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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Verzweiflung eine Farbe hätte, dann sähe sie so aus wie das, was das bedrohliche Gebäude vor Walter und Namenlos ausstrahlte. Es war eine Pyramide, größer als die von Cheops, doch durch und durch aus schwarzem Quarz.
    »Warum sind wir hier?«, fragte Walter erneut, als er das riesige Gebilde anstarrte.
    »Ich kann deine Frage nicht beantworten.«
    »Hat das Schicksal mich hergeführt?«
    Namenlos lächelte.
    Walter hätte sich so ein Objekt niemals vorstellen können; es war faszinierend und gleichzeitig deprimierend. Es strahlte ein Gefühl aus, das ihn an die Nacht erinnerte, als er versucht hatte, sich umzubringen. Er konnte sich seiner eigenen unmittelbaren Vorahnung nicht entziehen: Das ist es. Das ist mein Schicksal, dieser Ort hier. Walters Schicksal wartete nicht länger auf ihn. Es lag hier vor ihm, in diesem Moment. Er musste es nur noch annehmen.
    Noch konnte er die Augen nicht von der Masse aus schwarzem Glas und dem gespenstischen Schleier unermesslicher Leuchtkraft abwenden. »Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, aber es sieht so … traurig aus.«
    »Das sollte es.«
    »Was ist das? Wo sind wir hier?«
    »Das ist die Bastille der Sonstigen Seelen, Walter. Es ist ein Gefängnis. Millionen von Seelen werden hier gefangen gehalten.«
    »Jede zur Verdammnis verurteilte Seele der Hölle?«
    »O nein. Es gibt Milliarden Verdammter in der Hölle. Dieser Ort ist nur für die ganz besonderen Seelen da.«
    »Besonders in welcher Hinsicht?«
    »Seelen, die eigentlich nicht hier sein sollten. Sonstige Seelen.«
    Walter kratzte sich ratlos am Kopf, dann zuckte er zusammen. Die frisch genähte Wunde schmerzte. »Das kapier ich nicht.«
    »Stell es dir als Grabmal vor, Walter. Es enthält die Seelen von Menschen, die sonst in den Himmel gekommen wären – hätten sie nicht Selbstmord begangen.«
    Walters Blick blieb auf das Gebäude geheftet.
    »Noch eine von Luzifers größten Errungenschaften, seine größte Beleidigung Gottes. Die Fähigkeit, Menschen hier einzusperren, die eigentlich nicht hier sein sollten.«
    »Und warum bin ich dann hier?«
    Namenlos lächelte wieder. »Das kann ich dir nicht sagen. Du weißt das. Aber was predige ich dir die ganze Zeit? Schalte deinen Kopf ein. Nutze den Scharfsinn, den Gott dir geschenkt hat. Zieh deine Schlüsse.«
    Walters Talent zu Schlussfolgerungen war heute nicht gerade besonders auf Zack.
    »Du kannst zurück in die Welt der Lebenden gehen, wenn du willst«, fuhr Namenlos fort. »Aber ich kann dir nicht sagen, ob die Dinge sich dort geändert haben.«
    »Das haben sie bestimmt nicht«, versicherte Walter ihr. »Das weiß ich jetzt. Vielleicht ist das mein Schicksal. Ich weiß, dass ich niemals akzeptiert werde. Ich weiß, dass die Menschen mich niemals mögen werden. Manche werden vielleicht so tun, aber das ist alles nur Fassade. Hab ich Recht?«
    Namenlos sah ihn nur wortlos an.
    »Wenn ich zurück in die Welt der Lebenden kehre, gehe ich mit Sicherheit schnurstracks in mein Wohnheim und puste mir den Schädel weg. Nur, dass ich es diesmal richtig machen würde. Und was passiert dann? Meine Seele ist für alle Ewigkeit verdammt, und ich komme direkt hierher zurück – aber dann ohne besondere Kräfte. Meine Seele käme an diesen Ort hier, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Also kann ich auch einfach als Sohn des Äthers hier bleiben.«
    »Und als Staatsfeind betrachtet werden. Du könntest großen Schaden anrichten, aber du würdest nicht lange durchhalten.«
    »Ich würde sicher nicht oder möglicherweise nicht lange durchhalten?«
    »Möglicherweise.«
    Sie hat sich verplappert , dachte Walter.
    »Mist«, murmelte Namenlos.
    Walter lächelte. »Also muss ich mich jetzt entscheiden. Ich kann bleiben oder gehen.«
    »Ganz genau. Aber du würdest hier nicht reinpassen, Walter. Weißt du, warum?«
    »Weil ich ein langweiliger Schlappschwanz bin.«
    »Nein. Weil du nicht böse bist. Selbst wenn du überleben würdest, könntest du hier niemals zufrieden sein. Du warst noch nie in deinem ganzen Leben irgendwo glücklich oder zufrieden, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Weil du nicht böse bist. Hier kommen nur die Bösen weiter. Willst du das? Könntest du dich so grundlegend ändern, tief in deinem Herzen?«
    Walter schüttelte den Kopf. Er hörte zu, doch immer noch starrte er in tiefer Trauer empor.
    »Natürlich könntest du das nicht. Und, Walter … du bist gar kein langweiliger Schlappschwanz. Du bist eigentlich ein richtig cooler Typ.«
    Walter stieß den

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