Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
die Luft. »Sie ist ja auch ein scharfes Gerät, keine Frage, und wenigstens hast du Sex mit ihr. Ich meine … stimmt doch, oder? Bitte sag mir, dass du nicht die ganze Arbeit für sie machst, und sie dich dafür noch nicht mal ranlässt?«
    »Klar lässt sie mich ran«, log Walter. »Hältst du mich für einen totalen Schwachkopf?« In Wahrheit hatte Candice einige Male ein paar Bud Lights zu viel geschluckt und Walter tatsächlich mit in ihr Wohnheim genommen. Eine Mitleidsnummer; immerhin hatte Walter wirklich viel für sie getan. Und was war schon einer mehr – nach dem gesamten Football-, Lacrosse-Fußball- und Basketballteam, plus die Ringer, und zwar alle Gewichtsklassen? Candice war sehr großherzig, wenn sie betrunken genug war. Gib den Bedürftigen einen gelegentlichen Gnadenfick.
    Aber Walter kriegte keinen hoch.
    Nicht mal auf der Höhe seiner Manneskraft, mit achtzehn Jahren, und rittlings auf sich den Inbegriff weiblicher Schönheit. Walters bestes Stück rührte sich nicht. Sie hatte ihn natürlich süß getröstet, mit Sätzen wie: »Ach, Süßer, mach dir keine Sorgen, so was kommt vor«, oder: »Du bist nur ein bisschen aufgeregt«. Solche Sachen. Walter war tatsächlich sehr aufgeregt. Das war sein erstes Mal, verdammt noch mal. Wenn es wirklich einen Gott gab, dann amüsierte Er sich bestimmt gerade prächtig. Walter wollte seine männliche Jungfräulichkeit verlieren, genau wie jede männliche Jungfrau, und sie ausgerechnet bei dem Mädchen seiner Träume zu verlieren, wäre die Krönung gewesen. Doch ach! Alles, was er in diesen Nächten verlor, war Zeit und Selbstrespekt.
    »Aha«, schimpfte Colin weiter. »Du hast also keinen Sex.«
    »Halt den Mund!«, schrie Walter zurück.
    »Du machst also all die Arbeit, und sie macht noch nicht mal die Beine für dich breit.«
    »Sei jetzt still!«
    Was half es schon? Colin hatte keine Ahnung von Liebe. Er hatte so viele Frauen, wie er wollte, und alle waren Stripperinnen aus dem örtlichen Table-Dance-Lokal. Colin sah genauso uncool aus wie Walter, der Unterschied zwischen ihnen beiden war lediglich, dass Colin einhundert Millionen Dollar in der staatlichen Lotterie gewonnen hatte, und Walter nicht.
    Unterdessen wurde seine Liebe zu Candice immer größer, wie auch der Zeitaufwand, den er für ihre Hausaufgaben und das gemeinsame Lernen betrieb. In seinem achtzehnjährigen romantischen Idealismus glaubte Walter, er befände sich in einer aufknospenden Beziehung. Und die anderen Kerle, mit denen er sie immer sah? Die Muskelpakete, die Typen in den Sportteam-Jacken, die Footballspieler, die größer wirkten als ein japanischer Kleinwagen? Das waren nur Freunde. Mädchen hatten eben viele männliche Freunde. Das war völlig normal. Nur, weil es Männer waren, hieß das noch lange nicht, dass da etwas lief. Stimmt’s?
    So wie Walter wusste, dass ein anomaler Wert von 2,5 bis 8 Elektronvolt erforderlich war, um eine plasmatische Selbstionisierung zu erreichen, so sicher wusste er auch, dass Candice ihn liebte und eines Tages seine Frau werden würde.
    Doch zurück zu seiner Unterhaltung mit Colin. Sein Bruder sagte: »Hey, was ist der Unterschied zwischen Candice und der Titanic? Bei der Titanic weiß man, wie viele drauf waren.«
    »Halt jetzt die Klappe!«, brüllte Walter, während er nebenbei einen kurzen Essay über geringen Energieverlust bei elastischen Kollisionen von Elektronen in magnetischen Feldern studierte.
    »Sie liebt dich nicht«, wiederholte Colin.
    »Ich habe wieder eine Verabredung mit ihr. Heute Abend.«
    Colin lächelte. »Ach, hat sie wieder eine Mathehausaufgabe für dich?«
    »Nein, hat sie nicht. Wir sind in ihrem Wohnheim verabredet, Klugscheißer. Sie hat mich eingeladen.«
    Du wirst schon sehen, Candice und ich werden heiraten. Walter konnte es kaum erwarten. Er blickte auf die Uhr. »Bis dann, Colin. Ich muss in zehn Minuten bei ihr sein.« Mit diesen Worten stürmte Walter zur Tür. Colin rief ihm noch kopfschüttelnd hinterher: »Sie wird nicht da sein …«
    Candice war nicht da. Walter ließ das Mädchen an der Rezeption zehnmal in Candices Zimmer anrufen. »Walter«, sagte das Mädchen genervt nach dem achten oder neunten Mal. »Sie ist nicht da.«
    Walter zog jede Möglichkeit in Betracht. Selbstverständlich war sie da – sie hatte es doch gesagt, sie hatte ihn eingeladen. Es war völlig undenkbar, dass ein so rücksichtsvolles Mädchen wie Candice ihn versetzte. Unmöglich … Sie hielt ein Nickerchen und hatte

Weitere Kostenlose Bücher