einer Spritze zurück. »Bleiben Sie, wo Sie sind. Wenn Sie versuchen zu fliehen, habe ich keine andere Wahl, als Sie zu erschießen. Das gilt auch, wenn Sie versuchen, den Katheter herauszuziehen.«
    Wheaton verlässt mein Blickfeld, und obwohl ich nichts sehen kann, weiß ich, was er tut: Er beugt sich aus größtmöglichem Sicherheitsabstand vor und injiziert den Inhalt der Spritze in meinen Infusionsbeutel. Hat er die Wahrheit gesagt, ist es Valium? Würde er mich wirklich am Leben lassen? Er hat niemanden sonst verschont. Sie alle sind irgendwo unter diesem Haus begraben.
    Mein Handgelenk müsste anfangen zu brennen, doch das tut es nicht. Wheaton erscheint zu meiner Linken und kauert sich erneut nieder, einen Meter entfernt. Er sagt nichts, sondern beobachtet mich nur schweigend.
    »Sie zittern ja«, sagt er schließlich. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich habe Angst.«
    »Das müssen Sie nicht.

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