Inferno - Höllensturz
also tot? Ob du’s glaubst oder nicht, das tut mir Leid. Und Lissa ist auch hier, wusstest du das?« Das Lächeln der Frau wurde breiter. »Das ist deine Schuld.«
Cassies Schultern sackten zusammen.
»Halt die Klappe!«, sagte Angelese. »Hör nicht auf sie, Cassie.«
Die Augen wanderten rasch zu Angelese. »Ah, ein kleiner, gebrochener Engel, gezeichnet, zerrissen. Du wirkst ein bisschen mitgenommen, findest du nicht? Warum haben sie denn nicht jemanden von Bedeutung geschickt? Ich werd’s dir sagen. Weil sie schon von Vorneherein wussten, dass du scheitern wirst; und sie wollten niemanden von Wert verlieren.«
»Leck mich«, sagte Angelese säuerlich.
»Solch gewählte Worte von einer Schwester Gottes.« Die Augen richteten sich wieder auf Cassie. »Ich habe dich nie geliebt, und Lissa habe ich auch nie geliebt. Ich wollte euch abtreiben lassen, aber euer Vater war dagegen. Es gegen seinen Willen zu tun, war mir dann doch zu riskant, sonst hätte er mich noch aus dem Testament gestrichen.«
»Ich verstehe dich nicht«, weinte Cassie. »Warum bist du so?«
»Weil ich ein furchtbarer Mensch bin.«
Angelese legte den Arm um Cassie. »Du kennst die Regeln. Du bist verpflichtet, mir jede Frage, die ich in Anwesenheit deiner Tochter stelle, zu beantworten.«
»Ach ja?«
»Ach ja. Zum Beispiel: Warum füllen die Constabler das Atrozeum schon wieder?«
Cassies Mutter lächelte. »Das … sag ich dir nicht.«
Das trotzige Lächeln schien vor ihnen durch die Luft zu schweben, doch dann verschwand es. Das Gesicht der Frau schwoll an, als würde auf ihren Körper zwischen den Felsen großer Druck ausgeübt. Sie sah aus, als wäre ihr schlecht.
»Kein Problem.« Angelese lächelte grausam. »Du musst die Frage ja nicht beantworten.«
Cassies Mutter ließ den Kopf hängen. »Sie führen eine räumliche Verschmelzung nach der anderen durch. Ohne Pause.«
»Warum? Cassie ist entkommen, und der Sohn des Äthers ist schon in der Mephistopolis. Warum sollten sie weiter Fusionen durchführen?«
»Sie wollen mit jedem bekannten Totenpass eine räumliche Verschmelzung erreichen.«
»Und warum?«
»Um die Pässe zu zerstören.«
Angelese nickte, während Cassie nur vor sich hin starrte. »Wenn sie jeden Totenpass zerstören«, erläuterte sie, »dann sitzt du hier in der Mephistopolis in der Falle. Es gibt dann für dich keinen Ausweg mehr von hier, weil alle Übergänge in die Welt der Lebenden verschwunden sein werden.« Dann richtete sie ihre nächste Frage an den Kopf zwischen den Felsen.
»Laut unseren Geheimdienstinformationen wurden die Hexologie-Instititute, die Houngan-Reanimations-Büros und die gesamte Abteilung für Voodoo-Forschung aus dem Industriesektor in den Mephisto-Turm verlegt. Stimmt das?«
»Nein«, log Cassies Mutter widerspenstig.
»Nein?«
Mehr Schmerz und mehr Übelkeit ließen das Gesicht weiter anschwellen. »Ja, Gott verdammt noch mal! Ja, es stimmt!«
Cassie hielt das kaum aus. Es spielte keine Rolle, dass ihre Mutter sie nie geliebt hatte – sie konnte nicht länger zusehen.
»Noch eine Frage, dann hauen wir aus diesem buchstäblichen Höllenloch ab«, versprach der Engel. »Vor ein paar Nächten gab es eine räumliche Verschmelzung in Maryland, in einer Art staatlicher Bibliothek. Ein Gefallener Engel namens Zeihl hat sich dort inkarniert und Selbstmord begangen, um einen Kraftaustausch zu bewirken, wodurch ein physisches Objekt aus dieser Bibliothek mit zurück in die Hölle genommen werden konnte. Es gibt keinen anderen Grund, warum ein Gefallener Engel so etwas tun sollte.«
Hass grub tiefe Falten in das Gesicht der Frau. Sie zischte Angelese an und zeigte dabei eine dünne, lange Zunge wie die einer Schlange. »Das werde ich dir niemals erzählen. Ist mir ganz egal, was passiert, aber das sage ich dir nicht.«
»Sicher, dass du es dir nicht anders überlegst?«
Ihr Gesicht verzerrte sich schon wieder vor Übelkeit. Sie musste würgen. »Niemals. Das sage ich nicht.«
Angelese trat zurück und zog Cassie ebenfalls weg. »So sei es.«
Die Augen wurden zusammengepresst, das Gesicht schwoll an, wurde gelb; Cassies Mutter warf heftig den Kopf vor und zurück.
Dann begannen die beiden Felsen, zwischen denen sie eingezwängt war, langsam … sich zu erheben.
Was in Gottes Namen , dachte Cassie.
»Geh nicht zu nah ran«, warnte der Engel. »Das ist ein Intestisaurier …«
Und was, bitte schön, ist das jetzt wieder? , dachte Cassie.
Sehr bald würde sie sehen, was das
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